Rückschau Energienetze , Infrastruktur , Smart Grid

Was die Leitungsbauer heute bewegt

Leitungsbautagung vom 7. November 2018 in Dietikon

07.11.2018

Die jährliche Leitungsbautagung ist eine gute Gelegenheit für gegenseitigen Austausch. Die Austragung vom 7. November 2018 hat zudem mit einem breiten Spektrum an zukunftsorientierten Vorträgen überzeugt. Die Tagungslokalität in Dietikon war ausgebucht:  Über 160 Interessierte konnten ihr Wissen zu regulatorischen Themen, Praxiserfahrungen sowie zu Forschungsfragen vertiefen.

Sven Schelling, Jurist beim BFE, ging auf die Gesetze und Richtlinien ein, die es braucht, um den Anforderungen der Raumplanung und des Naturschutzes gerecht zu werden. Zudem ging er auf die niedrige Akzeptanz ein, die den Ausbau der Stromnetze bremst. Vier Stossrichtungen sollen da Abhilfe schaffen: Vorgaben für eine Weiterentwicklung, optimierte Bewilligungsverfahren, die Frage, ob Kabel oder Freileitung, sowie die Verbesserung der Akzeptanz. Das Ziel sei das richtige Netz zum richtigen Zeitpunkt. Markus Hoenke vom Bundesamt für Verkehr ging dann auf die Problematik der Resonanzen im 16,7-Hz-Netz ein, wo sie in verkabelten Abschnitten auftreten. Es gibt Fälle, wo 50-Hz-Leitungen verkabelt werden (müssen) und für die SBB-Leitung eine Freileitung mit neuem Trassee gesucht werden muss.

Dann kam das Asset Management an die Reihe. Einblicke in die Arbeit der zentralen BKW-Netzleitstelle vermittelte Philippe Rothermann. Er erläuterte, welche Lektionen man aus dem Sturm Lothar gelernt hat. So konnte man die Auswirkungen des Sturms Burglind relativ schadlos überstehen.

Martina Rohrer ging praxisnah auf Lifecycle-Überlegungen bei Axpo ein. Eine neue Analysemethode ermöglicht das Ermitteln der Restlebensdauer von Kabeln. Die Analyse ergab, dass die Nutzungsdauer der Kabel auf 50 Jahre erhöht werden kann. 

Gemäss Thomas Heizmann, FKH, ist für den Ausfall eines Hochspannungskabels meist ein Drittverschulden verantwortlich. Die Alterung kommt an der zweiten oder dritten Stelle. Sie sei nicht das Hauptproblem. Auch die Muffen seien bei Ausfällen nicht so zentral.

Perspektiven aus der Wissenschaft rundeten die Tagung ab. Reinhold Bräunlich, Geschäftsführer der FKH, erläuterte die Grundlagen der Umwelteinflüsse von Starkstromleitungen und wies darauf hin, dass die elektrische Energie eigentlich nicht in den Leitern übertragen wird, sondern im elektromagnetischen Feld. Die Felder sind somit kein «Nebeneffekt». Er ging auf Möglichkeiten zur Reduktion der Einflüsse ein, beim elektrischen Feld durch Verkabelung bzw. durch Verbesserung der Hydrophylie bei Freileitungen.

Auf hybride Hochspannungs-Freileitungen ging Christian Franck ein. Die Kopplung zwischen Wechselstrom und Gleichstrom erhöht zwar die Übertragungskapazität, hat aber auch Auswirkungen: Es entstehen unerwünschte Koronaentladungen an Wassertropfen, die sich durch die Felder verformen. Die Geräusch­entwicklung bei Gleichstrom ist praktisch nur Schönwetter­korona (Insekten, Staub). Bei gleichzeitiger AC- und DC-Korona ist zudem der unerwünschte Effekt viel stärker.

Autor
Radomír Novotný

ist Chefredaktor des Bulletins Electrosuisse.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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