Künstliches Licht wird ökologischer – und angenehmer
Swiss Lighting Forum, 31. Januar 2024, Zürich
Standen vor Jahren die damals neuen LEDs im Fokus des Swiss Lighting Forums, ging es im Forum vom 31. Januar 2024 hauptsächlich um das Drumherum. Verständlicherweise, denn die LED ist in der Branche angekommen und hat sie bezüglich Ansteuerungsmöglichkeiten und Energieeffizienz revolutioniert.
Trotzdem geht die Entwicklung bei den LED-Chips weiter, wie Aleksandar Nastov von Samsung aufzeigte: Forscherteams arbeiten daran, die Chips so zu gestalten, dass sie möglichst viele Photonen abstrahlen, beispielsweise durch eine Integration von Reflektoren unter die Chips. Der Lichtwiedergabeindex ist dabei ein wichtiges Thema, weil eine hohe Farbtreue zu einer niedrigeren Effizienz führt: Von CRI 60 zu CRI 95 sinkt die Effizienz um etwa einen Viertel. Neuartige Phosphore wie Kaliumfluorsilikat steigern die Wiedergabetreue bei hoher Effizienz, was beispielsweise im Retail-Bereich sehr geschätzt wird.
Nachhaltigkeit und Ökologie zogen sich wie ein roter Faden durch das Forum. Den Auftakt dazu machte Ines Göbel, die auf die Kreislaufwirtschaft in der Lichtbranche einging und erläuterte, wie zirkuläre Gestaltungsprinzipien bei der Entwicklung neuer Produkte berücksichtigt werden. Ihr Appell: «Wir müssen viel ökonomischer und ökologischer mit den Materialien umgehen – ohne auf die Qualität zu verzichten.» Alles, was schon produziert wurde und erneut genutzt werden kann, spart dabei viel Emissionen und Müll – und macht uns in Krisenzeiten resilienter.
Bei vielen Vorträgen ging es um die nachhaltige Lichtplanung. Dass die Effekte des künstlichen Lichts auf die nachtaktive Welt schon lange bekannt sind, darauf wies Roland Bodenmann hin: Die Effekte wurden schon 1947 dokumentiert. Bereits 1911 entwickelte A. E. Kennelly eine differenzierte Art der Lichtplanung, bei der qualitative, quantitative, soziale und weitere Aspekte berücksichtigt werden. In der Praxis ist aber der Stellenwert von ökologischen Überlegungen nach wie vor klein, denn Naturschutzfragen werden oft übersteuert, obwohl eine ökologisch kluge Lichtplanung die Beleuchtung nicht grundsätzlich verbietet, sondern für ihren sinnvollen Einsatz sorgt.
Wie das Licht auf Menschen wirkt, erläuterte Oliver Stefani von der HSLU. Fritz Tschümperlin brachte Ordnung in die Technologievielfalt der Lichtsteuerungen und Kommunikationsnetze. Dass sich mit Präsenz- und Helligkeitserfassung viel Energie einsparen lässt, belegte Franco Bonutto anhand der bedarfsgerechten Sporthallenbeleuchtung im Zentrum Kerenzerberg. Robert Heinze ging auf digitale Lichtwerkzeuge wie BIM und 3D-Scanning in der Planung ein und Sandra Strebel stellte die neue SIA 387/4 vor.
Das vielseitige Forum wurde durch Markus Binda abgerundet, der auf die Kriterien einer gelungenen Beleuchtungsausschreibung einging: Beim Einsatz des künstlichen Lichts ginge es nicht nur um Preis und Qualität, sondern auch um Zweckmässigkeit, Kreativität und Ästhetik. Ein Schlussvotum, das die vielen Aspekte einer guten Beleuchtungslösung nochmals ins Bewusstsein rief.
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