Rückschau Beleuchtung , Energieeffizienz , Gebäudeautomation

Swiss Lighting Forum 2021

Die vielen Seiten des intelligenten Lichts

01.02.2021

Pandemiebedingt fand das diesjährige SLF – nun als Licht-Talk – am Vormittag des 28. Januars online statt. Um keine Abstriche an der üblichen thematischen Breite machen zu müssen, wurde das Programm auf die Essenz verdichtet: Aus jedem Bereich gab es eine Präsentation.

Den Einstieg machte die Kommu­nikations­verant­wortliche des BFE, Marianne Zünd, mit einem Abriss der Energie­geschichte der Schweiz. Dabei zeigte sie die Rolle von Krisen und Katastrophen und die dadurch ausgelösten Veränderungen in Gesellschaft und Politik auf. Beispiels­weise hätten städtische Behörden bereits 1914 dafür plädiert, Gas- und Petrol­licht durch elektrisches Licht zu ersetzen. Zudem bewarben die Elektrizitäts­werke den Strom auch, um eine wirt­schaftliche Unabhän­gigkeit zu erreichen. Durch den darauffolgenden Boom kam die Frage der Versorgungs­sicherheit, besonders im Winter. 1921 wurde dies thematisiert und eine Reduktion des Strom­verbrauchs vorgeschrieben.

Nach dem zweiten Weltkrieg explodierte der Strom­verbrauch und der KKW-Bau kam in Schwung, um die Versorgungs­sicherheit sicherstellen zu können. Die Erdölkrise in den 1970er Jahren führte schliesslich zu einer ganzheit­lichen Energie­strategie des Bundesrats, die durch Fukushima eine Neu­orientierung erfuhr – die Energiestrategie 2050.

Dann folgte der Wechsel von der Energie­perspektive zum Tageslicht. Der Interior Designer Robert Müller von der Bartenbach GmbH ging auf das zu Recht an Bedeutung gewinnende Thema Tages­licht­konzeption ein. Er zeigte auf, was es dabei zu beachten gilt und stellte die Simulation von Tageslicht bei 3D-Gebäude­modellen mit einem künstlichen Himmel vor. Dabei können die Helligkeit, die Licht­verteilung, Farb­temperatur und Sonnen­position variiert werden.  Sein Plädoyer: «Wir müssen weg von der Über­techni­sierung.» Man solle auf Tageslichtlösungen, die auf Elektronik und Motoren angewiesen sind, verzichten. Stattdessen sollen Gebäude­struktur und die Oberflächen­materialien intelligent lichttechnisch gestaltet sein. Mit zahlreichen realisierten Gebäuden führte er vor, was alles mit Tageslicht möglich ist und welche Lösungen das Tageslicht attraktiv machen. Solche seien aber oft nur möglich, wenn Lichtgestalter möglichst früh von den Architekten mitein­bezogen werden.

 

Stefan Kull von Swisslux stellte die SensNorm vor, die dafür sorgen soll, dass Anwesen­heits­sensoren durch eine definierte Vermessung des Erfassungs­bereichs ihren Dienst zuverlässig verrichten und das Licht entsprechend steuern. So kann viel Energie gespart werden, ohne das Wohl­befinden zu beeinträchtigen. Intelli­gentes Licht ist Licht, das nicht nur dort ist, wo es gebraucht wird, sondern das nur so viel und so lange leuchtet, wie nötig. Dazu müssen kleine Lichtgruppen gebildet werden, die einzeln anzusteuern sind. Sensoren, die tangentiale und radiale Bewegungen berücksichtigen können, sind dabei erforderlich. Stefan Kull erläuterte, wie diese von Metas geprüft werden. Metas kann die Sensoren vermessen, um die resultierenden Plandaten in die Produkte­unterlagen einflies­sen zu lassen und in Planungs­tools zu integrieren. So lässt sich dank der 3D-Daten eine hohe Planungs­sicherheit und somit die erwünschte energetische Effizienz erreichen.

