Smarte Regulierung
Heute muss alles «smart» sein. Man fühlt sich geradezu gezwungen, sich zu verändern und man hat fast Angst, zu alt oder nicht auf der Höhe zu sein, wenn man das in Mode gekommene Konzept «smart» nicht sein eigen nennt. Auch im Bereich der Stromversorgung spürt man diesen neuen Trend; Pilotprojekte schiessen wie Pilze aus dem Boden, und alle tragen sie die Bezeichnung «smart».
Diese Projekte basieren aber nicht immer auf einem echten technischen Bedürfnis, auf echten wirtschaftlichen Vorteilen oder auf besseren Leistungen. Ich habe den Eindruck, dass viele Angst davor haben, sich nicht rechtzeitig den Veränderungen angepasst zu haben. Diese Angst ist nicht unbegründet: Wirtschaftslehrbücher sind voller Beispiele, wie der Fall der Firma Kodak, die die Revolution der digitalen Photographie nicht für sich ausnutzen konnte. Es ist die Angst, nicht zu verstehen, wann ein Trend zu einem plötzlichen Bruch führt.
Es ist wie beim Frosch, der das Wasser meiden kann, wenn es zu heiss ist, aber nicht merkt, wenn kaltes Wasser immer heisser wird, bis er darin verkocht. Werden die «Smart»-Projekte den Stromversorgungsunternehmen helfen, nicht wie der Frosch zu enden? Es ist schwer zu sagen. Womöglich ist die Veränderung nicht so plötzlich und überraschend, und die getesteten Lösungen werden eher durch Schönfärberei bei der Bestimmung der angenommenen Bedürfnisse des Verbrauchers bestimmt als durch eine tatsächliche Bedarfsanalyse; aber der Aufbau, die Bedürfnisse und die Verwaltung der Stromversorgungsnetze befinden sich mit Sicherheit in einer Entwicklungsphase. Diese Veränderungen basieren eher auf der veränderten Gesetzgebung statt auf technologischen Neuerungen.
Die exponentielle Zunahme der dezentralen Produktion und die Einführung von hauseigenen Speicherlösungen beruhen nicht auf der Entdeckung revolutionärer Technologien, sondern auf der Einführung gesetzlicher Vorgaben, die diese Zunahme unterstützt. Gerade in der normierenden Gesetzgebung sollte man vielleicht ein Pilotprojekt starten: die «Smarte Regulierung ». Das könnte ein Ausgangspunkt sein, um die gesamte Elektrizitätswirtschaft vor dem «Überkochen» zu schützen.
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