Wer gestaltet die Zukunft?
Einen einfachen Stromhandel in den untersten Netzebenen schaffen
Wenn der Spritpreis über die magische 2-Fr.-Grenze steigt, werden E-Autos wieder interessant für die Masse. Und wenn ein Rohölbarrel die 100-$-Marke überschreitet oder ein Haushalt für Erdgas fast 1000 Fr. mehr zahlt, wagen mehr Personen den Schritt von der Klimabetroffenheit zum tatsächlichen Handeln – in Form konkreter Investitionen ins Solardach, in EV-Ladestationen, vielleicht in eine Batterie oder eine Wärmepumpe. Es sieht also leider nicht nach einem breit abgestützten, langfristigen Vernunftentscheid oder gar Strategie aus, trotz aller positiven Beispiele für die Realisierung neuer erneuerbarer Energielösungen und Effizienzsteigerungen. Gestalten also nur die aktuellen Energiepreis-Ausschläge die Zukunft? Und was ist aus den vielen Projekten der Bewusstseinsbildung, also den vielbeschworenen, nichttechnischen Lösungsansätzen geworden? Warum haben beispielsweise die alten Smart Meter da faktisch nichts beigetragen und nur gekostet?
Ich habe täglich an der Hochschule mit jungen Menschen zu tun und sehe dort die Hoffnung, denn bei ihnen haben solide, dezentrale technische Lösungen, die langzeitstabil sind, die maximale Entkopplung von den teilweise spekulativen Energiemärkten bieten, die besten Chancen. Die breite internationale Herstellung der notwendigen Energiekomponenten – Solarmodule, Batterien, Leistungshalbleiter, Solarinverter, Windräder und Trafos – sollte die Lieferketten stabilisieren, aber nur, wenn auch in Europa noch langfristig produziert wird. Eine kluge Politik mit Augenmass fördert massiv diesen Schritt ins Dezentrale, statt die Bevölkerung mit den Preisausschlägen bei der Energie alleine zu lassen.
Jetzt muss der einfache, lokale Stromhandel in den untersten Netzebenen gelingen. Also der Stromfluss vom Solardach ins gegenüberliegende Gebäude oder ins benachbarte Stadtviertel mit der stabilisierenden Wirkung der wachsenden Batteriespeicherflotte in den E-Autos. Erst dann haben wir in der gesellschaftlichen Breite aus der historischen Ölkrise gelernt, auch wenn es über ein halbes Jahrhundert gedauert hat.
Kommentare