Resilienz in einer vernetzten Welt
Asut-Seminar, 27. Juni 2023, Kursaal Bern
Corona, Strommangellage, Krieg in Europa, globale Machtverschiebungen: Wie kann ein Kleinstaat wie die Schweiz in einer von Krisen und Umbrüchen geschüttelten Welt widerstandsfähig bleiben? Dieser Frage näherten sich am diesjährigen Swiss Telecommunication Summit Referentinnen und Referenten aus diversen Blickwinkeln. Und kamen dennoch zu einem erstaunlich einhelligen Schluss: Resilienz geht Hand in Hand mit (digitaler) Innovation.
Für den Berner Regierungsrat Pierre Alain Schnegg setzt Resilienz Vernetzung und einen möglichst barrierefreien Informationsaustausch voraus. Nur so gelinge es, angemessen auf Veränderungen zu reagieren. Es ist eine der Lehren, die der Vorsteher der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion aus der Coronakrise gezogen hat: Kräfte bündeln und den Zugang zu aktuellen Daten sicherstellen, um der Bevölkerung in jeder Situation die bestmögliche Gesundheitsversorgung bieten zu können.
Für Peter Grünenfelder, Direktor von Avenir Suisse, muss die Schweiz radikal umdenken, um ihre Wohlstandsbasis nicht zu unterminieren und ihre Versorgungssicherheit auch im Krisenfall zu garantieren. Dazu gehören für ihn der Abbau des «hausgemachten Reformstaus», eine flexiblere staatliche Rahmenordnung, möglichst keine Technologieverbote und das dezidierte Vorantreiben der Digitalisierung.
Innovation generiert Resilienz
Für die Politologin Regula Stämpfli basiert Resilienz auf einer demokratischen Öffentlichkeit und den regelmässigen «Reality Checks», welche unsere Volksabstimmungen in einem Meer von Fake-News und Social-Media-Aufregungen darstellen. Und ETH-Klimaforscher Reto Knutti erklärte am Beispiel des Klimawandels, warum sich Menschen so schwer damit tun, im Krisenfall trotz besseren Wissens rechtzeitig zu handeln.
Stämpfli, Knutti, Grünenfelder und Schnegg waren Teil eines vielfältigen Expertenpanels, das sich auf Einladung des Schweizerischen Verbandes der Telekommunikation (Asut) am Summit damit auseinandersetzte, was Resilienz in einer zunehmend vernetzten Welt bedeutet, und was die Schweiz in dieser Situation tun könne, um ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken. Die unterschiedlichen Zugänge zum Thema ergaben zusammen ein differenziertes Gesamtbild. Gleichzeitig stimmten sie darin überein, dass die Digitalisierung in der heutigen Welt der Kern der Resilienz sein müsse: Sei es in Form von digitalen Infrastrukturen als tragende Pfeiler einer robusten Wirtschaft und Gesellschaft. Aber auch als Treiber von innovativen Anwendungen, Tools sowie Mindsets und Arbeitsweisen, welche die Agilität von Unternehmen und Gesellschaft stärkten und somit auch einen Wettbewerbsvorteil für den Werkplatz Schweiz darstellten, wie Catrin Hinkel von Microsoft, Christian Keller von Amazon Web Services und Gordon Thomson von Cisco erklärten.
In seinem Schlusswort ging Asut-Präsident Peter Grütter noch weiter. Er ist überzeugt, dass eine resiliente und digital innovative Schweiz beste Voraussetzungen habe, sich – so wie im Bereich der Neutralität – auch in Fragen der digitalen Governance für die internationale Gemeinschaft als Vertrauensplattform und «Honest Broker» zu etablieren.
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