Strahlenschutz beim Stromnetzausbau
Deutsches Forschungsprogramm untersucht gesundheitliche Auswirkungen
Mit einem gross angelegten Forschungsprogramm wird das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums verstärkt mögliche gesundheitliche Auswirkungen von Stromleitungen untersuchen. Die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesumweltministeriums, Rita Schwarzelühr-Sutter, und die Präsidentin des BfS, Inge Paulini, stellten das etwa 18 Mio. Euro schwere Paket am 11. Juli 2017 auf einer Fachtagung in Berlin vor.
«Der Ausbau der Stromnetze ist ein zentraler Baustein für das Gelingen der Energiewende», sagt Rita Schwarzelühr-Sutter, die die Veranstaltung eröffnete. «Die Fragen der Bürgerinnen und Bürger, ob mit den geplanten Starkstromleitungen gesundheitliche Auswirkungen verbunden sind oder sicher ausgeschlossen werden können, müssen wir als Staat selbstverständlich beantworten.»
Die Grenzwerte der deutschen 26. Bundesimmissionsschutzverordnung (26. BImSchV) schützen vor allen nachgewiesenen gesundheitlichen Risiken statischer und niederfrequenter elektrischer und magnetischer Felder, die von Stromleitungen ausgehen. Es gibt jedoch wissenschaftliche Hinweise auf mögliche gesundheitliche Wirkungen unterhalb der bestehenden Grenzwerte, die im Forschungsprogramm «Strahlenschutz beim Stromnetzausbau» geklärt werden sollen.
So kann der in mehreren Studien beobachtete statistische Zusammenhang von Expositionen gegenüber niederfrequenten Magnetfeldern und Leukämien im Kindesalter heute nicht zufriedenstellend erklärt werden. Auch Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Expositionen gegenüber niederfrequenten Magnetfeldern und dem Auftreten von degenerativen Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Amyotrophe Lateralsklerose/ALS, Alzheimer-Demenz) können nicht abschliessend beurteilt werden. Bei den HGÜ-Freileitungen sind es vor allem Fragen zu einer erhöhten Wahrnehmung beziehungsweise Wahrnehmbarkeit elektrischer Felder und zu einer möglicherweise verstärkten Korona-Ionen-Wirkung, die mit dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht zufriedenstellend beantwortet werden können.
Um solche Fragen beantworten zu können, wird das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ein begleitendes Forschungsprogramm zum «Strahlenschutz beim Stromnetzausbau» durchführen. In insgesamt acht Themenfeldern sollen 36 einzelne Forschungsvorhaben durchgeführt werden. Auch die Frage der Risikowahrnehmung und Risikokommunikation wird behandelt, denn eine verständliche Präsentation der Informationen erleichtert es den Betroffenen, sich eine fundierte Meinung zu bilden.
3.9.2017
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