Robust, hitzefest und lichtstark
LEDs für extreme Anforderungen
In der Beleuchtung befasst man sich heute oft mit Fragen der Farbqualität, der Dimmbarkeit und der Leuchtenästhetik. Obwohl diese Aspekte auch in der industriellen Beleuchtung eine Rolle spielen, müssen die Leuchten noch andere Qualitäten aufweisen, um bei extremen Temperaturen, Feuchtigkeit oder hohen Staubkonzentrationen zuverlässig ihre Dienste zu leisten.
In der ehemaligen Tuchfabrik Pfenninger auf der Halbinsel Giessen in Wädenswil ist die Fantalux GmbH zu Hause, ein Anbieter von LED-Leuchten der besonderen Art. Seit sechs Jahren setzen sich Geschäftsführer Andreas Fantoni und sein Team für Beleuchtungslösungen ein, die unter härtesten industriellen Bedingungen zuverlässig ihren Dienst leisten. Sei es im Maschinensaal eines Kernkraftwerks, bei Stahl Gerlafingen, in einem Zürcher Krematorium, in staubigen Hallen von Müllbunkern oder in feuchten Umgebungen von Kläranlagen.
LED ist akzeptiert
Mit der LED wurde Fantoni als Aussendienstmitarbeiter bei der Elspro Elektrotechnik vertraut gemacht, wo die Leuchten eigentlich nur ein Nebengeschäft waren. Bei der Gründung von Fantalux stand für ihn fest, dass als Lichtquelle nur LEDs in Frage kommen.
Wie die realisierten Projekte zeigen, ist gemäss Andreas Fantoni die LED in der Industrie zur Beleuchtung grundsätzlich akzeptiert. Hauptsächlich, weil sie energieeffizient und lichtstark ist und eine lange Lebensdauer bietet. Besonders wichtig ist dies in Gebäuden und Hallen, in denen der Zugang zu den Leuchten schwierig, gefährlich oder zeitraubend ist. Da kann es dann vorkommen, dass die Leuchten deutlich preisgünstiger sind als die Installation oder allfällige Wartungsarbeiten. Der Aufwand für das Ersetzen einer Leuchte an einem solchen Ort kann durchaus über 2000 Fr. kosten.
Fantalux-Mitarbeiterin Fabienne Graf weist auf einen weiteren Grund für die Akzeptanz der LED hin: «Da FL-Röhren und herkömmliche Leuchtmittel immer mehr vom Markt verschwinden, ist es wahrscheinlich normal, dass beim Ersetzen einer Leuchte LEDs in den Vordergrund rücken.» Sie kann sich vorstellen, dass auch Subventionen im Zusammenhang mit der besseren Energieeffizienz eine Rolle spielen. Sonst setze man eher auf bewährte Lösungen. Andreas Fantoni fügt hinzu: «Betriebselektriker möchten eigentlich nichts mit den Lampen zu tun haben. Sie haben früher Stunden damit verbracht, FL-Röhren zu ersetzen und sind froh, wenn diese Arbeit deutlich reduziert wird. Sie sind an Produkten interessiert, die man montiert und die möglichst lange leuchten.»
Vielseitige Anwendungen
Fantalux vertreibt und produziert Leuchten für Situationen, bei denen Feuchtigkeit, Hitze, Staub (der die Kühlkörper verstopfen kann und die Kühlung verschlechtert), explosionssichere Atmosphären, Vibrationen oder Stösse als Herausforderungen präsent sind. Fantoni fügt hinzu: «Manchmal müssen die Leuchten auch lebensmittelzertifiziert sein, beispielsweise beim Einsatz in der Trinkwasserversorgung. Die Lampen müssen da konform und beständig sein.»
Als kleine Firma nehme man die spezifischen Anforderungen und Wünsche der Kunden auf und mache sich auf die Suche nach geeigneten Produkten. In den letzten Jahren fand man die richtigen Hersteller, und das Sortiment wuchs mit den Erfahrungen. Gewisse Lampen liess man zertifizieren, beispielsweise wurden die zwei wichtigsten Atex-Leuchten durch das ESTI «S+» zertifiziert.
Im Angebot stehen Leuchten unterschiedlichster Bauart: Rohrleuchten, Flutlichter, Wannenleuchten, Handleuchten und Arbeitsplatzleuchten. Technische Leuchten für Werkstatt- Arbeitsplätze und Rohrleuchten für Kläranlagen konfektioniert das Team von Fantalux selber, um die Anforderungen der Kunden garantiert erfüllen zu können. Beispielsweise damit die Leuchten komplett wasserdicht oder korrosionsbeständig sind.
Gewisse Linear- und Wannenleuchten sind sowohl in normaler Ausführung als auch für explosionsgefährdete Bereiche (Ex-Zone 1 und Ex-Zone 2) erhältlich. Auf diese Weise lässt sich in unterschiedlichen Fabrikbereichen mit dem gleichen Lampentyp eine durchgehende Ästhetik und eine vereinfachte Wartung erreichen. Und manche Leuchten können mit integriertem Akku geliefert werden, damit sie bei einem Stromausfall wahlweise eine oder drei Stunden, bei leicht reduzierter Lichtleistung, die Sicherheit bei einer Evakuierung gewährleisten können.
