Fachartikel Eigenverbrauch , Energiespeicher , Gebäudeautomation

Lohnt es sich schon heute, eine Batterie zu installieren?

Eigenversorgung und Energiespeicher

20.08.2020

Photovoltaikanlagen (PVA) auf Dächern, die eine Liegenschaft direkt versorgen, bringen Gewinn, dank Preiszerfall der Photovoltaik, Einmal­vergütung (EIV) und Eigen­verbrauchs­gemein­schaften (EVG): Der billigere Solarstrom ersetzt den teuren Netzstrom. Der Überschuss an Solarstrom wird jedoch zu ungünstigen Bedin­gungen ins Stromnetz eingespeist. Anstatt den Überschuss einzu­speisen empfiehlt man, ihn in Batterien zu speichern und zu verbrauchen, wenn die Sonne nicht scheint. Aber rentieren Batterien überhaupt?

Je nach Ladestrategie hat eine Batterie eine andere Rolle: Erhöhung des Eigenverbrauchs, Vermeidung von Kappen, Stabilisierung des Stromnetzes oder Lieferung von Notstrom. Diese Studie kommt zum Schluss, dass Batterien weder Energie, Geld noch CO2 ersparen und dass sie – ausser als Notstromversorger – nur das Gefühl von Unabhängigkeit vermitteln. Der Energiestrategie 2050 würde  eine grössere Abdeckung des Daches mehr bringen.

Das Energiegesetz [2] erwartet für 2035 eine Produktion von 11,4 TWh erneuerbarem Strom, der grösstenteils mit Photovoltaikanlagen (PVA) erzeugt werden soll. Dieses Ziel ist nur zu erreichen, wenn alle geeigneten Dächer der Schweiz mit 50 km2 an Modulen gedeckt werden.

Zur Förderung von PVA verspricht das Energiegesetz eine Einmalige Investitions-Vergütung (EIV) von bis zu 30% der Kosten. Darüber erlaubt das Energiegesetz Eigenversorgung: Der Strom vom Dach muss nicht ins Netz eingespeist werden, er darf direkt von den Hausbewohnern verbraucht werden und sogar an unmittelbare Nachbarn verkauft werden.

Verbraucher bleiben aber am Stromnetz angeschlossen und beziehen davon den Fehlbetrag, wenn der Solarstrom nicht ausreicht. Die Verbraucher werden Kunden einer Eigenverbrauchsgemeinschaft (EVG), deren Rechtsform (ZEV) von der Energieverordnung [3] festgelegt wird.

Eine PVA wirft heute auf jedem Fall Gewinn ab. Der billigere Solarstrom (ca. 0,12 Fr/kWh) ersetzt den teureren Netzstrom (ca. 0,20 Fr/kWh), der mit den Netzgebühren belastet ist. Die Stromnetzbetreiber entgelten den Überschuss, der ins Stromnetz eingespeist wird, nur nach Marktkosten (ca. 0,05 Fr/kWh). Somit ist es wirtschaftlich, möglichst viel Strom aus der PVA direkt zu verbrauchen.  

Zur Erhöhung des Eigenverbrauchs kann man:

  • flexible Lasten einschalten, wenn die PVA zu viel liefert (z.B. Boiler, Tiefkühltruhe, E-Auto-Ladestation)
  • den Kreis der Verbraucher erweitern, indem man die Eigenverbrauchs-Gemeinschaft auf Nachbarn ohne PVA ausdehnt, oder
  • Batterien einsetzen, die den Überschuss speichern, was viele Stromnetzbetreiber empfehlen.

In Deutschland [4] werden Batterien sogar durch Subventionen unterstützt. Lohnt sich aber in der Schweiz eine Batterie in Anbetracht der Energiebilanz, der Umwelt und der Wirtschaftlichkeit? Eine Simulation betrachtet typische Situationen basierend auf Zahlen von existierenden Anlagen.

Eigenversorgungsgemeinschaften

Das Einstiegsbild zeigt Notstrombatterien im Keller einer EVG mit Umrichter (blau), und Gleichrichter (orange).

EVG in einem Mehrfamilienhaus

Bild 1 zeigt das Beispiel einer EVG von drei Wohnungen mit PVA und Batterie.

