Rückschau Infrastruktur

Einblicke in den Leitungsbau

ETG-Tagung vom 11. November 2016

11.11.2016

Bei der EKZ in Dietikon trafen sich Netzbetreiber, Energiefachleute und Interessierte, um sich über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen im Netzbau zu informieren. Eine Begleitausstellung rundete die ehemalige Sacac-Tagung ab, die nun zum ersten Mal unter dem Namen von Electrosuisse stattfindet. Am Apéro riche konnte man die Themen weiter vertiefen.

Eröffnet wurde die Tagung mit Erläuterungen zur Gemmileitung, die von Bickingen nach Chippis geht. Fritz Hug, Swissgrid, und Jana Ross, BKW, stellten die Geschichte dieser Leitung vor, die 1961 für eine Spannung von 380 kV bewilligt wurde, aber bisher nur mit 220 kV betrieben wird. Künftig will man die Spannung erhöhen, was theoretisch einfach sein sollte. Da sich aber die rechtliche Situation seither verändert hat, kommt der Aufwand wegen den neuen Anforderungen fast einem Neubau der Leitung gleich.

Erdrutsch als Herausforderung

Im Gebiet oberhalb von Lauerz wurden seit April 2013 Erdrutsche festgestellt, die durch intensive Niederschläge verursacht wurden. Martin Weibel, Alpiq Enertrans, erläuterte, dass sich auf diesem Gebiet zwei 380-kV-Freileitungen befinden, bei denen Rutsch bewegungen festgestellt wurden. Da die Erde in einer Tiefe von 120 bis 180 m rutschte, war eine Verankerung der Masten nicht möglich. Zudem rutschten die betroffenen Masten nicht nur talwärts, sondern wurden auch gekippt. Man führte deshalb zunächst eine provisorische Teilverkabelung in Schutzrohren auf der Wiese aus. Anschliessend mussten Notmaste aufgestellt werden, die aber nicht an optimalen Orten platziert werden konnten. Eine schnelle Rodung von rund 180 m² war auch erforderlich. Auf die Frage, wie lange die Notmasten nun stehen werden, wählte Martin Weibel eine diplomatische Antwort: «Die Masten stehen nun und sie stehen gut.»

Strategie und Raumplanung

David Lehnen, Axpo, diskutierte den Einfluss eines PV-Ausbaus auf das Axpo-Verteilnetz. Sein Fazit: Sogar ein starker Ausbau erfordert keine zusätzlichen Investitionen in Netzverstärkungen, denn die Rückspeisungen belasten das Netz weniger als die Höchstlast im Winter. Raumplanerische Aspekte wurden von Leonhard Zwiauer, ARE, vorgestellt. Er plädierte dafür, die Evaluation von Varianten detailliert zu dokumentieren, denn dies minimiere Rückfragen im Bewilligungsverfahren. Weitere Vorträge befassten sich mit der messtechnischen Erfassung und Analyse von Erdungsanlagen, den Herausforderungen mit Ölkabeln sowie dem Minimierungsgebot in der revidierten NISV.

Abgerundet wurde die Tagung durch einen eindrücklichen Erfahrungsbericht, der die Montage von Hochspannungsmasten in Extremlagen vorstellte. Zudem präsentierte Michael Eichenberger, Eduard Steiner AG, die konstruktiven Unterschiede der Masten von Linth-Limmern (Rohrprofil-Gittermast mit 1800 Schrauben bei 65 m Höhe) und Nant de Drance (Mast mit gekreuzter Diagonale, 6600 Schrauben bei gleicher Höhe) und dem dadurch verursachten unterschiedlichen Montageaufwand.

Autor
Radomír Novotný

ist Chefredaktor des Bulletins Electrosuisse.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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