Höchstspannungsleitung in der zweiten Gotthardröhre
ESTI hat die Plangenehmigung erteilt
Swissgrid integriert eine 220-kV-Leitung in die zweite Röhre des Gotthardstrassentunnels. Damit werden zwei wichtige nationale Infrastrukturen gebündelt.
In der zweiten Röhre des Gotthardstrassentunnels fliesst künftig neben Strassenverkehr auch Strom. In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strassen (Astra) baut Swissgrid eine 220-kV-Kabelleitung im Tunnel zwischen Airolo (TI) und Göschenen (UR). Die neue Leitung wird im Werkleitungskanal unter dem Pannenstreifen verlegt. Da lange Kabelleitungen die Spannung im Netz stärker als Freileitungen erhöhen (siehe Kasten), baut Swissgrid beidseits des Tunnels Kompensationsanlagen.
Das Eidgenössische Starkstrominspektorat (ESTI) hat die Projektpläne Anfang Jahr genehmigt und der Entscheid ist inzwischen rechtskräftig. Die logistisch anspruchsvollen Montagearbeiten der Kabelleitung werden voraussichtlich 2028 starten und bis 2030 dauern. Die Projektkosten für Kabel und Nebenanlagen belaufen sich auf über 100 Millionen Franken.
Die Erdverkabelung der Gotthardleitung ist ein in der Schweiz einzigartiges Projekt: Zum ersten Mal wird eine Höchstspannungsleitung in einen Autobahntunnel eingebaut. Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme im Jahr 2030 wird die neue Kabelleitung mit rund 18 km die längste unterirdische Höchstspannungsleitung der Schweiz sein. Das Gotthardprojekt wird neue Erkenntnisse über Kabelleitungen der Höchstspannung in langen Tunneln bringen.
Der Bau der Gotthard-Kabelleitung ist nur möglich, weil zwei wichtige Transportachsen kombiniert werden können und weil beide Projekte (Autobahntunnel und Kabelleitung) zeitgleich realisiert werden. Ein Tunnel allein für die Höchstspannungsleitung wäre viel zu teuer gewesen.
Sobald die neue Kabelleitung und die dazu notwendigen Nebenanlagen in Betrieb sind, kann die bestehende, 23 km lange Leitung über den Gotthardpass zurückgebaut werden. Vier Masten in der Nähe der Passhöhe werden nicht entfernt, sondern verkleinert. Sie werden weiterhin für eine Hochspannungsleitung der SBB genutzt. Durch den Rückbau entlastet werden unter anderem die Schöllenenschlucht, die Tremola sowie das Waldgebiet im Bereich der bestehenden Freileitung.
Herausforderungen bei Erdkabeln
Erdkabel können zwar die Landschaft entlasten, sind aber im Vergleich zu Freileitungen teurer und stellen den Netzbetrieb vor Herausforderungen. Die von den Kabeln erzeugte Blindleistung verursacht eine Erhöhung der Spannung im Netz und damit eine zusätzliche Belastung für das Netz. Deshalb muss die Blindleistung mit sogenannten Kompensationsanlagen an den Kabelenden absorbiert werden. Zudem erschweren Erdkabel den Netzwiederaufbau nach einem Versorgungsunterbruch und haben bei Schäden längere Reparaturzeiten als Freileitungen.
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