Der Solarstrom wird teils direkt verbraucht, teils ins Stromnetz gespeist und teils in der Batterie gespeichert. Ein Teil geht durch Laden, Entladen und Selbstentladung der Batterie verloren, ein anderer Teil geht verloren, wenn das Stromnetz keinen Strom mehr akzeptiert und die PVA gekappt wird, also ihre Leistung begrenzen muss.

Die Batterie kann auch aus dem Stromnetz aufgeladen werden, insbesondere um als Notversorgung zu dienen. Der Energiefluss wird mit den Verbrauchszählern jeder Wohnung gemessen, sowie mit dem Eigenverbrauchszähler (EVZ), der als einziger am Stromnetz angeschlossen ist.

Begriffe

Bild 2 zeigt die Stromflüsse in einer EVG.

Abdeckungsgrad

Der Abdeckungsgrad gibt an, um wie viel die Solarproduktion den Verbrauch übersteigt. Wenn das gesamte Dach mit Solarzellen bedeckt ist, kann der Abdeckungsgrad eines Einfamilienhauses leicht einen Wert von 2 erlangen, währenddessen ein Gebäude mit mehreren Stockwerken 1 nicht erreicht.

Autonomie

Die Autonomie α ist definiert als der Anteil des Verbrauchs, der nicht vom Stromnetz bezogen wurde.

Die Autonomie erreicht niemals 100%, ausser im Inselbetrieb (Autarkie). Solange die Anlage mit dem Stromnetz verbunden ist, und dieses Strom liefern kann, bringt die Autonomie keinen Vorteil bezüglich Energie, Umwelt oder Wirtschaftlichkeit. Sie befriedigt höchstens das Gefühl der Unabhängigkeit auf Kosten der Gemeinschaft der Verbraucher. Die Autonomie kann mit einer Batterie erhöht werden, dies ist auch das Verkaufsargument.

Eigenverbrauch

Der Eigenverbrauch ist definiert als der Anteil der Solarenergie, die nicht ins Stromnetz eingespeist wird. Wenn die gesamte Dachfläche bedeckt ist, erreicht der Eigenverbrauch eines Einfamilienhauses 30%, derjenige eines 3-stockigen Hauses 50% und derjenige eines Einkaufzentrums 100%. Wenn der Abdeckungsgrad steigt, verringert sich der Eigenverbrauch.
Da der erzeugte Solarstrom und die Verluste nicht direkt gemessen werden, wird der Eigenverbrauch ε durch den Eigenverbrauchszähler und die Verbrauchszähler berechnet.

Ertrag

Der Ertrag hängt von den Tarifen des Stromnetzbetreibers ab, im Folgenden TKauf für den bezogenen Strom und TVerkauf für den eingespeisten Strom:

Die Schweizer Stromnetzbetreiber bieten eine Vergütung TVerkauf von 0,08 Fr/kWh bis zu 0,13 Fr/kWh an [5], wobei es noch gilt, die Steuern davon abzuziehen. Im Bezugstarif TKauf sind die Gebühren miteinberechnet. In der folgenden Einschätzung betragen die verwendeten Tarife:

  • TKauf = 0,20 Fr/kWh (Tendenz steigend)
  • TVerkauf = 0,05 Fr/kWh (Tendenz leicht steigend)


Der Nachttarif und die Anschlussgebühren werden ausser Acht gelassen.

Für einen Prosumer (Produzent und gleichzeitig Konsument) hat der vom Stromnetz bezogene Strom und der eingesparte Strom denselben Wert. Der Einzelfall von Mieter-Gemeinschaften (ZEV), wie es die Energieverordnung vorsieht, wird hier nicht betrachtet, aber dies ändert nichts an den Schlussfolgerungen.

Kosten

Die Kosten des Solarstroms sind unabhängig von der erzeugten Energie und teilen sich auf in Grundkosten (Projektierung, Gerüstbau, Anschlussgebühren, usw.) und in variable Kosten proportional zur installierten Leistung (Montage, Module, Elektronik, Unterhalt).

Die Grundkosten betragen ca. 40% der Gesamtkosten, doch dieses Verhältnis steigt, weil die Module billiger werden.

