Raus aus der Komfortzone!
Der scheidende Direktor des BFE macht sich in seinem letzten Blog für die volle Strommarkt-öffnung stark. Er sieht aber wenig Begeisterung bei der Branche für diesen Liberalisierungsschritt.
Warum nur hat unsere Branche so viel Angst vor Kundinnen und Kunden, die ihren Stromversorger selber wählen können? Wir alle sind doch überzeugt, dass wir ein sehr gutes Image haben, kundenorientiert auftreten und auch markttaugliche Produkte und Dienstleistungen anbieten. Die Gefahr, dass sich Kundinnen und Kunden für einen anderen Lieferanten entscheiden, ist doch bei dieser Ausgangslage eher klein.
Die Veränderungen kommen so oder so: Eigenverbrauchslösungen, Speicherlösungen für Haushalte, Flexibilitätsmarkt, Digitalisierung (Smart Meter, Smart Home) etc. Die Branche muss sich neu erfinden. Warten wir darauf, bis wir vom Gesetzgeber gezwungen werden oder wollen wir unsere Zukunft aktiv mitgestalten? Nur wenn wir uns fit machen für einen offenen, zukunftsgerichteten und nachhaltigen Strommarkt, werden wir als Branche mittel- bis langfristig eine Überlebenschance haben. Das Festhalten an Monopolen und das Klammern an traditionelle Geschäftsmodelle wird nur unsere Leidenszeit verlängern.
Unsere Mitbewerber werden in Zukunft Anbieter sein, die bis vor wenigen Jahren mit Strom noch überhaupt nichts am Hut hatten: IKEA plant, liefert und baut Photovoltaikanlagen für den Eigenverbrauch, die Swisscom engagiert sich im Thema Energiemanagement und Systemdienstleistungen, Tesla vertreibt einen Energiespeicher für den Haushalt und Google investiert massiv in erneuerbare Energien.
Nehmen wir doch diese Herausforderungen an. Verlassen wir unsere warme Stube und zeigen unseren Kundinnen und Kunden, dass wir die Konkurrenz nicht scheuen. Eine Kundin, die wechseln könnte, aber aus Überzeugung bei uns bleibt, ist eine treue Kundin. Und darauf sollten wir uns ausrichten. Nicht erst, wenn wir müssen, sondern bereits hier und jetzt. Warum öffnen wir nicht den Strommarkt für alle auf freiwilliger Basis!
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