 

Frederik Friedrichs von ÅF Lighting, Oslo, erläuterte, wie der 3D-Druck Einzug in der Licht­branche gehalten hat, indem er die Entwicklung von Leuchten­prototypen und Halterungen effizienter macht und das Ausprobieren von Komponenten in einer frühen Projektphase ermöglicht. Sondertypen auf der Basis existierender Leuchten können so einfach entwickelt und produziert werden. Mit einem Beispiel, der Entwicklung eines Reflektor­bauteils für Leuchten eines neuen gestalteten Bahnhof-Vorplatzes, zeigte er die Möglichkeiten des 3D-Drucks auf für Situationen mit stark eingeschränkten Rahmen­bedin­gungen für die Leuchte. Ziel war eine möglichst gleichmässige Ausleuchtung der Decke. Standard­leuchten sollten verwendet werden können, die mittels individuell gestalteter reflektierender Halter in die Säulen integriert werden. Die Produktions­kosten eines solchen Reflektors belaufen sich auf etwa 20 Fr bei 120 Stück, wobei der Entwicklungsaufwand von rund 50 h dabei ausge­klammert wurde. Für solche Kleinserien, aber auch für den Prototypbau, sei der 3D-Druck in der Beleuchtungs­technik nützlich.

 

Die Erkenntnis, dass UV-Strahlung sowohl erwünschte als auch unerwün­schte Seiten hat, ist nicht neu – man denke beispielsweise ans Thema Sonnen­baden. Wie sieht es aber bei UV-Entkeimungs­lampen aus, die nun in der aktuellen Covid-19-Zeit an Popularität gewinnen? Mit dieser Frage befasste sich der Vortrag von Evelyn Stempfel vom BAG. Sie erläuterte zunächst die Wirkung der UV-Strahlung und die gesund­heitlichen Auswir­kungen wie Haut- und Augen­schädi­gungen, Krebsrisiko sowie die keim­tötende Wirkung. Sie riet vom Einsatz von UV-C-Entkeimungs­geräten in Haushalten ab, denn entweder überschreiten sie die Grenzwerte und können in kurzer Zeit gesundheits­schädigend sein (siehe auch Rückrufaktion), oder sie erzeugen nur schwache Strahlung und entkeimen nicht wirklich. UV-C-Geräte sollten deshalb nur in professio­nellen Anwendungen eingesetzt werden.

 

Stefan Gasser, SLG, präsentierte das Spektrum der Schweizer Förder­programme für Lichtlösungen. Dies sei nötig, denn viele Bauherren, Planer und Privatpersonen wissen nicht, dass sie bei einer Umstellung auf LED von finanzieller Unter­stützung profitieren können. Die vorge­stellten Programme: ProKilowatt ist ein Förder­programm des BFE zur Reduktion des Strom­verbrauchs in der Industrie und im Haushalt, das zwischen Programmen und Projekten unterscheidet. Ziel ist, die mit möglichst wenig Geld möglichst viel Energie einzusparen. Die Beleuchtung ist nicht der einzige, aber der wichtigste Bereich von ProKilowatt. Effeled befasst sich mit grösseren Industrie- und Dienst­leistungs­gebäuden und läuft bis 2022. Für kleinere Gebäude empfiehlt sich das Programm Senso70 der SLG, das noch bis Ende Jahr läuft. Salvaluce richtet sich an Wohnbauten, Spitäler etc. Effesport ist ein Programm für Aussen-Sportplätze, bei dem je nach Leistung 70 bis 350 CHF pro Leuchte bezahlt werden. Man muss dabei aber mindestens 30% an Energie einsparen. Alledin ist ein Haushalts-Programm, das 40 bis 100 CHF an Privat­personen bezahlt, um Halogen-Steh­leuchten mit LEDs auszurüsten. Auf www.lightbank.ch findet man die einzelnen Programme.

 

Der Moderator des Forums, Björn Schrader, schloss das online durchgeführte Forum mit der entsprechenden Frage ab: Ist Digital das neue Normal? Werden künftig Online-Veranstaltungen die physischen ablösen?

Obwohl die virtuelle Durchführung auch ihre Vorteile hat, möchte man am 27. Januar 2022 dennoch zum physischen Forum zurückkehren, entweder im Kongresshaus Zürich oder in Basel.

Autor
Radomír Novotný

ist Chefredaktor des Bulletins Electrosuisse.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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