IoT – Lebensader der digitalisierten Gesellschaft
Asut-Tagung vom 2. April 2019 in Bern
Bereits in einigen Jahren wird die Anzahl vernetzter Dinge in der Schweiz deutlich grösser sein als die ganze Bevölkerung. Und die Verbindung von realen Geräten, Maschinen oder Infrastrukturen mit der virtuellen Welt schafft neue Möglichkeiten und Chancen. Auf Einladung von Asut, dem Schweizerischen Verband der Telekommunikation, setzten sich Experten und Praktiker einen Tag lang damit auseinander, wie sich eine derart vernetzte Welt auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken wird.
Auf dem Internet of Things (IoT), das Geräte, Fahrzeuge, Gebäude und ganze Transport- und Produktionssysteme verbindet, ruhen seit Langem grosse Hoffnungen. Es soll den Zugang zu Daten und Prozessen vereinfachen, den Ressourcenverbrauch reduzieren, bessere Produkte, leistungsfähigere Prozesse, überall zugängliche Dienstleistungen sowie neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Es soll die Maschinen, Produkte und Sensoren der «realen Welt» über das Internet mit der virtuellen Welt der Daten und der Software verknüpfen und dadurch den Alltag, aber auch Städte, Industrien, den Energiesektor oder die Landwirtschaft smart machen. Das IoT soll also gleichzeitig Lebensqualität und Wirtschaftskraft potenzieren.
Von den Versprechungen dieses Internets der Dinge ist seit gut zwei Jahrzehnten die Rede. Dass sich das Blatt nun tatsächlich vom Hype zur Realität dreht, hat viel damit zu tun, dass diverse Funktechnologien zur Vernetzung der Dinge zur Verfügung stehen und der LTE-Nachfolger 5G vor der Einführung steht. Gerade 5G erlaubt, riesige Datenmengen blitzschnell, zuverlässig und sicher zu übertragen. Indem es «tote Materie kommunikationsfähig» und das Wissen, das in ihnen stecke, nutzbar mache, werde das Internet der Dinge «zur Lebensader unserer Gesellschaft», sagte Asut-Präsident Peter Grütter zum Auftakt des Tages.

Anhand vieler Praxisbeispiele zeigte die IoT-Konferenz mit dem programmatischen Titel «IoT – From hype to reality», welche Möglichkeiten die Verbindung von Dingen, Daten und realer Technik ganz konkret eröffnet. So berichtete Thomas Koch, IoT-Verantwortlicher der Post, etwa davon, wie das IoT die logistische Herausforderung der Paketsortierung revolutioniert, und Martin Bürki, Country Manager von Ericsson Schweiz, zeigte anhand der Fabrikation von Düsentriebwerken die Vorteile der intelligenten Produktionsautomatisierung auf. Wie viel solche erfolgreiche Anwendungen den Fortschritten in Datenanalyse, künstlicher Intelligenz und «Machine-Learning» schulden, erläuterte Philipp Spaeti, CTO von IBM Schweiz.
Ein Quantensprung
Von den Chancen, die insbesondere für den Schweizer Mittelstand damit verknüpft sind, wenn über das Internet verbundene «Dinge» untereinander und mit Menschen kommunizieren und dadurch völlig neue Einblicke ermöglichen, zeigten sich verschiedene Referenten überzeugt. Thomas Koch sprach von einem «Quantensprung» und Uwe Kissmann von Accenture erklärte, IoT werde die Errungenschaften moderner IT in immer weitere Gebiete des tagtäglichen Lebens einfliessen lassen – was allerdings auch mit wesentlichen Herausforderungen im Bereich IT-Sicherheit verbunden sei. Philipp Metzger, Direktor des Bundesamts für Kommunikation, zeigte sich seinerseits befriedigt darüber, dass der Bund mit der Vergabe der 5G-Frequenzen gute Voraussetzungen dafür geschaffen habe, die Schweiz von der Mobilität über die Energieversorgung bis hin zu Landwirtschaft und Verwaltung «smarter» und damit für Bevölkerung und Wirtschaft noch attraktiver zu machen.
Anspruchsvolle Aufgaben
Zur Sprache kam aber auch, dass die rasante Entwicklung und die stetige Zunahme der Vernetzung und der Sammlung von riesigen Datenmengen mit hohen Ansprüchen verbunden sind: an Netzwerke, Infrastrukturen und Standardisierung, an die verfügbaren Technologien und nicht zuletzt an das Know-how der Unternehmen und die Flexibilität ihrer Mitarbeitenden. Für Julian Dömer, bei Swisscom verantwortlich für IoT, sind die grössten Hindernisse denn auch weniger in der Technologie als vielmehr in der Unternehmenskultur zu finden: «Komplexe IoT-Projekte erfordern Partnerschaften und gut funktionierende Ökosysteme», meinte er.
Am Ende eines reichhaltigen Tages war den Teilnehmenden der ersten IoT-Konferenz jedenfalls klar: IoT und der damit verbundene Strukturwandel sind ein ungemein komplexes Themenfeld. Die erste IoT-Konferenz von Asut wird also ganz gewiss nicht die letzte gewesen sein.
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