Rückschau Energienetze , Infrastruktur

Leitungsbau 2020

Von Bergwanderungen und Drohnen

11.11.2020

Aufgrund der Corona-Situation fand die Leitungsbautagung mit verkürztem Programm am 11. November virtuell statt. Der wichtige persönliche Kontakt fand nun online statt – und wurde rege genutzt.

Christian Bellina von der VUM GmbH stellte das Projekt der Salzburg­leitung vor, die die Überproduktion der Windkraft im Osten Österreichs verteilen und somit die Versorgungssicherheit erhöhen soll. Er verglich dabei das Beschwerdeverfahren beim Bundesverwaltungsgericht mit einer Bergwanderung, die auf wenige Stunden angesetzt war, aber bei der die Umstände (Wetter, Umleitungen usw.) die nötige Wanderzeit um Faktoren verlängerten.

Während der Planung nahmen die Hürden zu, denn nebst der Tatsache, dass man beim Projektstart 2010 mehrere Trassen untersuchte, kamen auf Zuruf von NGOs und Bürger­initiativen noch weitere hinzu. 26 Experten (Geologie, Naturschutz, …) waren beteiligt und gewisse Aspekte mussten vor Ort begutachtet werden. Wegen der langwierigen Prozedur kam es auch vor, dass sich die Natur zwischenzeitlich verändert hat und neue Ausweisungen von Schutzgebieten dafür sorgten, dass man «zurück an den Start» musste. Um zur endgültigen Variante zu kommen, wurden insgesamt 833 km untersucht – Faktor 6,6-mal mehr als realisiert. Und wie bei der Bergwanderung hiess es auch hier: Ziel erreicht. Die Salzburg­leitung wurde bewilligt; mit der Umsetzung wurde im März 2019 begonnen.

Auf die Frage, ob ein Netzprojekt als Erdkabel oder Freileitung gebaut werden soll, gab der Stromnetzexperte des BFE, Denis Peytregnet, eine einfache Antwort: «Es muss technisch und betrieblich möglich sein», u. a. muss die Zugänglichkeit gewährleistet sein und es darf nicht zu viel kosten. Der Mehrkostenfaktor wird für Letzteres genutzt. Peytregnet erläuterte, welche Kosten beim MKF berücksichtigt werden müssen und stellte die MKFactory vor, ein Tool, das für jedes Genehmigungsgesuch zur Ermittlung des Faktors verwendet werden muss.

Wie mit Kamera-Drohnen die Zehnjahreskontrolle bei Freileitungsmasten ausgeführt wird, stellte Kathrin Schweizer von Axpo vor. Momentan werden Drohnen mit einer Zoom-Kamera mit 2,13 Megapixeln eingesetzt. Künftig soll eine HD-Kamera mit bis zu 150 Megapixeln zum Einsatz kommen, um eine zuverlässigere Diagnose zu ermöglichen. Ein Algorithmus analysiert die Bilder und schlägt Schäden vor. Die entsprechenden Masten können anschliessend gesucht und der Schaden kann untersucht werden. Für eine automatische Zuordnung der Bilder wird während dem Flug ein Foto der Mastnummer gemacht. Zudem lässt sich die Software auch trainieren, beispielsweise damit ein Schattenwurf auf einem Isolator nicht als Verschmutzung interpretiert wird. Die Drohne bietet diverse Vorteile: Man erhält eine gute Dokumentation und steigert Effizienz und Sicherheit, da die Masten nicht bestiegen werden müssen.

Diese drei fundierten Präsentationen und inspirierende Fragerunden trugen zum Gelingen der Tagung bei. Die nächste Austragung soll am 1. September 2021 in Pfäffikon SZ stattfinden.

Autor
Radomír Novotný

ist Chefredaktor des Bulletins Electrosuisse.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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