Kurznachricht Erneuerbare Energien , Konventionelle Kraftwerke

Neues Fisch­leit­system beim Kraft­werk Herren­töbeli

Entwickelt an der ETH zusammen mit der SAK

Die SAK (St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG) hat vergangene Woche mit den Umbauarbeiten am Wasserkraftwerk Herrentöbeli zur Verbesserung der Fischgängigkeit begonnen. Im Rahmen der Bauarbeiten wird ein innovatives Fischleitrechen-Bypass-System verbaut, welches die ETH Zürich zusammen mit der SAK entwickelt hat. Dieses wird beim Kraftwerk Herrentöbeli erstmals im Feld getestet und soll Fischen den bestmöglichen Schutz beim Passieren der Kraftwerksanlagen flussabwärts bieten. Die Sanierungsarbeiten dauern voraussichtlich bis Sommer 2022.

Letzte Woche startete die SAK mit den Umbauarbeiten am Kraftwerk Herrentöbeli, welche Verbesse­rungen an der Fisch­gängig­keit umfassen. Im Rahmen der Sanierungen wird der Einlauf­kanal umgebaut und mit einem innovativen Fisch­leit­rechen sowie einem Bypass-System für den Fischabstieg ausgerüstet. Der neuartige Fisch­leit­rechen wurde im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts entwickelt und von der Versuchsanstalt für Wasserbau (VAW) der ETH Zürich, in der eigenen Versuchsanlage, in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) getestet.

Mit dem Einbau des Systems beim Wasser­kraft­werk Herrentöbeli geht das Forschungsprojekt in eine Live-Pilotphase, in der vertiefte Untersuchungen zur Effizienz des Systems unter realen Bedingungen und zur weiteren Optimierung durchgeführt werden. Das Kraftwerk an der Thur in Krummenau eignet sich aufgrund seiner überschaubaren Grösse und des dynamischen Abfluss­verhaltens ideal für den ersten Feldversuch.

Pilotprojekt mit Vor­bild­charakter

Das neuartige Fisch­leit­system besteht aus einem Leitrechen mit gebogenen Stäben, der vor dem Kraftwerk installiert wird. Die Stäbe stehen weit genug auseinander, sodass die Fliessverluste für das Kraftwerk minimiert werden. Allerdings erzeugen die Stäbe durch ihre spezielle Krümmung und Anordnung starke Druck- und Geschwin­digkeits­unter­schiede im Wasser, welche den Fischen ein Hindernis signalisieren. Die Tiere schwimmen dann dem Rechen entlang und gelangen so in das für sie vorgesehene Bypass-System um das Kraftwerk herum. Der Pilotversuch am Kraftwerk Herrentöbeli hat schweiz­weiten Vorbild­charakter. Denn erweist sich das neue Bypass-System als erfolgreich, lässt es sich auch bei grösseren Kraftwerken realisieren – der Fischschutz würde somit landesweit erheblich verbessert werden. Aufgrund des grossen Potentials für den schweiz­weiten Einsatz des neuen Fisch­leit­systems für die Schweiz begleitet und unterstützt das Bafu das Forschungsprojekt.

Neues Gewässerschutzgesetz als Innovationstreiber

Grundlage der Kraftwerks­sanierung bildet das seit 2011 in der Schweiz gültige neue Gewässer­schutz­gesetz, welches Mass­nahmen zur Wieder­herstellung der Fisch­wanderung in Schweizer Flüssen vorschreibt. Betreiber von Hindernissen, die diese Wanderung wesentlich beeinträchtigen, sind vom Bafu dazu verpflichtet, Sanierungen vorzunehmen. An rund 1000 Quer­bauten in der Schweiz müssen im Rahmen dieses neuen Gesetzes bauliche Massnahmen ergriffen werden.

Kommentare

Was ist die Summe aus 2 und 2?