Verband Energienetze , ESTI , Regulierung

Sicheres Arbeiten an Verteilnetzen

Gefahren durch dezentrale Einspeisungen

03.05.2019

Damit bei solchen Arbeiten niemand verletzt wird, müssen die Arbeits­methoden und die Sicher­heits­mass­nahmen angepasst werden. Die Grundlagen für das Arbeiten an Verteilnetzen sind in der Starkstrom­verordnung (SR 734.2) und in der Leitungs­verordnung (LeV; SR 734.31) geregelt. Die Kommission Sicherheit des Verbands der schweizerischen Elektri­zitäts­werke VSE hat in Zusam­men­arbeit mit dem ESTI die sicheren Arbeits­methoden im Sicherheits­handbuch (SiHaBu) definiert.

Vermehrt speisen auf Netzebene 7 dezentrale Energieerzeuger wie Photovoltaikanlagen, Biogasanlagen, Dieselgeneratoren etc. ein. Die Energierichtung ist dabei nicht mehr eindeutig erkennbar. Es reicht nicht mehr aus, wie in einem Verteilnetz nur an einer Stelle abzuschalten. Eigentlich sollten die Energieerzeugungsanlagen mit einem Netz- und Anlageschutz (NA-Schutz), welcher bei Netzausfall die Anlage vom Netz trennt, versehen sein. Leider stellt das Eidgenössische Starkstrominspektorat ESTI bei Kontrollen immer wieder fest, dass diese Schutzeinrichtungen entweder fehlen oder nicht richtig funktionieren. Zudem ist es möglich, mobile Photovoltaikanlagen direkt an der Hausinstallation einzustecken und so die Energie direkt ins Niederspannungs-Verteilnetz einzuspeisen. Ob diese bei Netzausfall abschalten, kann nicht sichergestellt werden. Durch die dezentralen Einspeisemöglichkeiten können gefährliche Berührungsspannungen und Störlichtbogen durch Kurz- und Erdschlüsse im Niederspannungs-Verteilnetz, auch wenn ausgeschaltet ist, nicht ausgeschlossen werden.

Grundsatz

In Art. 72 Abs. 4 der Starkstrom­verord­nung heisst es, dass bei Arbeiten an Nieder­spannungs­anlagen auf das Erden und Kurz­schliessen verzichtet werden kann, wenn keine Gefahr von Spannungs­übertragung oder Rückeinspeisung besteht. Im Kapitel 5.8. des SiHaBu «Arbeiten an Nieder­spannungs­kabelleitungen» wurden die oben erwähnten Gefähr­dungen mit einbezogen. Die folgenden Sicherungs­mass­nahmen sind nur ein Auszug aus dem SiHaBU.

Bei Unklarheit, ob eine Gefahr von Spannungs­übertragung oder Rück­speisung besteht, soll, wenn immer möglich, geerdet und kurz­geschlos­sen werden.

Sicherungsmassnahmen

  • Sofern an einer Stichleitung mit Muffen des Nieder­spannungs-Verteilnetzes mehrere Verbraucher oder ein Verbraucher mit einer Energie­erzeugungs­anlage ange­schlossen sind, ist grundsätzlich die Arbeitsstelle auf beiden Seiten nach allen 5 Sicher­heits­regeln freizuschalten und zu sichern. Auf der Seite der Verbraucher muss mindestens ein Anschluss­überstrom­unterbrecher kurz­geschlossen und geerdet werden (Bild 1). Zusätzlich muss das Arbeiten an der Arbeitsstelle nach den 5 lebens­wichtigen Regeln vorbereitet werden.
  • Handelt es sich um eine Ringleitung und sind am Kabel zusätzliche Verbraucher angeschlossen, ist das Leitungsstück beidseitig nach allen 5 Sicherheitsregeln freizuschalten und zu sichern (Bild 2). Zusätzlich muss das Arbeiten an der Arbeitsstelle nach den 5 lebenswichtigen Regeln vorbereitet werden.
  • Bei Verbindungs­leitungen mit eindeutiger Identi­fizierung (Zuordnung) der Kabel und ohne jegliche Abgänge, kann auf das Erden und Kurz­schliessen verzichtet werden (Bild 3). Sind die Leitungen grössere Strecken parallel zu Hochspan­nungs­leitungen, ist zur Ableitung der induzierten Span­nung das Kabel trotzdem zu erden. Dazu ist es wichtig, die Arbeit nach den 5 lebens­wichtigen Regeln vorzubereiten und die Sicherungs­mass­nahmen zu planen.

Fazit

Eine gründliche Arbeitsvorbereitung durch eine sachverständige Person nach den 5 + 5 Sicherheitsregeln ist im Niederspannungs-Verteilnetz notwendig. Der Arbeitsverantwortliche muss den zeitlichen Ablauf der Schalthandlungen und die Arbeitsabläufe allen Beteiligten zur Kenntnis bringen. Er muss sich vergewissern, dass alle Sicherungsmassnahmen korrekt durchgeführt wurden. Erst dann darf er die Arbeitsstelle für die Arbeit freigeben.

5 + 5 lebenswichtige Regeln im Umgang mit Elektrizität für Elektrofachleute

 

5 lebenswichtige Regeln

1. Für klare Aufträge sorgen.

2. Geeignetes Personal einsetzen.

3. Sichere Arbeitsmittel verwenden.

4. Schutzausrüstung tragen.

5. Nur geprüfte Anlagen in Betrieb nehmen.


5 Sicherheitsregeln

1. Freischalten und allseitig trennen.

2. Gegen Wiedereinschalten sichern.

3. Auf Spannungsfreiheit prüfen.

4. Erden und Kurzschliessen.

5. Gegen benachbarte, unter Spannung stehende Teile schützen.

Autor
Roland Hürlimann

ist technischer Experte Inspektionen beim ESTI.

  • ESTI
    8320 Fehraltorf
Autor
Daniel Otti

ist Geschäftsführer ESTI.

  • ESTI
    8320 Fehraltorf

Kontakt

Hauptsitz

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Luppmenstrasse 1, 8320 Fehraltorf
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