Rückschau Energienetze

Netzimpuls 2022

Stromnetze werden sich stark verändern

01.04.2022

Bereits am Vorabend trafen sich Interessierte zum Networking Dinner der Cigre und Electrosuisse. Christian Franck, Professor an der ETH Zürich, präsentierte Trends bei SF6-freien Hochspannungsanlagen. Mittelfristig zeichnet sich ein Nebeneinander gewisser Lösungsansätze ab.

Es wird immer drängender, sich als Netzbetreiber Gedanken zu Klimagasemissionen zu machen: Rolf Frischknecht und Fabian Schildknecht eröffneten die Tagung mit einem Blick auf wichtige Hebel am Beispiel der EWZ, die sich seit 2013 intensiv mit Umweltbilanzen ihrer Prozesse beschäftigen.

Frankreichs grösster Verteilnetzbetreiber Enedis doppelt nach: Es bleibt wenig Zeit – die Elektrifizierung ist der Schlüssel. Man darf sich dort 50 Mio. Wärmepumpen und ebenso viele Elektrofahrzeuge vorstellen, aber auch einen Kapazitätsausbau erneuerbarer Energien und eine rasche Digitalisierung. Die bisher üblichen Jahresinvestitionen werden um rund 50 bis 70% angehoben. Remy Verdier empfiehlt, sich dabei nicht nur auf Betreibervorteile zu fokussieren, sondern noch stärker auf Vorteile für Netzkunden.

Dann tauchte man tief in das Handwerk ein: Prof. Martin Geidl und Flavia Sperati von der FHNW zeigten am Pilotnetz Arbon, wie man Smart-Meter-Daten automatisiert in Verbrauchergruppen clustert. René Schumann von der HES-SO Wallis setzte auf automatisierte Bewirtschaftung einer Bilanzgruppe, die im Pilotprojekt bereits 6 GWh im Handel platzierte. Robert Seiler erläuterte das Potenzial von Vehicle-to-Grid und beerdigte den Mythos einer dadurch beschleunigten Batteriealterung. Erik Pawlowski von Westnetz zeigte, wie bereits 100 Niederspannungsnetze in einen digitalen Netzbetrieb 4.0 geführt wurden. Gleichzeitig orchestrierte Christoph Imboden, HSLU, neue Impulse zur Flexibilität: Christian Winzer von der ZHAW stellt effiziente Netzentgeltmodelle vor, Stefan Schori, BFH, spielte mit Blindleistungsflüssen, und Turhan Demiray, ETH Zürich, modellierte ein digitalisiertes System von E-Autos, Wärmepumpen, PV und Speichern.

Das Fazit der Tagungsleiter: Es ist Zeit, um Netze und Infrastruktur auf ihren Fussabdruck zu prüfen und digital durchzustarten, um sie effizienter zu nutzen und weniger ausbauen zu müssen. Es braucht zudem neue Tarifmodelle für die PV-Einbindung und bidirektional nutzbare Fahrzeugbatterien. Die nächste Netzimpuls findet am 22. März 2023 statt.

Autor
Marcel Stöckli

ist Leiter Member Services.

  • Electrosuisse, 8320 Fehraltorf

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