Zum Gedenken an Michel Chatelain
Am 6. März 2017 ist Michel Chatelain im 76. Altersjahr verstorben.
Am 6. März 2017 ist Michel Chatelain im 76. Altersjahr verstorben. Er leitete von 1994 bis 2006 das Eidgenössische Starkstrominspektorat ESTI.
Michel Chatelain wuchs in Lausanne auf, wo er auch die Schulen besuchte. Nach dem Erwerb des Diploms als Elektroingenieur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne arbeitete er während 15 Jahren in der Industrie. 1980 trat Michel Chatelain in die Dienste des ESTI, wo er ein breites Betätigungsfeld vorfand. Zunächst war er während drei Jahren in der Abteilung Planvorlagen tätig. Anschliessend leitete er die Abteilung Material und Apparate, die für die Marktüberwachung im Bereich der elektrischen Niederspannungserzeugnisse und die Erteilung des damals noch obligatorischen Sicherheitszeichens zuständig war. 1987 übernahm Michel Chatelain die Leitung der Abteilung Inspektionen und 1993 wählte ihn der Vorstand des Schweizerischen Elektrotechnischen Vereins SEV (heute: Electrosuisse) als Nachfolger von Fridolin Schlittler zum Chefingenieur des ESTI, wie der Titel damals hiess. Bis zum Amtsantritt am
1. Mai 1994 übernahm Michel Chatelain Sonderaufgaben. Zu diesen gehörten insbesondere die Akkreditierung des ESTI als Inspektionsstelle sowie die Durchführung einer Effizienzanalyse in allen technischen Abteilungen des Inspektorats und daraus abgeleitet die Umsetzung von Verbesserungsmassnahmen.
Michel Chatelain war daher bestens gerüstet, als er die Leitung des Inspektorats übernahm. In seine Amtszeit fielen mehrere markante Ereignisse. Gleich nach dem Amtsantritt galt es, die totalrevidierte Starkstromverordnung und die neue Leitungsverordnung (LeV) umzusetzen. 1997 wurde der Vertrag zwischen dem Departement Uvek und dem SEV über die Führung des ESTI revidiert, was u.a. eine klarere Trennung zwischen den privatrechtlichen Tätigkeiten des SEV und den öffentlich-rechtlichen Aufgaben des ESTI zur Folge hatte. Als nach den Weihnachtsfeiertagen 1999 der Sturm «Lothar» über die Schweiz fegte und teilweise auch vor dem Freileitungsnetz nicht Halt machte, verfasste Michel Chatelain im Nachgang dazu einen technischen Bericht. Darin befasste er sich mit der Frage, ob sich in der Dimensionierung der Freileitungen Änderungen aufdrängten und die Annahmen bezüglich der Windbelastung genügend seien.
2001 wirkte Michel Chatelain massgeblich an der Totalrevision der Verordnung über elektrische Niederspannungsinstallationen (NIV) mit. So geht beispielsweise die Einführung der berufsbegleitenden fachlichen Betreuung der Träger einer Bewilligung für innerbetriebliche Installationsarbeiten auf seine Initiative zurück.
2003 feierte das ESTI das Jubiläum seines 100-jährigen Bestehens, was das Inspektorat zum Anlass nahm, mit der Inseratekampagne «So sicher ist sicher» und einem provokanten Fotosujet (Dame auf Hochspannungsmast) in allen grösseren Tageszeitungen des Landes auf sich und seinen Auftrag aufmerksam zu machen. Ein weiteres bedeutsames Ereignis war die «Strompanne Italien». Als in den frühen Morgenstunden des 28. September 2003 die Lukmanier-Leitung als wichtige Nord-Süd-Transitleitung nach einem Lichtbogen zwischen einem Leiterseil und einem Baum ausfiel und es schliesslich zum Stromausfall in Italien und kurzeitig auch in einigen südlichen Regionen der Schweiz kam, stand das ESTI auf dem Prüfstand. Im Auftrag des Bundesamts für Energie BFE verfasste Michel Chatelain einen Bericht über die Leitertemperatur- und Durchhangsberechnungen der Höchstspannungsleitungen in der Schweiz.
Michel Chatelain führte das ESTI umsichtig und mit ruhiger Hand. Gingen die Wogen hoch, was gelegentlich vorkam, wusste er die Gemüter mit seiner zurückhaltenden, auf Ausgleich bedachten Art zu beruhigen. Sein Markenzeichen war sein fester Händedruck, für den er «berüchtigt» war.
Dank seiner Zweisprachigkeit konnte er manche Brücke in die Romandie bauen. Seine Fachkompetenz war unbestritten. Im Bereich der Installationsvorschriften machte ihm keiner so schnell etwas vor. Im Technischen Komitee 64, Niederspannungs-Installationen, war er ein geschätztes Mitglied. Freude bereitete ihm auch die Tätigkeit als Experte an den Berufsprüfungen im Elektro-Installationsgewerbe, wo er, wenn es die Zeit zuliess, die Fächer Elektrotechnik und Vorschriften prüfte.
Nach der Pensionierung pflegte Michel Chatelain das Familienleben und freute sich an der wachsenden Schar seiner Enkel. Seine Kontakte zum ESTI beschränkten sich auf den gelegentlichen Austausch von Mails mit Aktiven, zufällige Begegnungen und seltene Besuche an Betriebsfesten.
Michel Chatelain hat das ESTI während langen Jahren geprägt. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
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