Servicequalität als Ziel
Zuerst Projekte mit niedrigsten Umweltbelastungsindex realisieren
Bulletin: Was ist für Sie als Leiter der Technikabteilung bei SES momentan die grösste Herausforderung?
Die grösste Herausforderung für einen Netzbetreiber ist immer die Servicequalität. Was dies bedeutet, muss jedoch aus der Sicht des Kunden, und nicht aus der des Dienstleisters interpretiert werden und verändert sich im Laufe der Zeit kontinuierlich. Es ist also stets notwendig, sich anzupassen, um diese manchmal widersprüchlichen Anforderungen innerhalb eines sich ändernden regulatorischen Rahmens zu erfüllen. Dazu ein Beispiel: Die Bevölkerung erwartet heute, dass eine neue Nieder- oder Mittelspannungsleitung per Kabel verlegt wird. Das neue Elektrizitätsgesetz hat jedoch einen maximalen Mehrkostenfaktor gegenüber dem Freileitungsbau festgelegt. Diese beiden Anforderungen unter einen Hut zu bringen, erfordert neue Ansätze, die nicht immer leicht zu finden sind.
Was würde den Ausbau der erneuerbaren Energien (inklusive Wasserkraft) im Tessin beschleunigen?
Wenn ich mit einem Wort antworten müsste, würde ich «Kohärenz» sagen. Das gilt aber nicht nur für das Tessin. Was fehlt, ist ein globaler Ansatz, der Ziele und Prioritäten definiert und diese dann in die Praxis umsetzt. Heute wird stattdessen jedes Thema separat betrachtet, und es werden für jedes Thema Regeln aufgestellt. Alles löblich, wenn sie sich am Ende nicht gegenseitig blockieren würden. So blockieren die Regeln der Territorialplanung Windprojekte oder die der Fischerei Wasserkraftwerke. Und doch, wenn wir glauben, dass der Klimanotstand Priorität hat, dann gibt es einen Massstab: Lasst uns die Projekte mit dem niedrigsten Umweltbelastungsindex als Erstes angehen!
Welche längerfristige Vision haben Sie für Ihre technische Abteilung?
Ich denke, dass eine effiziente Stromnetzinfrastruktur auch in Zukunft von strategischer Bedeutung sein wird. Der Bedarf an technischem Know-how, wie z. B. Flexibilitätsmanagement, und der Kostendruck werden jedoch steigen. Das bedeutet, dass die Kompetenz und Ausbildung der Mitarbeitenden auf allen Ebenen sowie die Effizienz der internen Prozesse entscheidend sein werden.
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