Vernetzt mit Europa
Wie kann man die grüne Energie aus Europa in die Schweiz bringen?
Die Energiestrategie 2050 steht: Wasser, Sonne, Wind und Biomasse sollen die Stützpfeiler der künftigen Stromversorgung sein – zu vernünftigen Kosten und mit der Versorgungssicherheit als höchster Priorität. Aber reichen dafür die einheimischen Ressourcen?
Beim Ausbau der Wasserkraft werden Standortlimiten, Kosten und Einsprachen für die erwünschten 1 bis 3 TWh eine hohe Hürde sein. Auch Solaranlagen können zwar massiv ausgebaut werden – aber sind die genannten 30 TWh wirklich realistisch? Und Wind? Zurzeit werden gerade einmal 100 GWh aus Windenergie gewonnen.
Ganz anders sieht es im Ausland aus. Dort erlauben stabilere Windverhältnisse und vorteilhaftere geografische und regulatorische Bedingungen eine bessere Kosten-Nutzen-Situation; oft erübrigen sich Subventionen. So sind beispielsweise in Schottland vor Kurzem die Nutzungslizenzen für Offshore-Windkraftanlagen von über 20 GW (entspricht der gesamten Kapazität in der Schweiz) vergeben worden.
Wie aber bringt man diese grüne Energie in die Schweiz? Indirekt und direkt: Einerseits kann Nordsee-Windstrom in Wasserstoff umgewandelt und im europäischen Gaspipeline-Netzwerk importiert werden, andererseits mit einem intelligenten, stabilen und «gesellschaftlich akzeptierten» Übertragungsnetz. Und bestehende Stromnetze können mit technischen Massnahmen (Statcom, FACTS, Phasenschieber, hybride Freileitungen) stärker belastet werden. Schliesslich ist – zusammen mit technischen/regulatorischen Anpassungen (z. B. Dynamic Line Rating) – eine Teilnahme der Schweiz am «Flow Based Market Coupling»-Modell dringend notwendig.
Unter den gegebenen Rahmenbedingungen dürfte die Schweiz kaum je eine wirtschaftlich vertretbare energetische Autarkie erreichen. Aber dies sollte auch gar nicht das Ziel sein, denn gemeinsam mit Europa betriebene Infrastrukturen werden kostengünstiger und zuverlässiger funktionieren. Die Lösung wird also in einer Kombination von lokaler Mehrproduktion und einem mit Handelsabkommen gestützten Import/Export zu finden sein. Dafür braucht es erhöhte Investitionen in intelligente, flexible Netze.
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