Meinung Electrosuisse , Smart Grid

Gesteuerte Flexibilität

15.12.2016

Mit dem Stromversorgungsgesetz sollte 2008 einerseits der Wettbewerb unter den nationalen Stromakteuren verstärkt werden und andererseits die Mitwirkung der Schweiz im internationalen Stromhandel sichergestellt werden. Niemand hätte gedacht, dass die europaweite Einführung geförderter, ins Stromnetz einspeisender Erzeugung mit erneuerbaren Energien wesentlich zur Reduktion der Strompreise beitragen würde. Im Sommer am Mittag, aber auch im Winter bei viel Wind haben wir schon heute eine zu hohe Einspeisung – mit Energie-Grenzkosten teilweise unter null. Im Winter und während der Nacht bei wenig Wind oder an einem regnerischen Sommertag wird dagegen nicht genügend erneuerbarer Strom erzeugt. Wie weiter? Ist der Markt ungeeignet? Muss die Förderung beendet werden? Einseitige Rezepte sind hier sicher falsch. Das heutige System genügt aber nicht mehr.

Erneuerbare Erzeugung wird dann kostendeckende Preise erhalten, wenn mit ihr andere variable Erzeugung und unflexibler Verbrauch kurzfristig ausgeglichen werden können, wenn mit ihr gleichzeitig Engpässe, Spannungs- und Kurzschlussprobleme im regionalen Netz beseitigt werden können und dabei der Netzausbau verhindert wird. Ein kostendeckender Preis kann erst dann erzielt werden, wenn mit Technologien der planbare Einsatz der vielen kleinen Erzeuger und Verbraucher zu wählbaren Zeiten möglich ist. Dazu braucht es aber günstigere Mess- und Steuertechnologien für Strom und Spannung.

Erneuerbare Energieerzeuger sind dann wertvoll, wenn sie ohne grosse Zusatzkosten flexibel und steuerbar werden. Dann benötigen sie aber einen Markt für steuerbare, kurzzeitig erzeugte und verbrauchte Energie, sprich Leistung. Das vom BFE und Industriepartnern geförderte Forschungsprojekt Gridbox führt modernste Mess- und Steuertechnologien für verteilte Erzeugung und Speicher ein. Diese Technologien werden der Schlüssel dafür sein, dass sich die erneuerbaren Energien gemeinsam mit neuen Speichertechnologien ohne weitere Förderung durchsetzen können.

 

Autor
Dr. Rainer Bacher

ist Geschäftsführer der Bacher Energie AG.

  • Bacher Energie AG, 5400 Baden

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