Unter Betracht der Einmalvergütung (EIV) und des erstmaligen Steuerabzugs, werden die Grundkosten auf 10‘000 Fr und die variablen Kosten auf 1,50 Fr/W geschätzt. Die jährlichen Kosten werden unter der Annahme einer Lebensdauer von 25 Jahren kalkuliert, Unterhalt und Reparaturen miteinbezogen.

In der Schweiz bringt 1 kW Modulleistung ca. 1000 kWh/Jahr. Die jährlichen Kosten betragen demnach 0,06 Fr/kWh (variable Kosten) und 400 Fr (Grundkosten).

Die Gestehungskosten des Solarstromes sinken mit zunehmender Leistung. Zum Beispiel erzeugt eine 20 kW PVA den Strom zu 0,08 Fr/kWh, während eine 2 kW Anlage den Strom zu 0,26 Fr/kWh erzeugt. Kleine Anlagen rentieren eben nicht.

Die Gesamtkosten der Batterie (mit Gleichrichter, Transport und Montage) werden auf 800 Fr/kWh geschätzt, was bei einer Lebensdauer von 10 Jahren 80 Fr/kWh/Jahr ergibt. Einige Hersteller versprechen eine Lebensdauer von 20 Jahren oder 10‘000 Zyklen, aber mit höheren Kosten, was wiederum aufs Gleiche herauskommt. Batterien mit einer optimalen Kapazität stellen mehr als 20 % der Kosten der PVA dar, gleichviel also, wie die EIV einbringt.

Die Rolle einer Batterie

Eine Batterie kann verschiedenen Zwecken dienen:

  • Notstromversorgung. Die Batterie deckt unerwartete Stromausfälle ab und muss dazu immer voll sein - sie kann deshalb nicht gleichzeitig den Eigenverbrauch erhöhen. Dieser Dienst wird nur von wenigen Anlagen geleistet, denn die meisten Umrichter sind netzgeführt und funktionieren nur, wenn das Netz mit 50 Hz läuft.
    Dieser Fall wird hier nicht berücksichtigt.
  • Stromnetzregulierung. Einige Stromnetzbetreiber verwenden grosse Batterien (z.B. EKZ in Dietikon und Volketswil [6] um ein Netz mit schwachen Zuleitungen vor Verbrauchsspitzen zu schützen. Zu diesem Zweck darf die Batterie zu keiner Zeit voll oder leer sein. Die Übertragung dieser Netzregelung an eine Vielzahl von Batterien in Privatbesitz ist riskant. Es fehlt heute eine Entlohnung für diese netzdienstliche Leistung und die Steuerung dieses «virtuellen Kraftwerk» ist ungelöst.
    Dieser Fall wird hier nicht berücksichtigt.
  • Vermeidung von Kappen bei Überlastung des Stromnetzes. Dieser Fall wird hier betrachtet.
  • Erhöhung des Eigenverbrauchs. Dieser Fall wird im folgenden Abschnitt detailliert erläutert.

Batterie zur Erhöhung des Eigenverbrauchs

Die wirtschaftlichste Ladestrategie ist die «gierige» Batterie, die jede Überproduktion sofort einfängt.

Eine «gierige» Batterie lädt sich, sobald die Solarproduktion den Verbrauch überschreitet, und das, bis sie voll ist. Danach wird der Überschuss ins Stromnetz eingespeist (falls möglich); Wenn die Solarproduktion unter den Verbrauch sinkt, deckt die Batterie den ganzen Verbrauch ab, bis sie leer ist; Danach deckt das Stromnetz den Verbrauch.

Stromverlauf während zweier Tage

Bild 3 zeigt den Energiefluss während zweier idealer Tage, wolkenlos, mit einer Solarproduktion die gleich hoch ist wie der Verbrauch (24 kWh), also mit einem Abdeckungsgrad von 1,0. Die Durchschnittsleistung ist in diesem Beispiel 1 kW (drei typische Schweizer Haushaltes mit vier Zimmern und einer Küche mit Elektroherd).

Die Solarenergie-Erzeugung (Fläche unter der Kurve «Solarerzeugung» vom Bild 3) wird aufgeteilt in Direktverbrauch (braune Fläche), Überschuss (gelbe Fläche) und gespeicherte Energie (orange Fläche). Der Überschuss wird ins Stromnetz eingespeist (grüne Fläche), solange es das Stromnetz erlaubt. Die Einspeisung wird hier bei 2 kW gekappt, damit die Sicherungsautomaten nicht ansprechen.

