Wie wir künftig kommunizieren
47. Asut-Seminar vom 21. Juni 2022 im Kursaal Bern
Am jährlichen Top-Anlass der Schweizer ICT-Branche wagten eine Bundesrätin sowie diverse hochkarätige Expertinnen und Experten einen Blick in die Kristallkugel. Ihre Vision der Zukunft der Kommunikationstechnologien lässt sich in drei Punkten zusammenfassen: Die Entwicklung geht, erstens, im Eiltempo weiter. Damit wächst, zweitens, das Potenzial für Innovation und Nachhaltigkeit in allen Wirtschaftssektoren stetig weiter. Unabdingbare Voraussetzung, um es im Interesse der Gesamtgesellschaft ausschöpfen zu können, sind, drittens, zukunftsfähige Netzinfrastrukturen und Datenräume.
Technische Innovationen haben die Art und Weise, wie der Mensch kommuniziert, im Lauf der Geschichte immer wieder tiefgreifend verändert. Mit dem mobilen Internet und der flächendeckenden Vernetzung hat sich der Wandel der Kommunikationsmöglichkeiten beschleunigt wie nie zuvor: Die digitalisierten Informationen, die uns dank immer leistungsfähigeren multifunktionalen Endgeräten stets zur Verfügung stehen, sind aus unserem Alltag und unserer Berufswelt nicht mehr wegzudenken – zu vielfältig der Nutzen, der sich hinsichtlich Effizienz, nachhaltigem Ressourceneinsatz und (teilbarer) Erkenntnis daraus ergibt.
Unendliche Möglichkeiten
Und die Entwicklung geht im Eilschritt weiter. Zwei Beispiele: Paul Michael Scanlan, CTO von Huawei beispielsweise, sprach mit ansteckender Begeisterung von den bahnbrechenden Innovationen, die 5G in Kombination mit künstlicher Intelligenz ermöglichen werden, etwa, um im Gesundheitssektor Kosten zu sparen und den Fachkräftemangel zu lindern. Oliver Jung, Director Mobile & Connectivity Partnerships für Zentral- und Osteuropa von Meta, liess das Metaversum, in dem die physische mit der digitalen Realität zu einem neuen Zukunftslabor verschmelzen, lebendig werden.
Aber sind wir dem Tempo gewachsen?
Mit den Auswirkungen der voraussehbaren Entwicklung der modernen Kommunikation auf Menschen und Gesellschaft setzte sich Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich, auseinander. Er sprach wortgewaltig und unterhaltsam, malte dabei aber ein eher düsteres Bild: Das menschliche Gehirn sei nicht dafür gemacht, mit der digitalen Informationsflut zu Rande zu kommen, erklärte er – Multitasking könnten Männer und Frauen genauso wenig. Wer der Reizüberflutung entkommen und die Chancen der digitalen Kommunikationstechnologien für sich nutzen wolle, brauche also eine gehörige Portion Selbstdisziplin, das heisst, die Fähigkeit, das Wesentliche zu wählen.
Ohne den richtigen Rahmen wird’s nicht klappen
Daran, dass auch andere, und weitaus handfestere Hindernisse den Beitrag der modernen Telekommunikation für das Gemeinwesen bremsen können, erinnerte Bundesrätin Simonetta Sommaruga, in ihrer Rede. Die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) sprach die Pannen bei der Flugsicherung Skyguide und bei Swisscom an, die in jüngster Zeit deutlich gezeigt hätten, wie wichtig ein flächendeckendes und stabiles Telekommunikationsnetz sei, das pannen- und ausfallresistent sei und auch im Notfall funktioniere.
«Sie sind ein Teil des Netzes, das die Schweiz zusammenhält», sagte Sommaruga und appellierte an die Branche, gemeinsam mit dem Bund am Telekommunikationsnetz weiterzuarbeiten, damit es noch stabiler werde. Letzterer stehe, so stellte die Bundesrätin klar, entschieden hinter den raschen Ausbau von 5G, der für ein Land auf dem Weg zur Hochbreitbandgesellschaft unabdingbar sei. In der anschliessenden Fragerunde betonte Sommaruga allerdings auch die Grenzen des Engagements des Bundes: In der föderalistischen Schweizer Demokratie sei es nun einmal nicht denkbar, dass er beim Ausbau der Infrastruktur die Führung übernehme. Und der Demokratie gelte es, Sorge zu tragen.
Genau das – mehr Führung seitens der Politik beim 5G-Ausbau – würden sich die drei grossen Schweizer Telkos, deren CEOs – Pascal Grieder von Salt, André Krause von Sunrise und Christoph Aeschlimann von Swisscom – aber angesichts des Widerstands gegen den Antennenausbau eigentlich wünschen. Sie diskutierten mit ComCom-Präsidentin Adrienne Corboud Fumagalli und kamen zum Schluss, dass Bund und Kantone hier zumindest kommunikativ entschieden Rückendeckung bieten und aufzeigen sollten, dass 5G nicht schädlich, wirtschaftlich aber nötig sei. Schliesslich gehe es um die Basisinfrastruktur der Zukunft und darum, dass die Schweiz international auch in Zukunft mithalten könne.
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