Rückschau Installationstechnik , Mobilität

Beim elektri­schen Schwer­verkehr ist einiges in Bewegung

Verkehrsforum, 22.11.2023, Zürich

24.11.2023

Üblicherweise kommt einem beim Thema «Nachhaltiger Verkehr» der elektrifizierte Individual­verkehr, seltener auch die Eisenbahn, in den Sinn. Um einmal den elektrischen Schwerverkehr und ÖV in den Fokus zu stellen, wurden am Verkehrsforum von E-Mobile nachhaltige Lösungen für Busse und LKW vorgestellt.

Den Auftakt machte der ZHAW-Forscher Prof. Thomas Sauter-Servaes mit Gedanken zur künftigen Mobilität. Er rief dazu auf, die Frage zu stellen, wo wir hin wollen. Es ginge nicht darum, den Nachfrageprognosen hinterherzurennen, sondern das Grand Design zu suchen.

Beim Vortrag von Adrian Wachholz von ABB ging es um grosse Leistungen und was sich von individuell konzipierten Ladelösungen von Fähren für PKWs lernen lässt. Der HSLU-Forscher Severin Nowak ging anschliessend auf die Emissionszahlen der hiesigen Mobilität ein und zeigte mit einem Projektbeispiel für E-Busse von Postauto, welche Ladeleistungen benötigt werden. Dass hier das Laden koordiniert werden muss, um die Spitzen zu brechen und das Netz zu schonen, liegt auf der Hand. Stéphane Bis von Semitan, Nantes, erläuterte die Projektschritte, die zum Einsatz eines – in Solothurn hergestellten – Elektrobusses in Nantes führten. Die Linie wurde 2019 in Betrieb genommen und hat insgesamt 51 Mio. Euro gekostet. Die Pünktlichkeit ist hoch, die Fahrgäste sehr zufrieden.

Erkenntnisse aus einem weiteren «frankofonen» E-Busprojekt, diesmal aus Genf, wurden von Olivier Augé von TPG vorgestellt. Eine davon war, dass jede kWh Batterie 140'000 Fahrgast-km ermöglicht. Die Rohstoffe werden also deutlich effizienter genutzt als bei PKWs. Erstaunlich war auch, dass die Busse je nach Saison mehr Energie für die Klimatisierung als für die Fortbewegung verbraucht haben. Den ÖV-Block rundete schliesslich Daniel Schütz ab, der das Basler Elektrobusprojekt vorstellte. Energetisch werden die Busse im Endausbau rund 1% der Gesamtenergie der IWB brauchen, also rund 12 GWh/a, was weniger ist als erwartet.

Dann wurde es industriell: Die Entstehung der ersten Gigafactory für Feststoffakkus stellte Roland Jung von Swiss Clean Batteries vor. Christof Lenhard erläuterte, wie Quickpack es schafft, über die Hälfte der Schweizer Haushalte mit elektrischen Fahrzeugen zu beliefern und welche Faktoren die Reichweite bestimmen.

Der Mitgründer von Designwerk Technologies, Tobias Wülser, plädierte dafür, bei den LKWs bezüglich Elektrifizierung anzusetzen, um einen Unterschied zu machen. Die in Winterthur hergestellten Fahrzeuge haben bereits über 7 Mio. km absolviert. Wie man die Infrastruktur fürs Schnellladen von LKWs auf der Strecke von Dortmund nach Berlin plant, erläuterte Thomas Gereke von Siemens.

Abgerundet wurde die vielseitige Tagung durch eine von Monika Schärer moderierte Podiumsdiskussion mit Peter Arnet, BKW, Pascal Dreier, Dreier AG, Christoph Schreyer, BFE und Silvan Rosser, EBP Schweiz. Eine gelungene Prämiere einer Tagung, von der man künftig noch mehr hören dürfte.

Autor
Radomír Novotný

ist Chefredaktor des Bulletins Electrosuisse.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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