Kurznachricht Hardware

Mehr Prozessor­leistung mit Mikrokanalkühlern

Interposer erfüllt mehrere Funktionen

Einer der limitierenden Faktoren für die Rechenleistung von Prozes­soren ist die Betriebs­temperatur. Im Rahmen des Projekts CarriCool unter Feder­führung von IBM haben Fraunhofer-Forschende eine neue, effektive Kühl­methode entwickelt: Durch die Inte­gration von Mikro­kanälen in den Silizium-Interposer ist es erstmals möglich, Hochleistungs­prozes­soren auch von der Unterseite her zu kühlen. Dadurch kann ein deutlicher Leistungs­zuwachs erzielt werden. Zusätzlich integrierten die Wissen­schaftler passive Bauelemente für Voltage­regulatoren, photonische ICs und optische Wellenleiter in den Interposer.

Wird ein Prozessor zu heiss, drosselt er Taktfrequenz und Betriebsspannung. Das Ergebnis: Die Rechen­geschwin­digkeit sinkt oder der Prozessor schaltet sich sogar ganz ab, um CPU und Mainboard vor Schäden durch die Hitze zu schützen. Wärme, beziehungs­weise deren Kühlung, ist daher ein wichtiger Faktor, wenn es um die Rechen­leistung geht. Bisher wird hier meist mit Kühlkörpern gearbeitet, die die Hitze von den Prozessoren ableiten. Gleichzeitig werden die wärme­empfind­lichen Bauteile von oben mit Lüftern gekühlt. Ein Forscherteam um Wolfram Steller, Hermann Oppermann und Jessika Kleff vom Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Berlin und Dresden hat nun einen Weg gefunden, Mikrochips mit einem flüssigkeits­basierten Kühlsystem sowohl von der Oberseite als auch von der Unterseite zu kühlen. Das ermöglicht eine effektivere Kühlung und damit mehr Leistung. Dafür werden in den Silizium-Interposer, der sich zwischen Prozessor und Leiterplatte befindet, Mikro­kanal­strukturen mit hermetisch versiegelten Durchgangs­kontakten eingebaut. Durch die Mikrokanäle wird dann Kühlmittel gepumpt, das die unlieb­same Wärme vom Prozessor abtranspor­tiert.

Mikrokanäle kreuz und quer

Interposer sind für die elektrische Versorgung und die Kühlung des Prozessors zuständig, liegen wie eine Schicht zwischen Leiterplatte und Chip und sind von oben nach unten alle 200 µm von elektrischen Kontakten durchzogen, die die Stromversorgung und Datenübertragung des Prozessors gewährleisten. Um auch Hitze aufnehmen zu können und diese vom Prozessor weg zu transportieren, haben die Wissenschaftler quer zu den Durchkontaktierungen Mikrofluidkanäle eingebaut, durch die das Kühlmittel geleitet werden kann.

Die besondere Herausforderung war es nicht nur, die kleinen Kanäle in den Interposer einzubauen, sondern diese auch hermetisch abzudichten und so von den elektrischen Bahnen zu trennen. Die Lösung der Forschenden: Der Interposer wird aus zwei Silizium-Platten gefertigt. In diese werden sowohl die horizontal verlaufenden Kühlkanäle als auch die vertikal verlaufenden Kanäle für die elektrischen Leitungen komplementär eingearbeitet. Um einen Kontakt des Wassers mit den elektrischen Durchkontaktierungen auszuschliessen, wird jeder einzelne Kontakt speziell versiegelt.

«Bislang gehen die Kühlstrukturen nicht so nah an den Rechnerkern selbst. Das heisst, Kühler werden meist additiv von oben aufgebracht», weiss Hermann Oppermann, Gruppenleiter am Fraunhofer IZM. «Je näher man mit der Kühlung aber an die Hitzequelle geht, desto besser kann die Temperatur begrenzt beziehungsweise die Leistung erhöht werden. Gerade beim High Performance Computing gibt es immer höhere Datenraten. Entsprechend wichtig ist eine effektive Kühlung, die eine hohe Taktrate gewährleistet. Bisherige Kühlsysteme sind in diesem Zusammenhang begrenzt. Mit dem neuen Kühlsystem kann die Leistung deutlich gesteigert werden.»

Mehr als nur Kühlung

Als wäre das Kühlsystem nicht genug, haben die Forschenden zusätzlich auch Spannungs­regler für die Strom­versorgung sowie opto­elektro­nische Bauteile zur Daten­übertragung in den Interposer integriert. Während der Spannungs­regler den Prozessor mit der passenden Betriebs­spannung versorgt, wandelt die Optoelektronik elektrische Signale aus dem Prozessor in Lichtsignale um. Dadurch können auch grosse Datenmengen verlustarm mit hoher Signalqualität übertragen werden – im Gegensatz zu Kupfer­leitungen, in denen die Verluste mit wachsender Datenrate zunehmen. «Mit dem Zusammen­fassen von Interposer, Kühlung, Voltageregulatoren und optischer Verbindungs­technik haben wir eine neue Stufe der Integration erreicht, die kleinere Schaltkreise mit mehr Leistung ermöglicht», führt Oppermann aus. «Gerade im High Performance Computing ist dies ein wichtiger Schritt, da wir eine höhere Taktrate auf gleichem Raum erzielen.»

6.10.2017

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