«Intelligenz» in Gebäuden und Städten nutzen
Expert-Talk vom 11.11.2021
Der erste online durchgeführte Expert-Talk war der Informationstechnologie im Bereich der Gebäude und der Städte gewidmet. Marcel Stöckli, Leiter der Mitglieder-Services bei Electrosuisse, stellte das neue Format vor und wies darauf hin, dass sich nebst drei Vorträgen auch die Möglichkeit zum Networking und zu interaktiven Diskussionsrunden mit den Referenten bietet.
Den Einstieg machte Stefan Gasser, Geschäftsführer von Elight, mit Erkenntnissen aus dem Projekt «Intelligente Beleuchtung spart 85% Strom», das als Fallstudie der Umsetzungsinitiative «EnergyLight» durchgeführt wurde. Insgesamt gibt es in der Initiative sieben Fallstudien zu diversen Beleuchtungsanwendungen, beispielsweise für Verkehrsflächen in Wohnbauten, Korridore in Spitälern, Schulzimmer, Sport- und Industriehallen. Dabei wird der Energieverbrauch mit und ohne intelligente Beleuchtung gemessen und die energetischen Einsparungen dokumentiert. Daraus entsteht ein Ratgeber, der Planern und Installateuren Orientierung verschafft.
Gewisse Projekte sind bereits abgeschlossen, an anderen wird noch gearbeitet. Stefan Gasser präsentierte die Erkenntnisse aus einem abgeschlossenen Projekt, der Fallstudie der grossen Wohnsiedlung «Im Guss» in Bülach mit 490 Wohnungen und Gewerbe. In manchen Gebäuden der Siedlung wurde die Treppenhausbeleuchtung mit einer intelligenten Beleuchtung ausgerüstet, in den anderen mit Beleuchtung mit konventioneller Sensorik (mit Nachlaufzeit von 15 Minuten, das ganze Treppenhaus als eine Gruppe). Bei der intelligenten Beleuchtung wird nur im Stockwerk, in dem sich eine Person befindet, voll beleuchtet. Das Licht wandert mit der Person durch das Treppenhaus und wird relativ rasch nach Verlassen eines Stockwerks komplett abgestellt. Dabei werden vor der Person liegende Gänge teilbeleuchtet. Eingesetzt wurde in diesem Projekt eine Swisslux-Aries-Leuchte mit Nennleistung von knapp 25 W. Die intelligente Beleuchtung hatte eine Nachlaufzeit von 2 Minuten, das Leistungsniveau wurde um die Hälfte reduziert und das Orientierungslicht auf 5% eingestellt. Mit Lastgangmessungen im Minutentakt konnte ein Vergleich zwischen der Referenz und dem optimierten Zustand aufgezeigt werden. Die Einsparung betrug in diesem Fall eindrückliche 85%.
Der Geschäftsführer der Intelitec AG, Joao Pimenta, ging auf den Lebenszyklus von Smart-Home-Komponenten ein. Ein Problem dabei sei die Tatsache, dass was gestern neu war, heute schon veraltet ist. Früher brauchte man für jede Funktion ein eigenes Gerät – für das Licht, den Fernseher, … – heute können diese Funktionen digitalisiert werden. Für den Benutzer vereinfacht sich die Sache zwar, aber es erhöht die Komplexität der Integration, was die Zuverlässigkeit reduziert. Zudem wächst die Anzahl vernetzter Geräte rasant. 2030 sollen es gemäss einer Prognose 125 Milliarden IoT-Geräte sein. Pimenta ging auch auf die Ausfallgründe der Geräte ein: Sie sind nun komplexer, kompakter, qualitativ minderwertiger, … All dies beeinträchtigt die Lebensdauer. Das Ausfallrisiko liesse sich reduzieren, wenn man die Bedürfnisse der Kunden abklären würde, um eine solide, langlebige Lösung zu finden. Der Vortrag wurde mit Vorbeugungsmassnahmen wie Überwachung und Schutz vor äusseren Einflüssen abgerundet.
Bei Cyril Hollenstein von Microsoft Schweiz stand das Thema «Smart City» im Vordergrund, konkret die Frage, wie man da mit den Daten umgeht. Der Begriff Smart City war bisher stark technologiegetrieben, denn es ging um Sensoren, Dashboards usw. Heute verlagert sich die Diskussion in Richtung Soft-Faktoren, also zur Frage, wie man Technologien gewinnbringend einsetzen kann, ohne dass sie dominieren.
Heute haben Organisationen bereits grosse, heterogene Datenmengen. Nun müssen diese Datenpools zusammengebracht werden, denn für eine smarte Stadt muss der Umgang mit Daten strukturiert und gezielt sein. Dazu braucht es eine Datenstrategie, u. U. mit neuen Rollen (Datenanalysten, Daten-Engineers). Anhand eines Beispiels der niederländischen Stadt Tilburg zeigte Hollenstein schliesslich auf, wie dies in der Praxis aussieht.
Der vielseitige Expert-Talk zeigte auf, wann sich der Einsatz von Informationstechnologien lohnt. Bei der Beleuchtung lässt sich Energie sparen und die Bedienung des Smart Home wird vereinfacht. Zudem wurde auch klar, dass ein sauber strukturierter Ansatz zur Datennutzung in der Smart City wichtig ist, um aus all den Daten für die Bewohner Nutzen ziehen zu können.
Kommentare