Smart Metering mit Zusatznutzen
Swissmig 2019
An der 6. Swissmig-Fachtagung vom 8. November 2019 in Dübendorf erteilte Energieexperte Timo Leukefeld der Vorstellung einer energieautarken Versorgung von Wohnhäusern eine Absage, weil die saisonale Speicherung zu teuer sei; entscheidend sei die Anbindung ans Stromnetz. Für Netzbetreiber ergäben sich daraus neue Geschäftsmodelle. Jeremy Rifkins «Null-Grenzkosten-Gesellschaft» gelte auch für die Erzeugung von Strom, zeigte sich Timo Leukefeld überzeugt. Er prophezeite, dass der Ökonomie der Knappheit eine des Überflusses folgen werde. Er empfiehlt deshalb, dass nicht mehr Häuser mit komplexer Technik wie Minergie gebaut werden sollen, sondern dass man sich besser auf eine einfache, aber robuste Technik konzentrieren solle. Weiter empfiehlt Timo Leukefeld, dass Mieten künftig sämtliche Energiekosten, inklusive Mobilität im Sharing-Angebot, einschliessen sollten. Mit solchen Pauschalmieten lasse sich auch Geld verdienen: Die Energiekosten würden über einen längeren Zeitraum, zum Beispiel von zehn Jahren, festgelegt. Dabei müssten auch die Energieversorger einbezogen werden, denen sich so ein neues Geschäftsmodell eröffne.
Entscheidender Faktor Netzqualität
Swissmig-Präsident Max Ulrich erklärte, dass die Überwachung der Netzqualität (Power Quality) wegen des steigenden Strombedarfs und der Zunahme der dezentralen Energieproduktion immer wichtiger werde. Power Quality setze sich aus Spannungsqualität, Verfügbarkeit und Servicequalität zusammen. Power-Quality-Messungen würden einerseits zur Bewertung der Konformität gemacht, anderseits ermöglichten sie auch Beobachtung und Analyse von Sonderereignissen im Netz. Man könne so Störquellen identifizieren, um Massnahmen zu treffen, bevor Schaden entstehe. Theoretisch seien Power-Quality-Messungen mit einem Smart Meter möglich, allerdings müsse er dazu sämtliche Kerngrössen der Norm EN 50160 unterstützen.
Datensicherheitsprüfung – eine neue Aufgabe für das Metas
Gemäss Art. 8b der StromVV ist neu das eidgenössische Institut für Metrologie Metas für die Durchführung der Datensicherheitsprüfung der «Elemente eines intelligenten Messsystems» zuständig. Es kann jedoch die Durchführung auch an Dritte delegieren. Metas-Vizedirektor Bobjoseph Mathew betonte die Wichtigkeit der Prüfung, denn «ein Ausfall der Stromversorgung wirkt sich auf sämtliche anderen kritischen Infrastrukturen aus». Und: «Ohne Datensicherheit gibt es keinen Datenschutz.» Auf der Basis bestehender Dokumente (Schutzbedarfsanalyse, Richtlinien für die Datensicherheit von iMS und Prüfmethodologie) hat das Metas einen Leitfaden für die Datensicherheit erstellt. Dieser enthält den Ablauf der Prüfung und definiert eine «Smart-Device-Control-Matrix», welche die Nachvollziehbarkeit sowie die Reproduktion der Prüfung erlaubt. Die Matrix definiert die Beziehung zwischen Bedrohungen und geschützten Objekten eines Elements. Die Datensicherheitsprüfung kann seit dem 1. Juli 2019 beim Metas angemeldet werden. Bis jetzt haben zehn Hersteller das Metas kontaktiert. Momentan wird für 15 Elemente die Datensicherheitsprüfung vorbereitet. Das Metas erwartet erste zertifizierte Produkte auf Anfang 2020.
Weiter erläuterte Bobjoseph Mathew, dass die Prüfung im Ausland durchgeführt werde, weil es noch kein akkreditiertes Prüflabor in der Schweiz gebe. Das Metas stehe aber mit vier europäischen Laboratorien in Kontakt. Sein Fazit: Die Datensicherheitsprüfung ist für alle Neuland. Die Zusammenarbeit zwischen dem Metas, der Branche und den Herstellern funktioniere gut. «Es ist ein flexibler, offener Prozess entstanden. Das hält die Kosten überschaubar.» Gerätesicherheit genügt aber nicht, die Datensicherheit im Betrieb ist ebenso wichtig, und dafür sind die Netzbetreiber verantwortlich. Die Datensicherheitsprüfung von technischen Weiterentwicklungen werde eine Herausforderung sein, Bobjoseph Mathew ist aber zuversichtlich, dass die Smart-Device-Control-Matrix helfen werde, den Prüfumfang auf die relevanten Tests zu reduzieren.
Die nächste Swissmig-Fachtagung findet am 13. November 2020 statt.
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