Die zwei Tage in Bild 3 stellen den bestmöglichen Fall dar.

Der Inhalt einer Batterie hat wenig Wert. Eine Batterie von 1 kWh enthält nur 0,20 Fr an Energie, die sonst 0,05 Fr bei Einspeisung erbracht hätten Wenn diese Batterie 600 Fr gekostet hat, muss sie 4000 Mal während ihrer Lebensdauer vollständig geladen- und entladen werden, was eine Lebensdauer von mehr als 20 Jahre voraussetzt.

Eine Batterie zahlt sich durch ihre Entladung zurück (braune Fläche, «Entladung» auf Bild 3). Idealerweise müsste sich die Batterie jeden Tag ganz entladen und Energie liefern, bis der Nachttarif anfängt.

Die Kapazität der Batterie wird angegeben durch die Zeit, während der sie die Leistung des durchschnittlichen Verbrauchs liefern kann. Die Batterie im Bild 3 hat eine Kapazität von «4 Stunden» (4 kWh). Die «4 Stunden»- Batterie ist ein Kompromiss zwischen einer zu kleinen Batterie, die sich jeden Tag entlädt aber nur wenig Überschuss speichert, und einer zu grossen Batterie, die im Sommer meist geladen bleibt und im Winter praktisch nicht geladen werden kann, siehe nächster Abschnitt.

Eine Batterie verringert die Abhängigkeit zum Stromnetz nicht, denn die Spitzenleistung, die das Stromnetz liefern muss bleibt unverändert (Wintertag mit Schnee).

Sie verringert auch nicht die Spitzen der Einspeisung ins Stromnetz, denn eine optimale Batterie ist häufig schon voll vor dem Mittag. Eine Batterie verbessert die Energiebilanz nicht. Im Gegenteil, sie verliert rund 20% der gespeicherten Energie durch Lade- und Entladeverluste, siehe Abschnitt «Batterie zur Vermeidung des Kappens».
Leistung und Energie über das Jahr

Bild 4 zeigt die Ladung und die Leistungen für denselben Verbrauch übers Jahr von Sommer zu Sommer. Da die Solarstromerzeugung im Jahresmittel die Hälfte derjenigen bei der Sonnenwende beträgt, wurde die Maximalleistung auf 8 kW verdoppelt, um eine Abdeckungsrate von 1 zu erreichen. Der Eigenverbrauch nach Bild 4 beträgt 51%.

Diese optimale Batterie ist auf eine möglichst tiefe Entladung ausgelegt: sie ist im Sommer meist voll, im Winter meist leer.

Bild 5 zeigt eine überdimensionierte Batterie (4 Mal diejenige von Bild 4). Im Sommer entlädt sich die Batterie nicht mehr jeden Tag und im Winter bekommt sie nicht genug Strom, um sich voll zu laden, also ist sie nicht wirtschaftlich. Am Bezug übers Jahr ändert sich wenig. Dennoch kann diese Batterie nicht verhindern, dass der Strom bei Überproduktion gekappt wird, denn im Sommer, wo es darauf ankommt, ist sie meistens schon vor dem Mittag voll. Um ein Kappen zu verhindern, müsste sich die Batterie ins Stromnetz zuvor entladen – ausgerechnet, wenn es bereits zu viel Strom gibt, denn die Schweiz exportiert im Sommer. Der Strom wird dann weniger Wert haben als die Gestehungskosten des Batteriestromes.

Hinweis: Diese Simulation verwendet folgende Parameter:
Jahresverbrauch: 8760 kWh (1 kW mittlere Leistung)
Jahresproduktion: 8760 kWh (100% Abdeckung)
Ladeverluste: 20%
Selbstentladung: 0,01%/h
Meteojahr 2017–2018 [7] (1000 Wh/W)
Verbrauchsprofil 2017-2018 (Swissgrid Kanton Aargau, VDEW [8])

Ertrag in Funktion der Kapazität der Batterie

Bild 6 zeigt die Einnahmen und die Kosten einer PVA in Abhängigkeit des Abdeckungsgrads für Batterien verschiedener Kapazitäten. Die Werte sind nur Beispiele, denn sie müssen für jeden Fall einzeln berechnet werden. Dabei wird ein jährlicher Verbrauch von 8760 kWh (1 kW mittlere Leistung) angenommen. Es werden zwei Werte betrachtet, welche proportional zur Leistung sind; 0,06 Fr/kWh (heute) und 0,04 Fr/kWh (morgen).

