Kompakter, digitaler und nachhaltiger
Anlagentagung, 18. September 2025, Aarau
Die Anlagentagung stellte vor, woran zurzeit bei Schaltanlagen gearbeitet wird. Ein Schwerpunkt waren die chemischen Aspekte, beispielsweise der Einsatz von Isolationsgasen, die weniger klimaschädlich sind, als das in Verruf geratene SF6. Einführend stellten Henry Wöhrnschimmel und Loïc Schmidely, beide vom Bundesamt für Umwelt, Bafu, die Grundlagen im Kontext der F-Gas-Verordnung der EU vor. In der Podiumsdiskussion zeigten drei Vertreter der Industrie auf, wie sie ihre Produkte SF6-frei gestalten. Dabei kommt bei Siemens Cleanair zum Einsatz und bei GE Grid und Hitachi Energy ein Gasgemisch mit C4-FN.
Um Chemie ging es anschliessend auch in der komplexen PFAS-Diskussion der Swissmem-Expertin Christine Roth. Fazit: Bei manchen elektrotechnischen Anwendungen ist es kaum möglich, PFAS zu substituieren, da es keine Stoffe mit vergleichbaren Eigenschaften gibt. Ab 2026 werden sie in der Schweiz durch die Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung des Bafu reglementiert.
Ein weiteres zentrales Thema der Tagung waren Sensoren, beispielsweise Low Power Instrument Transformers (LPIT), die statt konventionellen Messwandlern wie Rogowski, Lopo sowie ohmschen und kapazitiven Teilern eingesetzt werden können. Bernd Schüpferling von Siemens erläuterte, wie sich mit ihnen Platz und Material sparen lässt, wodurch die Nachhaltigkeit der Anlagen erhöht wird. Zudem sind LPIT unempfindlicher auf Störungen und sicherer, weil die Spannungen beim Service niedrig sind. Martin Knobel, KEK GmbH, erläuterte aus herstellerunabhängiger Perspektive, wie LPIT durch den isländischen Übertragungsnetzbetreiber Landsnet eingesetzt werden. Bei allen Unterwerken wird dort überall das Digital-Substation-Konzept nach IEC 61850-9-2 eingesetzt. Nebst den Vorteilen wie höherer Nachhaltigkeit und kompakteren Anlagen gibt es einige Herausforderungen: Die Schnittstellen sind nicht immer kompatibel, beispielsweise bezüglich der Zeitsynchronisation. Auch die Lebensdauer der Merging Units und die Fehlersuche im Störungsfall können herausfordernd sein.
An der Tagung wurden noch weitere Themen vorgestellt, beispielsweise wie Sensoren mit KI und Dienstleistungen kombiniert werden können. Fairin Renish Raveenthran von Schneider Electric zeigte auf, welche Möglichkeiten die zustandsbasierte Überwachung mit kapazitiven Teilentladungssensoren bietet. Fehler lassen sich mit ihnen gut lokalisieren.
Erfahrungen mit der Einspeisung von Blindleistung zur Stabilisierung der Netzspannung sowie mit Energiespeichern, die mittels Frequenzregelung, Spitzenkappung, Schwarzstartfähigkeit und Spannungsregelung einen sicheren Betrieb gewährleisten, wurden auch vorgestellt. Abgerundet wurde der Tag durch Lukas Küng, der den Umgang mit Strommangellagen erläuterte. Sein Blick auf einige Ansätze im Ausland, die mit Anreizen für das Abregeln statt mit Reservekraftwerken arbeiten, war inspirierend.