Meinung Electrosuisse , Energiemarkt , Energienetze

Starke Netze – niedrige Strompreise

Durch Investi­tionen die Handlungs­optionen erweitern

27.02.2023

Das vergangene Jahr war von Verwer­fungen am euro­päischen Strom­markt geprägt. So explodierten die Preise förmlich auf ein historisches Maximum, um sich dann ein wenig zu erholen – wobei sie künftig kaum noch stabil sein werden. Wir werden also in der Zukunft mit hohen Preisen und Instabi­litäten leben müssen. Was heisst das nun für die Schweiz? Abkoppeln vom europäischen Netz?

Unter den gegebenen geogra­fischen, klimatischen und regula­torischen Bedin­gungen ist eine Strom-Autarkie für die Schweiz wirtschaftlich nicht vertretbar. Dies sollte auch keinesfalls das Ziel sein, denn gemeinsam mit Europa betriebene Infrastrukturen sind kosten­günstiger und zuverlässiger. Oberstes Ziel sollte die Moderni­sierung und der Ausbau des Stromnetzes auf allen Spannungs­ebenen sein. Dies wurde in den letzten Jahrzehnten ein wenig vernachlässigt bzw. durch Einsprachen verzögert.

Wir brauchen aber auch solide Verbindungen zum Ausland: Mehr Anknüpfungs­punkte ans europäische Stromnetz und technische Mass­nahmen wie flexible Wechsel­strom­über­tragungs­systeme (FACTS) oder Phasen­schieber. Und schliesslich die Teilnahme am europäischen «Flow Based Market Coupling»-Modell – also regula­torische Massnahmen.

Die Lösung wird also in einer Kombi­nation von heimi­scher Mehr­pro­duktion und einem mit Handels­abkommen gestützten Import/Export zu finden sein. Alle diese Verände­rungen brauchen ein Netz, das intelligenter, stabiler und grüner ist. Intelli­genter, um multi­direktionale Lastflüsse und schwankende Einspei­sungen zu beherrschen. Stabiler durch eine engere Vermaschung des Verteilnetzes, gekoppelt mit lokalen Energie­speichern. Und grüner durch einen reduzierten CO2-Fussabdruck, beispielsweise durch SF6-freie Netzkomponenten.

Ziel muss sein, dass wir durch diese Investitionen unsere Handels- und Handlungsoptionen erweitern. Also einheimische Wasserkraftwerke in den Alpen, gekoppelt mit stabilem und ebenso grünem Windstrom aus Offshore-Windanlagen in der Nordsee. Und – wer weiss? – einem Liefervertrag aus einem neuen AKW in Frankreich.

Autor
Stefan Hatt

ist Präsident des Expert Board ETIT von Electro­suisse und Senior Vice President von Hitachi Energy.

  • Hitachi Energy
    5400 Baden

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