Lagerhaltung ist wichtig
Das Lager in Giessen ist für eine so kleine Firma erstaunlich gross. Dies sei auch nötig, denn gewisse Hersteller haben Lieferfristen von über 20 Wochen. Weil man bei Aufträgen schnell agieren möchte, kommt man ohne dieses Lager kaum aus. Der Lagerumfang reicht von preisgünstigen chinesischen Rohrleuchten über Wannenleuchten bis zu teuren Spezialexemplaren.
Da es in diesem industriellen Segment kaum Konkurrenz gibt und es an Projekten nicht mangelt, wird das Lager regelmässig umgewälzt. Der Turnus liegt schätzungsweise bei zwei Jahren. Das ist nötig, um neue Technologien berücksichtigen zu können – obwohl der Industriesektor diesbezüglich nicht zwingend das Neuste will, denn die Zuverlässigkeit und Robustheit stehen an oberster Stelle.
Hitze als Herausforderung
Hauptsächlich in Situationen mit hohen Temperaturen sind die Kunden mit dem Einsatz der LED zurückhaltend, weil sowohl die LED als auch die benötigte Ansteuerungselektronik temperaturempfindlich sind. Sie müssen ausreichend gekühlt werden, um die gewünschte Lebensdauer erreichen zu können.
Bei einem Stahlwerk, wo konstante Umgebungstemperaturen von 80°C herrschen und diese noch steigen, wenn eine Pfanne mit flüssigem Stahl unter einer hängenden Leuchte stehen bleibt, sind die Anforderungen an Leuchten enorm. Kurzzeitig können Spitzentemperaturen von 150°C und mehr erreicht werden. Andreas Fantoni konnte zusammen mit der in diesem Bereich erfahrenen Firma Dialight eine Lösung finden, die unter anderem dank hitzebeständiger Glasfront zuverlässig funktioniert. Fantoni erläutert eine Besonderheit der Lösung: «Die Leuchte stellt erhöhte Temperaturen fest und reduziert den Lichtstrom entsprechend, um sich zu schonen. Mit riesigen Kühlkörpern und beständiger Elektronik funktioniert dies.»
Standardisierung
Bei FL-Röhren hat man Standards, bei denen die Anschlüsse und Abmessungen normiert sind. Die Anwender schätzen die entsprechende Austauschbarkeit. Obwohl man bei der LED bezüglich Modularität noch nicht so weit ist, hat man gewisse Aspekte übernommen: Man hat nun auch Retrofit-LED-Röhren. Aber in den meisten Fällen werden proprietäre Lösungen eingesetzt. Fantoni betont: «In unserem Segment ist es wichtig, dass die Kunden die von ihnen eingesetzten Produkte auch noch in Jahren erhalten oder dass sich die Leuchten reparieren lassen.» Früher kaufte man Produkte ein, die einfach den Spezifikationen entsprachen. Heute geht man weiter und überprüft, ob ein Produkt reparierbar ist, was es enthält, wer es hergestellt hat. Man ist heute viel kritischer.
Ausfälle
Erfahrungsgemäss sind die Gründe für defekte Leuchten zunächst Sensor- und Elektronikfehler, dann LED-Ausfälle. Da die Lichtstärke bei LEDs schleichend abnimmt, ist das Unterschreiten einer gewissen Schwelle in der Beleuchtungstechnik oft ein Austauschkriterium. Aber in der Industrie sieht es anders aus. Gemäss Fantoni «sieht man etwas oder man sieht nichts». So lange das Sehen nicht beeinträchtigt ist, gibt es keinen Grund, die Leuchte zu reparieren oder zu ersetzen. Auf einen perfekten CRI kommt es dabei nicht an. Natürlich habe man Vorgaben, man müsse gewisse Lux-Werte und eine gewisse Farbtemperatur erreichen, aber sanfte Verschiebungen fallen da nicht so sehr ins Gewicht wie bei einer Museumsbeleuchtung. Fabienne Graf fügt hinzu: «Bei uns ist die Beständigkeit der Gehäuse von grösserer Wichtigkeit.» Andreas Fantoni bestätigt: «Die verwendeten Materialien und Komponenten müssen auf die Umgebung abgestimmt werden.»
Nachhaltigkeit im Kommen
Für Fantalux gewinnt die Nachhaltigkeit an Bedeutung. Man strebt an, Produkte zu vertreiben, die sich reparieren lassen und bei denen es auch in Jahren noch Ersatzteile gibt.
Dieser Fokus sei ausserdem für die Kunden aus der Industrie wichtig. Für installierte Produkte müssen auch in Jahren noch Ersatzteile verfügbar sein – entweder ab Lager oder zukünftig eventuell mit 3D-Drucker hergestellt.
Ein spannendes Aufgabenfeld
Eine Standardsituation bei den Projekten kennt man bei Fantalux nicht. Jeder Auftrag, jedes Projekt ist eine spezifische Herausforderung. Obwohl man sehr langlebige Produkte vertreibt, zeichnet sich eine Sättigung in diesem besonders vielseitigen Beleuchtungsmarkt vorerst nicht ab. Und mit der zunehmenden Erfahrung wächst auch das Betätigungsfeld. Erfreuliche Perspektiven also für das Fantalux-Team.
Kommentare