Rückschau Energienetze , Infrastruktur

Kompakter, digitaler und nachhaltiger

Anlagentagung, 18. September 2025, Aarau

22.09.2025

Die Anlagentagung stellte vor, woran zurzeit bei Schaltanlagen gearbeitet wird. Ein Schwerpunkt waren die chemischen Aspekte, beispielsweise der Einsatz von Isolations­gasen, die weniger klima­schädlich sind, als das in Verruf geratene SF6. Einführend stellten Henry Wöhrnschimmel und Loïc Schmidely, beide vom Bundesamt für Umwelt, Bafu, die Grundlagen im Kontext der F-Gas-Verordnung der EU vor. In der Podiums­diskussion zeigten drei Vertreter der Industrie auf, wie sie ihre Produkte SF6-frei gestalten. Dabei kommt bei Siemens Cleanair zum Einsatz und bei GE Grid und Hitachi Energy ein Gasgemisch mit C4-FN.

Um Chemie ging es anschliessend auch in der komplexen PFAS-Diskussion der Swissmem-Expertin Christine Roth. Fazit: Bei manchen elektro­technischen Anwen­dungen ist es kaum möglich, PFAS zu substituieren, da es keine Stoffe mit vergleich­baren Eigenschaften gibt. Ab 2026 werden sie in der Schweiz durch die Chemikalien-Risiko­reduktions-Verordnung des Bafu reglementiert.

Ein weiteres zentrales Thema der Tagung waren Sensoren, beispielsweise Low Power Instrument Transformers (LPIT), die statt konven­tionellen Messwandlern wie Rogowski, Lopo sowie ohmschen und kapazitiven Teilern eingesetzt werden können. Bernd Schüpferling von Siemens erläuterte, wie sich mit ihnen Platz und Material sparen lässt, wodurch die Nachhaltigkeit der Anlagen erhöht wird. Zudem sind LPIT unemp­findlicher auf Störungen und sicherer, weil die Spannungen beim Service niedrig sind. Martin Knobel, KEK GmbH, erläuterte aus hersteller­unab­hängiger Perspektive, wie LPIT durch den isländischen Über­tragungs­netz­betreiber Landsnet eingesetzt werden. Bei allen Unter­werken wird dort überall das Digital-Substation-Konzept nach IEC 61850-9-2 eingesetzt. Nebst den Vorteilen wie höherer Nach­haltigkeit und kompak­teren Anlagen gibt es einige Heraus­forde­rungen: Die Schnittstellen sind nicht immer kompatibel, beispielsweise bezüglich der Zeit­synchroni­sation. Auch die Lebensdauer der Merging Units und die Fehlersuche im Störungsfall können herausfordernd sein.

An der Tagung wurden noch weitere Themen vorgestellt, beispiels­weise wie Sensoren mit KI und Dienst­leistungen kombiniert werden können. Fairin Renish Raveenthran von Schneider Electric zeigte auf, welche Möglich­keiten die zustands­basierte Überwachung mit kapazitiven Teil­entladungs­sensoren bietet. Fehler lassen sich mit ihnen gut lokalisieren.

Erfahrungen mit der Einspeisung von Blind­leistung zur Stabilisierung der Netz­spannung sowie mit Energie­speichern, die mittels Frequenz­regelung, Spitzen­kappung, Schwarz­start­fähigkeit und Spannungs­regelung einen sicheren Betrieb gewähr­leisten, wurden auch vorgestellt. Abgerundet wurde der Tag durch Lukas Küng, der den Umgang mit Strom­mangel­lagen erläuterte. Sein Blick auf einige Ansätze im Ausland, die mit Anreizen für das Abregeln statt mit Reserve­kraft­werken arbeiten, war inspirierend.

Autor
Radomír Novotný

ist Chefredaktor des Bulletins Electrosuisse.

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