Rückschau Erneuerbare Energien , Events

«Greta» war auch in Bern

17. Nationale PV-Tagung

26.03.2019

Rund 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft, Forschung, Politik und Energiebranche trafen sich am 26./27. März 2019 im Kursaal in Bern zur 17. Nationalen PV-Tagung. Die Veranstaltung, die gemeinsam von Swissolar, VSE und EnergieSchweiz organisiert wird, stand auch unter dem Eindruck der in den Tagen, Wochen und Monaten zuvor intensivierten Klimaschutzdiskussion. Nicht wenige der zahlreichen Referenten bezogen sich in ihren Vorträgen auf Greta Thunberg, die junge Schwedin, die am Ursprung der diversen Klima-Demonstrationen und -Debatten dieses Jahres stand.

Dass die Photovoltaik beim Umbau des Energiesystems eine wichtige Rolle spielen wird, war allen Beteiligten klar. Für BFE-Direktor Benoît Revaz ist die Solarenergie sogar das zentrale Element der Energiestrategie 2050. Auch Christoph Neuhaus, Vorsteher der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern, betonte in seiner Begrüssungsrede die Wichtigkeit von PV. Einerseits sei diese ein wichtiger Wirtschaftszweig im Kanton Bern, anderseits sei sie auch ein probates Mittel gegen den Klimawandel. Und dass diese Veränderung stattfinde, halte er für erwiesen, bezog der SVP-Politiker eine klare Position. Der Applaus im Saal war ihm gewiss. Verhaltener dürfte der Zuspruch innerhalb seiner Partei – der Christoph Neuhaus in dieser Frage noch «ein gewisses Potenzial» attestierte – ausfallen. Für den Waadtländer SP-Nationalrat und Swissolar-Präsidenten Roger Nordmann stand ausser Frage, dass es nur der Photovoltaik gelingen könne, die Schweiz zu dekarbonisieren.

VSE-Direktor Michael Frank zeigte in seinem Vortrag auf, welche Rolle die Photovoltaik in Zukunft zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit einnehmen wird. Alles deute darauf hin, dass die künftige Energiewelt der Schweiz eine denzentrale sein werde. Neben der «existenziellen» Versorgungssicherheit bezeichnete Michael Frank ausserdem die Dekarbonisierung als eine Hauptaufgabe von Verband, Branche und Gesellschaft. «Einzelne Partikulärinteressen haben in dieser Diskussion keinen Platz», mahnte er die Anwesenden in Bezug auf das momentan blockierte Strom- und damit auch das Rahmenabkommen mit der EU.

Podium mit breitem Spektrum

In einer Podiumsdiskussion zur Revision StromVG kreuzte Michael Frank die Klingen mit Nationalrat und GLP-Präsident Jürg Grossen, Matthias Gysler, Chefökonom des Bundesamts für Energie, Roger Nordmann sowie EWB-CEO Daniel Schafer. Die Debattanten behandelten dabei Themen von der geplanten vollständigen Strommarktliberalisierung über die Netztarifierung bis hin zum Rahmenabkommen mit der EU. Moderator Aeneas Wanner, Geschäftsführer von Energie Zukunft Schweiz, leitete die Diskussion.

Die Debatte entbrannte vor allem an der Frage, wie Eigenverbraucher und Eigenverbrauchsgemeinschaften ihren Teil an die Netzkosten leisten sollen. «Eine EVG braucht das Netz nicht», sagte Jürg Grossen etwas zugespitzt. Michael Frank hielt dagegen, dass die Netzstabilität zentral sei, um die Versorgungssicherheit auch in Zukunft zu gewährleisten, und das betreffe eben auch EVGs. «Das Netz ist nicht das Vehikel, um eine einzelne Produk­tionsart zu fördern.» Entsprechend sei die Verursachergerechtigkeit in der Netztarifierung wichtig.

Roger Nordmann seinerseits votierte für ein Ende der Entsolidarisierung, denn «Netzkosten sind Investitionskosten, die verteilt werden müssen». Michael Frank sah sich insofern bestätigt, dass der Swissolar-Präsident die Entsolidarisierung nicht in Abrede stellte, und er ergänzte, dass VSE und Swissolar dazu einen entsprechenden Stakeholderprozess angestossen hätten.

Einig war sich Michael Frank auch mit Daniel Schafer, dass die Zukunft der Energieversorgung in der Konvergenz liege. Während der VSE-Direktor eine schnelle Aufhebung der Sektorgrenzen forderte, wies der EWB-CEO auf die Wichtigkeit des Stromabkommens mit der EU hin.

Autor
Ralph Möll

war Kom­mu­ni­kations­spezia­list beim VSE.

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