Bild 6 zeigt, dass die Anlage erst ab einem Abdeckungs­grad von 0,2 rentabel ist, unabhängig von den variablen Kosten. Die Grenze von 10% der Anschluss­leistung, die vom Gesetzgeber für den Bezug der Förderung vorge­schrieben ist, verhindert somit zu kleine, und unren­table Anlagen.

Ohne Batterie und mit variablen Kosten von 0,06 Fr/kWh rentiert die Anlage nur bis zu einem Abdeckungs­grad von 1,8.

Dieser Effekt schadet der Energiestrategie 2050, denn die kosten­bewussten Besitzer begnügen sich zunächst mit einer kleinen Modulfläche, die gerade ihren Eigenverbrauch deckt. Sie werden auch danach ihre Fläche kaum vergrössern.

Die gute Nachricht: Sobald die variablen Kosten der PVA sinken (von 0,06 Fr/kWh auf 0,04 Fr/kWh), also unter den Tarif der Einspeisung (0,05 Fr/kWh) liegen, wird jede Erhöhung der installierten Leistung ausnahmslos rentabel sein, und das unabhängig von der Kapazität der Batterie.

Eine 4-h-Batterie (orange Kurve) würde es erlauben, die Einnahmen zu erhöhen, weil der Eigenverbrauch steigt. Aber die Gerade der Kosten wird um 320 Fr/Jahr (4x80 Fr) nach oben versetzt, und übersteigt somit das Zusatzeinkommen. Die Anlage ist folglich mit Kosten von 0,06 Fr/kWh nicht rentabel, wird es aber mit 0,04 Fr/kWh sein, ab einem Abdeckungsgrad von 0,6.

Es nützt nichts, die Kapazität der Batterie weiter zu erhöhen: Der Gewinn von zusätzlichem Eigenverbrauch löst sich ab einer Kapazität von 8 h auf. Tatsächlich ist das zusätzliche Einkommen proportional zur gespeicherten Strommenge, die die Batterie zurück liefert, geteilt durch die Kapazität der Batterie.

Um heutzutage eine 4-h-Batterie rentabel zu machen, müsste ihr Preis bis auf 50 Fr/kWh/Jahr sinken. Beim heutigen Stand ist man bei neuen Batterien noch weit davon entfernt, aber man könnte dies erreichen, wenn man Batterien einsetzt, die frühzeitig ausgemustert wurden, oder wenn man Batterien von Elektromobilen ein zweites Leben einhaucht – ihre Lebenszeit ist aber beschränkt.

Bild 7 zeigt, dass es sich heute nicht lohnt, den Eigenverbrauch durch eine Batterie zu erhöhen. Erst wenn die Gesamtkosten einer Batterie unter 500 Fr/kWh sinken, lässt sich eine bescheidene Rendite erwirtschaften – bei grosser Abdeckung und falls die Stromnetzbetreiber die Einspeisevergütung nicht erhöhen.

Batterien von sehr hoher Kapazität, wie in der Referenz [9] prognostiziert, sind spekulativ. Sobald der Markt geöffnet wird und die Sonne den Wasserkraftwerken Konkurrenz macht, werden die Netzbetreiber wohl eine feste Leistungsabgabe verlangen und den Tarif an den Marktpreis des Stromes knüpfen, was die Situation zu Ungunsten der PVA verändern wird.

Batterie zur Vermeidung des Kappens

In schwachen Stromnetzen und wenn die Einspeisung zu hoch ist, muss gekappt werden. Die Batterie könnte die gekappte Energie auffangen, wie von Swissolar vorgeschlagen [10].

In diesem Fall wird die Batterie nur aufgeladen, wenn das Stromnetz keinen Strom mehr akzeptiert und dazu darf sie nie voll werden.

