Von Spannungserhöhungen, Naturgefahren und Drohnen
Leitungsbau, 8. November 2023, Aarau
Das Interesse war beträchtlich: die Leitungsbautagung war mit über 170 Teilnehmenden ausgebucht. Der Fokus lag zwar auf dem Übertragungsnetz mit seinen Freileitungen und Kabeln, aber hie und da bereicherte auch das Verteilnetz den Tag.
In ihrem Einstieg warfen Christoph Fischer, Swissgrid, und Michael Bhend, ElCom, einen Blick zurück auf den vergangenen Winter und wagten einen Blick auf den nächsten. Die Massnahmen – Beschaffung der Wasserkraftreserve, Bau des Reservekraftwerks in Birr sowie die temporären Spannungserhöhungen bei den Leitungen Bassecourt-Mühleberg und Bickingen-Chippis konnten die Situation entschärfen. Letztere sollen in definitive Spannungserhöhungen umgesetzt werden: Bassecourt bis Ende November 2023, bei Bickingen dürfte es bis 2027 gehen. Michael Bhend schaut zuversichtlich nach vorne: Für den nächsten Winter ist die Wasserreserve beschafft und die französischen KKWs in einem betriebsfähigeren Zustand als vor einem Jahr.
Da beim Wetter Extremereignisse öfter auftreten, muss man sich vermehrt mit Naturgefahren befassen. Wie dies geschieht, erläuterte Bauingenieur und Geologe Albin Kretz von Caprez Ingenieure AG. Er präsentierte das Modell des integrales Risikomanagements und wie Schutzmassnahmen geplant werden. Spannend wurde es, als er die Beseitigung des Grossblocks bei Valendas am Eingang der Rheinschlucht schilderte, der die Rhätische Bahn gefährdete.
Marc Suter von Axpo Grid verglich die Kabelverlegungsmethoden des Rohrblock-Verfahrens mit dem neueren Pflügen, das heute auch als Stand der Technik betrachtet wird. Ein 150-kV-Dreileiterkabel, mit dem sich Lehrrohranlagen nutzen lassen, stand bei EWZ und Nexans im Fokus; die Vorzüge von Druckluftkabeln – u. a. grosse Stromtragfähigkeit und konstruktionsbedingt geringe Verluste – wurden von Walter Holaus, Hivoduct, präsentiert.
Nils Beckhaus von EKZ brachte die Verteilnetzebene ins Spiel. Er erläuterte, wie man die Auswirkungen des PV-Zubaus und der Installation von Ladestationen und Wärmepumpen abschätzen kann und was dies für den Leitungsbau bedeutet. Dabei standen dynamische Netzanalysen mittels leistungsfähigem Cloud Computing im Fokus, die gezielte Investitionen ermöglichen.
Wie Isolationsabstände mit Leitungsableitern verkleinert werden, mit welchen Herausforderungen man beim Ausbau des Übertragungsnetzes im Wallis rechnen muss und wie unter Spannung stehende Freileitungsmasten mit Drohnen inspiziert werden können, wurde am Schluss des Tages vorgestellt. Die Gefahr, dass die Arbeit im Leitungsbau bald ausgehen könnte, besteht also kaum.
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