Fachartikel Gebäudeautomation , Installationstechnik , Mobilität

Smarte Lade­lösun­gen für Wohn­häuser

Ladeinfrastruktur

02.11.2022

Elektrofahrzeuge sind heute gefragter denn je. Wer elektrisch fährt, möchte am liebsten zu Hause oder bei der Arbeit laden. Gerade in den Tiefgaragen von Mehrfamilien- und Geschäfts­häusern ist die langfristige Infra­struktur­planung besonders wichtig.

Die E-Mobilität nimmt kräftig Fahrt auf: Immer mehr Fahrzeug­typen kommen auf den Markt und das öffentliche Ladenetz wird stetig ausgebaut. Ladestationen zu Hause und bei der Arbeit sind und bleiben die wichtigste Lademöglichkeit für E-Mobilisten. Rund 90% laden ihr E-Mobil daheim oder im Büro. Bedarfs­gerechte Lade­lösungen lassen sich heute für jede Immobilie realisieren. Die grösste Heraus­forderung bei der Umsetzung von Lade­infrastruktur­projekten ist der Stromanschluss, welcher sich oft als Nadelöhr-Problem herausstellt. Mit smarten Ladelösungen lässt sich dieses aber sehr gut lösen. Zu vermeiden sind Einzellösungen mit Anschlüssen an Wohnungs­zählern ohne Last­manage­ment. Denn diese stossen meist ab der dritten Ladestation an ihre Grenzen und müssen mit einer smarten Lösung ersetzt werden. Gerade in Tiefgaragen sind smarte Ladelösungen mit einem dynamischen Last­manage­ment der Schlüssel zur Skalierbarkeit, damit es nicht zu einer Überlastung des Haus­anschlusses kommt. Solche Ladelösungen lassen sich auch optimal mit einer Photo­voltaik­anlage verbinden.

Finanzierungsmodelle

Bei Vermietern, Mietern und Stock­werk­eigentümer­schaften ist die Frage nach der Finanzierung zentral. Die SAK bietet verschiedene Finan­zierungs­modelle an: Stockwerkeigentümer können beispielsweise von der Vorfinanzierung der Grundinstallation profitieren. Die Nutzungs­gebühren und Installations­kosten tragen schliesslich nur jene Eigentümer, welche die Ladeinfra­struktur nutzen. Vermieter können ihre Investitions­kosten reduzieren, indem sie nur die Kosten der Grund­installation tragen, und die Mieter können von der SAK die Station mieten. Falls der Nachmieter keine Station braucht, geht diese zurück an die SAK. Eine richtig geplante Lade­infrastruktur zahlt sich auch wirtschaftlich aus: Eine Wohnung mit Ladeinfrastruktur kann deren Wert um gut 5000 CHF steigern – bei Inves­titions­kosten um die 3000 CHF. Somit kann eine Ladestation auch für potenzielle E-Mobilisten interessant sein.

Prosumer-Lösungen für maximale Wirtschaft­lichkeit

Ladestationen können in Kombination mit Solaranlagen den Strom-Eigen­verbrauch einer Immobilie erhöhen. Dadurch werden sie wirtschaftlich noch attraktiver, denn Solarstrom ist günstiger als Netzstrom. Mit individuellen Prosumer-Lösungen befähigt die SAK Kundinnen und Kunden, Strom selber zu produzieren und effizient zu nutzen. Ihre Energie­lösungen können als Einzellösung oder kombiniert in einem Multi-Energie-System realisiert werden.

E-Mobilität auf dem Vormarsch

Die E-Mobilität wird in den kommenden Jahren noch stärker an Relevanz gewinnen. Bereits heute sind mehr als 20% aller neu zugelassenen Fahrzeuge Elektroautos. Als Haupttreiber dieser Entwicklung gelten die strengeren CO2-Vorschriften, welche heute einen Ausstoss von maximal 95 g CO2/km vorschreiben.

Diese Vorschriften werden in den kommenden Jahren weiter verschärft: Die EU beschloss, bis 2035 eine Null-CO2-Grenze für PKW einzuführen. Die Autohersteller reagieren entsprechend – praktisch alle haben bereits den Ausstieg aus dem fossilen Verbrenner-Markt angekündigt. Diese Entwicklung wird auch die Schweiz betreffen. Experten gehen davon aus, dass ab 2026 Elektro­fahrzeuge günstiger sein werden als Verbrenner­fahrzeuge. Gleich­zeitig wird durch den technologischen Fortschritt auch die Umwelt­bilanz der Batterien weiter optimiert. Bei aktuellen Modellen lässt sich bereits ein Grossteil recyceln.

Handeln ist jetzt wichtig

Hierzulande verbrauchen die rund 70’000 Elektro­fahrzeuge heute 0,3% des Strombedarfs. Wenn 2050 gemäss den Zielen des Bundesrats der gesamte PKW-Fuhrpark – 4,7 Mio. Fahrzeuge – elektrifiziert wird, würde dieser dann rund 20% des Schweizer Strombedarfs ausmachen.

Diese Verbrauchs­schätzung könnte aber auch etwas grosszügig sein: Denn sollte das autonome Fahren einen Durchbruch erleben, kann der künftige Fuhrpark um einiges schrumpfen. Bis zum grossen E-Mobilitäts-Boom haben wir noch etwas Zeit, dennoch braucht es jetzt Massnahmen zur Sicherstellung der Strom­versorgung. Das schaffen wir nur, wenn wir Kompromiss­bereitschaft beim Ausbau erneuerbarer Energien zeigen und Verträge mit anderen Ländern und Energie­versorgern im angren­zenden Ausland abschliessen.

Autorin
Alexandra Asfour

ist Leiterin E-Mobilität bei der SAK.

  • SAK, 9001 St. Gallen

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