Es ist jedoch schwer vorauszusehen, ob die Einspeisung einer PVA an einem bestimmten Tag vom Netz gekappt wird. Es ist noch schwieriger, zu entscheiden, ab welchem Moment Kapazität dazu reserviert werden soll, denn das Elektrizitätswerk gibt heute dazu keine Signale. Die PVA muss anhand der Netzfrequenz und Spannung festzustellen, dass das Stromnetz bald überlastet wird.

Der Wert der Energie, die durch das Kappen verloren geht, selbst wenn sie mit dem höchsten Tarif vergütet würde, gleicht die Batteriekosten nicht aus. Bild 3 zeigt ein Kappen bei 2 kW (doppelt so viel wie die durchschnittliche Leistung), dabei werden nur 1800 kWh übers Jahr zurückgewonnen, also ca. 360 Fr. pro Jahr. Damit lässt sich keine Batterie bezahlen.

Batterie für die Autonomie

Die EVG in Bild 5 ist alles andere als autark, sie hängt das ganze Jahr über vom Stromnetz ab (Energie in Rot). Die erste Voraussetzung für Autonomie ist, dass die Solaranlage viel mehr produziert als die EVG verbraucht, um die Verluste auszugleichen. Bild 8 zeigt eine Quasi-Autarkie: Um die Verluste auszugleichen, müsste die Solarproduktion erneut verdoppelt werden. Um den Winter zu überstehen, wäre eine Batterie mit einer Kapazität von 1800 h erforderlich, mehr als das 450-fache der wirtschaftlich optimalen Kapazität.

Ökobilanz der Batterie

Zu guter Letzt, vom klimatischen Standpunkt aus, hat die Herstellung der 4-kWh-Batterie rund 600 kg CO2 ausgestossen. Dies entspricht einer Energieerzeugung von 1000 kWh mit einer Gasturbine. Da die Batterie keine Energie einspart (sondern verliert), belastet sie den ökologischen Fussabdruck der Anlage.

In Ländern mit einem hohen Anteil an Kohle- und Gasstrom kann sich eine Batterie möglicherweise von der CO2-Bilanz her rechtfertigen.

Wenn aber der Zweck ist, damit keinen Atomstrom zu verbrauchen, bringt die Batterie nichts: ausgerechnet im Winter, wo der Anteil der AKWs im Netz am höchsten ist, gibt es keinen Überschuss an Solarenergie zum Speichern.

Fazit

Eine Batterie ist teuer, vernichtet Energie, verringert die Zuverlässigkeit und verschmutzt die Umwelt.

Eine Batterie kann trotzdem für einige Zwecke verwendet werden:

  • Eine Batterie zur Erhöhung der Autonomie und des Eigenverbrauchs wird erst rentabel sein, wenn ihre Kosten stark gesunken sind, und das nur, wenn die Stromnetzbetreiber die Vergütungen nicht erhöhen und keinen fixen Leistungstarif einführen.
  • Eine Batterie zur Notstromversorgung rechtfertigt sich für kritische Anwendungen, was in der Schweiz selten ist dank der Stabilität unseres Stromnetzes. Diese Betriebsart ist aber unabhängig von der PVA und erlaubt es nicht, den Eigenverbrauchsgrad zu erhöhen.
  • Eine Batterie zur Stabilisierung des Stromnetzes kann in einigen Fällen [12] angewandt werden, aber dieser Gebrauch ist unabhängig von einer PVA. In der Schweiz können Batterien zur Stabilisierung des Stromnetzes mit den Wasserkraftwerken nicht konkurrieren: Sie sind nur in anderen Ländern eine Lösung. Unsere Deutschen Nachbarn subventionieren Batterien [4], weil sie nur wenig modulierbare Stromversorgung haben.
  • Eine Batterie zur Vermeidung von Spitzenproduktion rechtfertigt sich nicht [13]. Der Wert des nicht-gekappten Stromes ist zu klein.
  • Die Batterien von Elektrofahrzeugen können keine EVG mit Strom versorgen, weil sie immer eine Leistungsreserve fürs Fahren vorbehalten müssen. Es ist besser, stationäre Batterien zu installieren, als überdimensionierte Batterien auf der Strasse zu transportieren.
  • Eine Batterie für die saisonale Speicherung macht keinen Sinn, weder ökologisch noch technisch: Die damit vorgetäuschte Autonomie ist illusorisch und wenig solidarisch.

