Wasserkraft in Bewegung
Energiespeichertechnologien im Wettbewerb
Was waren das für Zeiten, als die Schweizer Wasserkraft im Stromaussenhandel von 2001 bis 2011 knapp über eine Milliarde Franken erwirtschaften konnte. Die Pumpspeicherseen deckten den Mittagsbedarf und die Spitze in Italien um 19 Uhr. Hochgepumpt wurde das Wasser nachts nicht mit erneuerbaren Quellen. Heute wird der Bedarf der Nachbarländer am Mittag oft vor Ort mit günstiger Solarenergie gedeckt. Nur die Exportspitzen um 7 Uhr und 19 Uhr sind für die Pumpspeicher noch da. Aber wird es so bleiben?
Anders als damals setzen heute grosse Player in der Elektrizitätswirtschaft in Europa auf Windparks und PV-Freiflächen. Wo bleiben aber die Speicher? Dies der eidgenössische Reflex – mit den hiesigen Speicherseen als Trumpf im Ärmel. Dabei sind auch die Speichertechnologien im Wandel: Wenn der Strom aus der Lithiumbatterie günstiger wird als aus dem alpinen Pumpspeicher, wird die Wirtschaft die günstigere Variante wählen. Dieser Wandel scheint Fahrt aufzunehmen: Parks mit Lithiumspeicher-Containern werden im nördlichen Nachbarland installiert, um den Regelenergiemarkt zu bedienen. Künftig werden es die bidirektional ladbaren E-Autos in der Flotte mit der Leistung des grössten Schweizer Pumpspeichers aufnehmen. Dies aber nur, wenn dazu eine kostengünstige AC-Wallbox genügt, in Verbindung mit der bidirektionalen Leistungselektronik im Auto, und kein exorbitant teurer DC-Schnelllader. Noch ist das Speichervolumen dieser Elektrofahrzeugflotte klein, aber es wächst kontinuierlich.
Natürlich wird der saisonale Stromspeicher in den Alpen, gespeist vom Regen- und Schmelzwasser, nicht durch einen Lithiumspeicher ersetzt werden. Hingegen könnte sich im nächsten Jahrzehnt der Wasserstoff für die Winterstromlücke einschalten, wenn die Kosten stimmen. Durch die stark geschmolzenen Gewinne aus dem Stromexport werden die Schweizer Speicherstrombetreiber eher ihre lokalen Verbrauchskunden bedienen – und wohl auch das Potenzial der Solarstromerzeuger in der Schweiz erkennen. Denn speichern können wir erst, wenn wir etwas produziert haben!
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