Rückschau Automation , ICT , Internet of Things , Software

Tech Treff Automation in Windisch

Rückschau der Automatisierungstagung vom 28. April 2022

02.05.2022

Am 28. April 2022 begrüsste Mario Drinovac das Publikum an der FHNW in Windisch. Der  Industrie-4.0-Anlass stellte das Upgrading bestehender Industrieanlagen mit digitaler Infrastruktur vor und erläuterte den Umgang mit den anfallenden Daten bei aufgerüsteten wie neu erstellten Industrieanlagen.

Ueli Eggenberger, Head Digital Solutions bei BU M-Industrie gab einen Einblick in die Realität des digitalen Aufrüstens: Als er die Produktionsanlage der Blévita Crackers verantwortete, fiel ihm auf, dass bei dieser Anlage mehrmals am Tag technische Unterbrüche auftraten. Auf seine Initiative hin wurde innert einem Monat eine Lösung erarbeitet, um die Daten der Anlage alle vier Minuten zu messen und auf einem Dashboard ablesbar zu machen. Kurz danach verdankte man dieser IoT-Lösung mit Machine Learning weniger Food Waste und deutlich reduzierte Unterbrüche in der Produktion.

Stefan Zimmermann, CEO bei Comtac, erklärte dann die Anwendungsmöglichkeiten von zwei drahtlosen Technologien: LoRaWAN (Low Range WAN) und Mioty. Beide eignen sich für eher langsame Anwendungen in der Industrie, wie die Überwachung von Maschinen, die Leckagedetektion im Fernwärmenetzen, das Monitoring von Stromnetzen oder etwa Torüberwachungen und Objektschutz für Anlagen. LoRaWan käme dabei insbesondere bei Anwendungen, wo langsame Signale übertragen werden können, ins Spiel. Es sei energiesparend, robust, doch die Reichweite nähme schnell ab, und die Übertragungszeiten seien lang. Die Mioty-Technik unterscheidet sich von LoRa dadurch, dass das Datenpaket über verschiedene Frequenzkanäle mit 50% Redundanz übertragen würde. Während Mioty bei vielen Geräten auf kleinem Raum mit hohen Datenraten die Nase vorne habe, gäbe es bei LoRaWAN sehr viele Geräte und Anbieter, die eingesetzt werden können.

 

Andreas Mathiuet, Leiter BU Automation & MES bei Actemium, zeigte anhand verschiedener Beispiele aus dem Industrial Internet of Things, wie Daten horizontal und vertikal gesendet werden können. Horizontal bedeutet hier die Maschine verbinden, vertikal die Daten abgreifen und auf Unternehmensebene bringen. Das erste Beispiel eines Temperatur-Trackings betraf dabei Paletten mit Gebinden von Vitaminpulvern, die im Kern eine grosse Temperaturentwicklung haben, welche überwacht werden muss. Als Lösung wurden mittels Sensortechnologie von LoRa die Daten aufs Mobile Netz übertragen (vertikal) sowie per Cloud aufs Tablet des Lastwagenfahrers (horizontal).

Nach der Pause verwies Patrick Grüter, Senior Consultant bei Elca Informatik, auf die in den letzten 20 Jahren stark angewachsenen Datenmengen, die anfangs starr aufgebaut waren, sodass nötige Prozessanpassungen jeweils viel Zeit in Anspruch nahmen. Dann kam der Hype mit Big Data und den Smart Data Lakes, einem offenen Ökosystem statt einem starren Rohdatenspeicher. Verschiedene Use Cases werden dabei nicht nur im Nachhinein abgewickelt, sondern je nach Bedarf mit Open Source Tools und Machine Learning ausgeführt.

Teresa Alberts, CEO bei ITficient, ging auf den Nutzen von Digitalen Zwillingen ein, den sie am Beispiel des Wasserkraftwerks Rabenstein aufzeigte: Ermüdungsbrüche in Turbinen können so anhand bekannter Materialeigenschaften und der nahtlos aufgezeichneten Betriebsdaten der Anlage frühzeitig vorausberechnet werden. Grenzen dieser Lebenszyklusmodellierung zeigen sich hier nur noch bei unvorhersehbaren Ereignissen wie Steinschlag oder Verschmutzungen.

Zum Abschluss erläuterten Wilhelm Maisler, Remo Peterhans, Robin Zolli und Esther Killer, wie sie den Anlagenpark der Hitachi Energy mit einer grossen Spannweite von relativ alten bis hin zu hochmodernen Maschinen an die digitale Welt angeschlossen halten. Sie schilderten eindrücklich, wie sie die Daten-Einschränkungen in dem Grosskonzern zugunsten eines durchgängigen Data Ware Houses überwinden mussten, damit alle Nutzer ihren Zugriff haben.

Die nächste Ausgabe der Automation ist für 2023 vorgesehen.

Autorin
Marianne Kürsteiner

ist Redaktorin bei Electrosuisse.

  • Electrosuisse, 8320 Fehraltorf
Autor
Marcel Stöckli

ist Leiter Member Services.

  • Electrosuisse, 8320 Fehraltorf

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