Meinung VSE

VSE simuliert Energiezukunft der Schweiz

VSE-Energiezukunft 2050

08.12.2022

Will man der Energiekrise und der angespannten Versorgungslage im Winter etwas Positives abgewinnen, dann, dass Versorgungssicherheit einen neuen Wert erlangte. Gewissheiten sind ins Wanken geraten und wir lernen zu schätzen, wie zuverlässig und günstig unsere Stromversorgung bis anhin war. Die Erkenntnis bringt Bewegung in die bis dato nur äusserst schleppend vonstattengehende Energiewende. Solaroffensive, schnellere Bewilligungsverfahren, CO2-Reduktionsziele,15 Wasserkraftausbauprojekte: Die Liste an Vorlagen ist lang und manifestiert den schlagartigen Willen, die jahrelang existierenden energiepolitischen Blockaden endlich zu lösen und an diversen Stellschrauben gleichzeitig zu drehen. Dem bekundeten Willen müssen jetzt Taten folgen, denn der Schwung ist bitternötig. Das Tempo, das nun plötzlich möglich scheint, ist richtig. Denn heute entschieden, ist morgen leider noch nicht gebaut: Die Massnahmen müssen heute implementiert werden, damit sie morgen und übermorgen ihre Wirkung entfalten können.

Das Ziel der Schweiz ist eine sichere, klimaneutrale Energieversorgung bis 2050. Wie ein solches Gesamtenergiesystem aussehen könnte, simuliert die «Energiezukunft  2050». Das Grossprojekt des VSE, zu dem rund 70 Kolleginnen und Kollegen aus der Branche und der Wissenschaft wichtige Beiträge geliefert haben, zeigt verschiedene Wege in die Energie- und Klimazukunft der Schweiz bis ins Jahr 2050. Der VSE leistet mit der Studie in enger Zusammenarbeit mit der Empa einen kompetenten, wissenschaftlich basierten Beitrag zur energiepolitischen Diskussion und zur Weiterentwicklung des Energiesystems. Es ist die erste wissenschaftliche Modellierung, die das Gesamtenergiesystem der Schweiz sektorenübergreifend und unter Berücksichtigung der umliegenden Länder bis ins Jahr 2050 simuliert.

Die «Energiezukunft 2050» zeigt verschiedene Möglichkeiten mitsamt Einschränkungen, Kosten und notwendigen Rahmenbedingungen, wie die energie- und klimapolitischen Ziele erreicht werden können. Die massgebenden Dimensionen sind das energiepolitische Verhältnis zu Europa (isoliert vs. integriert) sowie die inländische Akzeptanz für neue Energieinfrastruktur (defensiver vs. offensiver Ausbau), Daraus ergeben sich vier Szenarien für unsere Energie- und Klimazukunft.

Je nachdem, welchen Weg die Schweiz im Lösungsraum zwischen diesen Dimensionen einschlägt, sehen die Konsequenzen und die notwendigen Massnahmen bezüglich Versorgungssicherheit, Kosten und Nachhaltigkeit anders aus. Was geschieht, wenn zum Beispiel die Akzeptanz für neue Technologien hoch ist, aber die Schweiz energiepolitisch ungenügend in Europa integriert ist? Welche Auswirkungen hat das auf die Produktion, den Energiebedarf, einsetzbare Technologien (wie alpine PV, Windkraft oder grünen Wasserstoff) und die Importabhängigkeit? Die vier Szenarien öffnen einen Lösungsraum und lassen Wenn-dann-Aussagen zu.

Welches der vier Szenarien die besten Voraussetzungen für die Versorgungssicherheit und das Erreichen der Energie- und Klimaziele zu den geringsten Kosten schafft, erfahren Sie am Dienstag, 13. Dezember 2022, auf der Studienwebseite www.energiezukunft2050.ch. Dann kommuniziert der VSE die Resultate der «Energiezukunft  2050». Was wir jetzt schon sagen können: Wir werden die Energie- und Klimaziele bei Weitem nicht erreichen, wenn wir mit den heutigen Rahmenbedingungen weiterfahren. Das ist keine neue Erkenntnis, sondern wissenschaftlich erwiesen. Versorgungssicherheit kann in jedem Szenario nur gewährleistet werden, wenn wir nicht nur ein wenig, sondern massiv viel mehr machen – und dies von heute auf morgen über mehrere Jahrzehnte.

Autor
Michael Wider

ist Präsident des VSE.

  • VSE, 5000 Aarau

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