Rückschau Energienetze , Infrastruktur

Aktuelle Leitungs­bau­projekte und kreative Lösungen

Leitungsbau, 9. November 2022 in Aarau

10.11.2022

Den Auftakt der Leitungs­bautagung vom 9. November 2022 in Aarau machte ein inter­nationales Gross­projekt: Die HVDC-Leitung, die durch den Eurotunnel die britische Insel mit dem europäischen Festland verbindet. Bertrand Findinier, Eurotunnel, und Stuart Wilson von Mott MacDonald stellten das 850-Mio.-€-Projekt vor. Eine Schwierigkeit war die Installation der Kabel der bidirektionalen 1-GW-Leitung während des Betriebs. Weil der Einzug nur in einem 5,5-Stunden-Slot an jedem zweiten Wochen­ende ausgeführt werden konnte, mussten viele Arbeiten ausserhalb des Tunnels ausgeführt werden. Die 320-kV-Leitungen sind galvanisch vom Zugsystem getrennt, um Störungen zu vermeiden.

Wie man mit einem Baukasten das optimale Trassee für eine Leitung findet, zeigte Robert Benz von Swissgrid auf. Die Planung konkretisierte er am Beispiel Innertkirchen-Ulrichen.

Der Ersatzneubau der 66-kV-Übertragungsleitung der SBB im Laufental direkt neben den Gleisen wurde von David Baumgartner, SBB Infrastruktur, und Marco Hutz, Bouygues E & S Enertrans, geschildert. Starker Regen war ein Hauptproblem und bei schwer zugänglichen Fundamenten mussten die zwei- oder dreiteiligen Masten mit einem Superpuma angeliefert werden.

Kurt Kriesi, BKW Energie, bestätigte, dass im Leitungsbau die Akzeptanz für BIM zwar nicht so gross sei wie im Hochbau, aber BIM biete die Möglichkeit, Projekte auch Laien verständlich zu machen. Sein Fazit: Die integrierte Planung mit einem zentralen 3D-Modell wird sich durchsetzen.

Für Spannungs­erhöhungen auf Masten, bei denen sonst zu wenig Platz für eine höhere Spannung ist, eignet sich die isolierte Trag­abspann­kette, die Toni Wunderlin von Axpo vorgestellt hat. Die kreative Lösung, die technische und regulatorische Anforde­rungen erfüllt, lässt sich für einen Umbau von 50 auf 110 kV einsetzen.

Christoph Fischer stellte aktuelle Swissgrid-Projekte vor, u. a. die Gotthard­leitung, die im zweiten Strassen­tunnel realisiert werden soll. Sie soll 2029 mit der Inbetriebnahme des Autotunnels einsatzfähig sein. Die Arbeiten zum Netzausbau der 380-kV-Leitung Pradella – La Punt wurden von Christoph Fischer und Robert Widmer, Swissgrid, präsentiert. Damit es klappt, muss die Planung bei solchen Projekten bis ins Detail präzise spezifiziert sein.

Die längste HS-Kabelleitung der Schweiz, zwischen Scuol und Bever, wurde von Heinz Gross, Engadiner Kraftwerke, vorgestellt. Die Bauarbeiten fanden teilweise in äusserst unwegsamem Gelände statt.

Hannah Kirchner präsentierte Resultate ihrer ETH-Forschung. Sie zeigte auf, wie sich Geräuschemissionen bei nassen Hoch­spannungs­leiter­seilen reduzieren lassen, um die Akzeptanz von Freileitungen zu erhöhen. Oberflächen mit einem voll­stän­digen Wasserfilm sind am leisesten.

Walter Hallauer, ESTI, und Cédric Mooser, BFE, rundeten die Tagung ab mit einem Blick auf die Stromnetz-Strategie und die Beschleunigung von Plan­genehmigungs­verfahren, was besonders auf Netzebene 5 und 6 wirkungsvoll sei.

Auteur
Radomír Novotný

est rédacteur en chef du Bulletin Electrosuisse.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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