Nicht nur der Neubau von Leitungen hat seine Tücken
Leitungsbautagung, 13. November 2024, Aarau
Praxisfragen des Leitungsbaus standen im Mittelpunkt der Tagung am 13. November 2024. Der Event zeigte auf, an welchen Netzen zurzeit gearbeitet wird und vor welchen Herausforderungen die Involvierten stehen.
Um die Stromversorgung der SBB dem gestiegenen Energiebedarf anpassen zu können, werden einige Leitungen von 66 kV auf 132 kV umgestellt. Dazu müssen alte Pläne für die Bewilligungen eingereicht werden, was laut Daniela Czekalla oft Detektivarbeit im SBB-Archiv erfordert. Bleiben gewisse Pläne unauffindbar, müssen sie für den Nachweis neu erstellt werden, unter anderem durch eine Lidar-Vermessung der bestehenden Leitungen. Manchmal muss sogar die Mastenstatik neu berechnet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass gewisse Planungsbüros, die die Pläne ursprünglich erstellt haben, nicht mehr existieren. Um künftig eine bessere Ausgangslage zu haben, werden die Unterlagen heute sorgfältiger und umfassender archiviert. Erwin Kurzo von BKW präsentierte anschliessend die Details der Umsetzung mit den logistischen Herausforderungen und der Umweltbaubegleitung.
Wie Schleuderbetonmasten ressourcenschonend bei Sacac hergestellt werden, erläuterte Lukas Unteregger. Auch auf Massnahmen zur Verlängerung der Lebensdauer ging er ein.
Rafael Martin Roso von Swissgrid erläuterte, wie die Stadt Zürich im Süden an das 220-kV-Netz angeschlossen wird. Dazu braucht es das Zusammenspiel einiger Projekte: Ein neues, unterirdisches Unterwerk in Waldegg, ein neuer Tunnel mit Kabelleitung, ein neues Übergangsbauwerk zwischen Frei- und Kabelleitung, der Ausbau der Freileitung mit einer Spannungserhöhung auf 220 kV sowie die Anpassung der bestehenden Unterwerke an die neue Spannungsebene. Eine der Herausforderungen ist, dass die Leitungen teilweise durch dicht besiedeltes Gebiet und Naherholungsgebiete geführt werden müssen, was viel Überzeugungsarbeit braucht.
Der Netzanschluss des Bell-Areals mit Redundanzen ab dem BKW-Unterwerk Niederbipp wurde von Marc Umbricht und Valon Shabanaj erläutert. Martin Bürgler von BKW Energie und Dominic Kleger von der FKH zeigten auf, wie die bis 1969 installierten ölisolierten Kabelsysteme ersetzt werden, wenn sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. Um festzustellen, ob dies der Fall ist, gibt es diverse Methoden: Öldruck- und Temperaturmessung, Mantelprüfung, TE-Messung, Isolieröl- und Papieranalyse sowie Röntgen.
Marta Vanzetto und Davide Peroni von De Angeli Prodotti stellten einen neuen Lack für Freileitungsseile vor, der verhindert, dass Schnee an Leiterseilen haften bleibt und bei Wind die Leitung stark beansprucht.
Weitere Vorträge befassten sich mit der Beschleunigung der Bewilligungsverfahren für Leitungssanierungen im Übertragungsnetz, mit analogen Massnahmen des Bundes sowie mit dem Netzanschluss der alpinen PV-Anlage NalpSolar. Die vielseitige Tagung vermittelte nicht nur einen Überblick über mögliche Herausforderungen, sondern auch praxisnahe Lösungsansätze für die Sanierung bestehender und den Bau neuer Leitungen.
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