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Buch: Vision of a Visionary

Die unglaubliche Geschichte des ­Spitlight P.300.S

21.10.2022

Obwohl sie immer mehr von Grossbildschirmen abgelöst werden, findet man Projektoren heute oft in Innenräumen – in Büros oder öffentlichen Gebäuden. Draussen kaum. Bezüglich der im Aussenbereich eingesetzten Projektoren kommt einem der Eidophor in den Sinn, eine Schweizer Erfindung aus dem Jahre 1939, die bewegte Bilder lichtstark auf grosse Flächen projizieren konnte. Rund ein Jahrzehnt nach dieser Errungenschaft fing der Tessiner Maschinen­ingenieur Gianni Andreoli an, seine Stand­bild­projektoren zu entwickeln, die zwar technisch einfacher, aber dafür noch lichtstärker waren – und deutlich futu­ristischer aussahen. Etwas hatten die zwei Konzepte gemeinsam: Die Lichtquelle, eine Kohlenbogenlampe, die sich Andreoli beim Eidophor-Erfinder Gretener beschaffte. Ein neues Buch schildert nun die aben­teuerlichen Höhen und finanziell bedingten Tiefen, die Andreoli mit seiner grössten Entwicklung, der Spitlight P.300.S, erlebte.

Schon im Kindesalter zeichnete sich Andreoli durch ein gestalterisches Talent und ein überdurchschnittliches technisches Verständnis aus. Entwürfe von Rennbooten, Helikoptern, Flugzeugen und Rennwagen, aber auch technische Skizzen von Motoren zeugen davon, dass für ihn sowohl Mobilität als auch Ästhetik wichtig waren. Diese Kombination, die sich wie ein roter Faden durch sein Leben zog, schlug sich auch im Spitlight – dem Lichtspucker – nieder, einem Grossprojektor, der zunächst 1952 stationär eingesetzt wurde, aber schon 1956, auf einem Bedford-Lastwagen aufgebaut, an den Olympischen Winter­spielen in Cortina d’Ampezzo Werbung und Tagesresultate auf eine Felswand projizierte. Die Projektionsfläche von 800x300 m war bis auf 12 km sichtbar. Aber der Projektor bestach nicht nur durch seine Leistungsfähigkeit, sondern auch durch sein raketenähnliches Aussehen.

Bereits während diesem ersten erfolgreichen Einsatz machten sich die juristisch-finanziellen Schwierig­keiten bemerkbar, denn der Projektor wurde im Rahmen eines Experiments verliehen und warf keinen Profit ab, obwohl Andreoli schon zu diesem Zeitpunkt finanziell unter Druck stand. Kurzerhand entschied er sich vor der Abreise aus Cortina, die Spitlight im Tessin in einer Gerberei zu verstecken, damit sie nicht konfisziert wird. Dies, und wie die Geschichte weiterging bis zur Ankunft des frisch restaurierten Projektor-Lastwagens im Museum Enter in Solothurn, der letzten Ruhestätte eines visionären Projektes, erfährt man im reich bebilderten Buch in deutscher und englischer Sprache. Es sind spannende Einblicke in die Geschichte eines Mega-Projektors. .

Felix Wirth, Jan Liechti, Dominik Landwehr, Felix Kunz, Stiftung ENTER, Hardback, 220 Seiten, ISBN 978-3-9525-6830-9, CHF 79.–.
Autor
Radomír Novotný

ist Chefredaktor des Bulletins Electrosuisse.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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