 

Es ist nicht verwunderlich, dass Stromnetzbetreiber Batterien empfehlen, da sie damit niedrigere Einspeisekosten und kleinere lokale Einspeisespitzen haben und somit Freiwilligen die Umsetzung der Energiestrategie 2050 überlassen. Sie freuen sich auch, wenn der Verbrauch konstanter bleibt, denn sie verbrauchen weniger Regelenergie.

Wer heute eine Batterie einsetzt, macht dies nicht um Energie, CO2 oder Geld zu sparen, sondern, um die dezentrale Energieerzeugung zu fördern, um seine Unabhängigkeit vom Netz zu beweisen und um Atomstrom zu vermeiden, im Sinne der «Stromrebellen». Damit wird der Energiestrategie 2050 keinen Dienst erwiesen.

Nur wird in wenigen Jahren der Wert des Solarstromes steigen. Die Immobilienbesitzer würden folglich am besten ihre Dachfläche vollständig abdecken und die vom Gesetz erlaubten 100 kW vollumfänglich ausschöpfen. Sie sollen die Rentabilität mit flexiblen Verbrauchern (Wasserheizung, Tiefkühler, Wärmespeicherung, Wärmepumpen, Elektroautos usw.) erhöhen, und die EVG auf die Nachbarschaft ausdehnen, und vielleicht eines Tages auf das gesamte Niederspannungsnetz, wenn der Gesetzgeber es erlaubt [14].

Referenzen

[1] H. Kirrmann, «Est-il déjà rentable d’installer une batterie?», Bulletin SEV/VSE, 8/2019
[2] Energiegesetz (730.0), BFE, Bern, 2016.
[3] Energieverordnung (730.01), BFE, Bern, 2017.
[4] Speicherförderung Sachsen.
[5] VESE, Einspeisevergütung.
[6] EKZ So funktioniert die grösste Batterie der Schweiz, 15. Mai 2018.
[7] Meteo Suisse IDAWEB, 2018.
[8] VDEW Lastprofile.
[9] Mounir, Nadine, Planair, 16 novembre 2017, Yverdon-Les-Bains, conférence Swissolar.
[10] PV-Anlagen mit Batterien, Swissolar, Broschüre n°13, 2016.
[11] CKW Solarspeicherrechner.
[12] Gerhard Emch, «Mit Photovoltaik-Fassade Eigenverbrauch optimiert», Bulletin SEV/VSE 12/2018, S. 29
[13] André Kübler et al, «Anschlusskappung von Photovoltaikanlagen», Bulletin SEV/VSE 5/2019, S. 44-48.
[14] Roland Notter, «Autarke Versorgung: (Wann) lohnt sich das?», Bulletin SEV/VSE 5/2019, S. 50–54.

 

Autor
Prof. Dr. Hubert Kirrmann

war Mitglied CES/TK 57 – Netzleit­technik und zuge­hörige Kommunika­tions­technik.

  • Solutil
    5405 Baden

Diese deutsche Version basiert auf der ursprünglichen, ungekürzten französischen Version, die leicht gekürzt und redaktionell bearbeitet im Bulletin SEV/VSE 08/2019 erschienen ist.

Kommentare

Tim Just,

Da sind einige Annahmen falsch. Warum soll eine Batterie nur 10 Jahre halten? Der Tagestarif ist im Mittelland eher 24-25 Rp. pro kWh. Eine Solaranlage hält locker mehr als 25 Jahre...

Hans Bruggmann,

Ich finde es schade, dass das EWZ bedeutend mehr für den Bezug von Solarstrom verlangt, als es für die Einspeisung bezahlt. Es macht keinen Unterschied bei den Kunden, ob man Solarstrom einspeist oder nur normaler Strombezüger ist. Es wird nicht die Partnerschaft geschätzt.

R. Voellmy,

Mit einer hohen Abdeckung (Produktion 3 x Bedarf) und einer grossen Batterie würde die Sache wohl etwas anders aussehen. Der Bezug vom Netz würde gegen Null tendieren.

Bitte rechnen Sie 9 plus 7.