Interview Mobilität

«Man wird dort laden, wo man sowieso gerade parkiert»

Schnellladestationen

29.04.2018

Ionity, ein Joint-Venture diverser Automobilhersteller, will bis 2020 ein Netz von 400 Schnellladestationen in Europa errichten. Christian Zeh, verantwortlich für die Regionen DACH und CEE, erklärt, was hinter diesem Vorhaben steckt.

Bulletin: Christian Zeh, Ionity beabsichtigt, ein Netz von 400 Schnellladestationen in Europa aufzubauen. Alleine in Deutschland gibt es heute aber 14 500 Kraftstoff-Tankstellen. Reichen da 400 Schnellladestationen?

Christian Zeh: Wir bauen ein Netz von 400 zuverlässigen und leistungsstarken Schnellladestationen entlang der europäischen Hauptverkehrsachsen, das heisst, wir fokussieren uns auf die Langstrecke. Des Weiteren ist zu beachten, dass 80 Prozent der Ladevorgänge zu Hause, am Arbeitsplatz und beim Einkaufen vollzogen werden. Mit anderen Worten, man wird in 80 Prozent der Zeit nicht mehr zum Tanken fahren, sondern dort laden, wo man sowieso gerade parkiert. Das wird erheblich komfortabler. Wir werden jedoch nicht die Einzigen sein, die solche Schnellladestationen aufstellen. Unser Ziel ist zunächst, bis 2020 400 Stationen in Europa zu bauen. Dann sehen wir weiter.

Wer kann diese Schnellladestationen nutzen? Sind sie für alle E-Fahrzeuge kompatibel oder gibt es Einschränkungen?

Unser Netz ist vollkommen markenunabhängig.  Jedes Fahrzeug, welches den europäischen Standardstecker CCS unterstützt, kann laden.

Wo werden diese Stromzapfsäulen stehen?

Die Ladestationen sollen entlang der europäischen Hauptverkehrsachsen an Raststätten installiert werden.

Stehen solche Zapfsäulen schon im öffentlich zugänglichen Alltagseinsatz?

Nein. Die ersten Standorte werden jetzt gerade gebaut und bald in Betrieb genommen.

Warum nicht?

Weil die 350-kW-Ladetechnologie neu ist und wir die Ersten sind, die diese Technologie einsetzen werden.

Bedeutet schneller auch teurer? Kostet der Strom mehr als bei einer herkömmlichen Ladestation?

Das hängt von den verschiedenen Tarifmodellen der Ladekartenanbieter ab. Generell kann man jedoch davon ausgehen, dass das Laden an Hochleistungsladestationen auf der Langstrecke teurer wird als das Laden zu Hause.

Wie lange wird die Ladung an einer Ihrer Schnellladestationen dauern?

Das hängt ab von der Auslegung des Fahrzeugs, dem Batterieladestand und der Reichweite, für welche der Kunde nachladen möchte. Wir gehen zukünftig von zirka 20–30 Minuten Ladezeit für eine Reichweite von 300 Kilometern aus.

Bestehen Pläne, das Netz später auszubauen?

Aktuell bestehen keine solchen Pläne. Sollte sich jedoch zeigen, dass entsprechender Bedarf vorhanden ist, würden wir über einen Ausbau sicher nachdenken. Das dürfte aber erst nach 2020 der Fall sein.

Autor
Ralph Möll

war Kom­mu­ni­kations­spezia­list beim VSE.

Zur Person

Christian Zeh ist Head of DACH & CEE bei der Ionity GmbH. Ionity ist ein Joint Venture der Automobilhersteller BMW Group, Daimler AG, Ford Motor Company sowie des Volkswagen-Konzerns mit Audi und Porsche. Das Ziel ist, ein Netz zuverlässiger und leistungsstarker Ladestationen mit einer Leistung von 350 kW entlang der europäischen Hauptverkehrsachsen zu realisieren.

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Ionity

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