Fachartikel Unternehmensorganisation

Mit «Internal Audits» zu Nach­haltig­keits­zielen

Optimierung

05.04.2022

Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten optimal steuern möchten, lassen ihre Nachhaltigkeits-Performance durch eine interne Revision prüfen. Weshalb lohnt sich das? Inwiefern kann die Interne Revision dazu beitragen, unternehmerische Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und welche Vorteile ergeben sich daraus? Diese Fragen stehen nachfolgend im Fokus.

Wer langfristig erfolgreich sein möchte, muss die veränderten Erwartungen verschiedener Anspruchsgruppen berücksichtigen. Zunehmend bestimmen Nachhaltigkeitsüberlegungen die Kauf­entscheidung von Kunden. Ob ein Unternehmen als nachhaltig wahrgenommen wird, hat Einfluss darauf, ob und wie viel der Kunde bereit ist, für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu bezahlen. Zudem lassen immer mehr Investoren Nachhaltigkeitskriterien in ihre Investitionsentscheidungen einfliessen. Allein zwischen 2018 und 2020 hat sich die Anzahl nachhaltiger Investitionen in der Schweiz verdoppelt. Auch bei der Akquise neuer Mitarbeitender werden veränderte Anforderungen an den Arbeitgeber deutlich. Stimmen die Werte des Unternehmens nicht mit den eigenen überein, ist das für viele Kandidaten ein Grund, eine Arbeitsstelle auszuschlagen.

Nicht zuletzt haben auch die Gesetzgeber begonnen, ihre Anforderungen an Unternehmen zu verschärfen. Im Eiltempo bewegt sich die Nachhaltigkeit von einem Nice-to-have zum eingeforderten Standard – einem Must-have. Diese Veränderungen zeigen, dass Unternehmen in verschiedenster Hinsicht profitieren, wenn sie sich bereits heute intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen.

Nachhaltigkeits-Performance wird wichtiger

Viele Unternehmen haben den Trend zur Nachhaltigkeit bereits antizipiert. Im Rahmen von Nachhaltigkeitsberichterstattungen werden beispielsweise Wesentlichkeitsanalysen durchgeführt und Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt. Daraus lassen sich nicht-finanzielle Kennzahlen zum Energie- und Wasserverbrauch oder Treibhausgas-Ausstoss ableiten. Zudem werden analog dem klassischen Risikomanagement vermehrt auch Klimarisiken und deren finanzielle Auswirkungen analysiert. Das Potenzial ist jedoch längst nicht ausgeschöpft. Von den rund 250 an der SIX Swiss Exchange gelisteten Unternehmen haben sich derzeit lediglich 31 mit dem freiwilligen Opting-In zu einer Nachhaltigkeitsberichterstattung bekannt. Gemäss Credit-Suisse-KMU-Umfrage zu Reaktionen auf die Coronakrise beabsichtigen allerdings 26% der Schweizer KMU, in den kommenden ein bis drei Jahren vermehrte Anstrengungen im Bereich Nachhaltigkeit zu tätigen.

Nachhaltigkeit optimieren durch Internal Audit

Um langfristig am Markt zu bestehen, ist die systematische Analyse eines Unternehmens in Bezug auf Nachhaltigkeit notwendig. Neben einer klaren Strategie gewinnt auch die Interne Revision bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen zunehmend an Bedeutung.

Wodurch zeichnet sich eine zukunftsfähige Interne Revision aus und welchen Nutzen generiert sie? Neben den angestammten Prüfungen des Internal Audits – wie zum Beispiel die Prüfung der Finanzprozesse oder spezifische Projektaudits – sollten mittels Internal Audit neu auch Nachhaltigkeitsthemen überprüft werden. Prozesse und Abläufe können dadurch hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit verbessert werden, was direkten Mehrwert für das Unternehmen und seine Kunden generiert.

Möglichkeiten zur Optimierung der Nachhaltigkeit

Klassische Prozess- und Projekt-Audits können problemlos auch im Bereich der Nachhaltigkeit angewendet werden. Ein solches Vorgehen bietet die Chance, Optimierungs- und Entwicklungspotenziale in Geschäftsaktivitäten und -prozessen zu identifizieren.

Ein fundiertes Risk-Audit erhöht signifikant die Wahrscheinlichkeit, Nachhaltigkeitsrisiken frühzeitig zu erkennen. Das ist von zentraler Bedeutung, zumal Risiken in diesem Bereich mitunter zu den wahrscheinlichsten und einflussreichsten der heutigen Zeit gehören.

Eine zielführende Massnahme ist zudem, interne Vorgaben betreffend Nachhaltigkeit auf ihre Aktualität oder Einheitlichkeit hin zu prüfen.

Ein Fokus auf die Einhaltung aller für das Unternehmen relevanten regulatorischen Vorgaben ist unerlässlich. Regulatorische Massnahmen wie der Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungsinitiative in der Schweiz und die Taxonomie-Richtlinien der EU werden zeitnah umgesetzt und betreffen früher oder später direkt und indirekt auch KMU.

Zukunftsorientiertes Handeln ist zentral. Wer bereits heute die Themen von morgen antizipieren kann, ist der Konkurrenz immer einen Schritt voraus. Mittels Forward-Looking können wichtige Trends im Kontext von Nachhaltigkeit ausgemacht und genutzt werden.

Ein Aufwand, der sich lohnt

Die Erweiterung des Aufgabenbereichs der Internen Revision um Nachhaltigkeitsthemen hilft Unternehmen, ihre Ziele in diesem Bereich effizient anzugehen, umzusetzen und ihre Nachhaltigkeits-Performance zu verbessern. Im Einzelfall kann sich dies zwar durchaus komplex gestalten, der Effort lohnt sich aber und ist nicht nur aus sozialen und ökologischen Gründen sinnvoll, sondern letztlich auch in finanzieller Hinsicht lohnenswert.

Autor
Marc Sollberger

ist Leiter Performance Advisory Services.

  • BDO AG, 8031 Zürich
Autor
Valerian Stalder

ist Sustainability Services Co-Lead bei BDO.

  • BDO AG, 8031 Zürich

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