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Energiemarkt? Energiemärkte!

Hin zu einem intelligenteren, stabileren, grüneren Netz

02.09.2020

Der Energiemarkt befindet sich im Umbruch: Dezentralisierte, wetterabhängige Produktion, die kommende vollständige Marktöffnung, Eigenverbrauchs­gemeinschaften, E-Mobilität … Es gibt aber nicht den Energiemarkt, sondern viele Marktplätze für diverse Akteure mit unterschiedlichen Interessen. Die kürzlich von Swissgrid lancierte, auf Bitcoin basierende Plattform ist ein vielversprechender Weg hin zu einer übergreifenden Marktlösung.

Das Energiesystem ist aber einem weit grösseren Wandel unterworfen – auf der Angebots- wie auf der Nachfrageseite. Gas-, Strom- und Wärmemärkte werden zunehmend zusammengeführt. So wird eventuell bald Nordsee-Windstrom in Wasserstoff umgewandelt und im europäischen Gaspipeline-Netzwerk zu den Verbrauchern geführt.

Alle diese Veränderungen verlangen nach einem Netz, das intelligenter, stabiler und grüner sein wird.

Intelligenter, weil Daten für Schutz und Steuerung nötig sind, um multidirektionale Lastflüsse und schwankende Einspeisungen zu beherrschen. Digitale Unterwerke werden die Netzautomatisierung vorantreiben. Das kürzlich von Hitachi ABB Power Grids lancierte Forschungsprojekt «Autonomes Netz» verfolgt ähnliche Ziele, wie wir sie aus dem Automobilbereich bereits kennen.

Stabiler, weil die Lastflüsse stark zunehmen werden, mit einer weitreichenderen Vermaschung des Verteilnetzes. Energiespeicher spielen dabei eine wichtige Rolle. So konnte vor Kurzem die erste batteriegepufferte Ladeinfrastruktur für Elektroautos im Schweizer Autobahnnetz in Betrieb genommen werden. Dank der Zwischenspeicherung muss das lokale Versorgungsnetz die Spitzenlast beim Schnellladen nicht direkt abdecken.

Und grüner soll das Netz im Kampf gegen den Klimawandel auf jeden Fall werden, um die Stromversorgung mit kleinstmöglichem ökologischen Fussabdruck sicherzustellen.

Aber wie werden die Energiemärkte in der Zukunft aussehen? Regionale und nationale Gegebenheiten müssen dabei ebenso berücksichtigt werden wie zahlreiche weitere Parameter, etwa die künftigen technologischen Entwicklungen und die gesellschaftliche Akzeptanz.

 

Autor
Stefan Hatt

ist Präsident des Expert Board ETIT von Electro­suisse und Senior Vice President von Hitachi Energy.

  • Hitachi Energy
    5400 Baden

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