Meinung Produktion , VSE

Konstruktiv denken und handeln

Eine Meinung zur Versorgungssicherheit

15.07.2022

Die aktuelle geopolitische Krise zeigt uns, dass der Nachschub mit fossilen Energieträgern keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Theoretisch könnten die erneuerbaren Energien durch den Ukraine-Krieg einen massiven Schub erleben. Aber in der politischen Diskussion und in den Medien geht es hauptsächlich darum, was nicht geht, was nicht ausreicht, wo eingeschränkt werden muss usw. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft brauchen einen Mind-Change hin zu einem konstruktiveren Denken und Handeln. Wir dürfen uns nicht ständig gegenseitig blockieren. Die meisten Menschen lieben Tiere und Pflanzen. Besonders die nützlichen Bienen geniessen einen hohen Sympathiebonus. Mit Blumenwiesen, die nur noch zweimal im Jahr gemäht werden, versuchen zahlreiche Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer einen Beitrag für mehr Biodiversität zu leisten. Schmetterlinge und Igel werden in ihrem Überlebenskampf in einem stark bebauten Land unterstützt. Aber wenn die Temperaturen auf der Erde zu stark steigen, dann nützt es nichts, eine bestimmte Pflanze oder ein bestimmtes Tier zu schützen. Dann wird es den Fischen in den aufwendig renaturierten Bächen schlicht zu warm und sie verenden.

Es reicht auch nicht aus, wenn wir auf Verzicht setzen. Menschen ändern ihre Gewohnheiten nur ungern und im Normalfall sehr langsam. Für Versorgungssicherheit und Klimaschutz sollten wir die Natur imitieren. Diese funktioniert verschwenderisch, mit sehr hoher Redundanz. Das muss uns mit der Energie gelingen. Wenn wir zum Beispiel so viel erneuerbaren Strom produzieren, speichern und transportieren können, dass es auf die reine Quantität nicht mehr ankommt, dann sichern wir die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und den Wohlstand, gleichzeitig schützen wir Klima und Biodiversität. Zudem reduzieren wir die Abhängigkeit vom Ausland und leisten damit einen Beitrag an unsere Souveränität. Wenn wir Klima und Biodiversität ernsthaft schützen wollen, dann sollten wir uns wie die Natur verhalten und möglichst rasch möglichst grosse Mengen an Stromproduktionskapazitäten zubauen. Die notwendigen Technologien dazu existieren. Wir müssen aber endlich alle am gleichen Strick ziehen!

Autorin
Nadja Germann

ist Bereichsleiterin Weiterbildung Energie des VSE.

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