Fachartikel Energieeffizienz

Gemeinsam investieren für Energieeffizienz

Förderprogramm ProKilowatt

22.02.2021

Stromsparmassnahmen, die bisher aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt wurden, werden nun durch ProKilowatt unterstützt. Der Förderbeitrag soll Anreize setzen, alte Anlagen zu erneuern und in effiziente Technologien zu investieren. Gefördert wird vor allem in den Bereichen Antriebe, Klima- und Prozesskälte, Lüftungs- und Produktionsanlagen sowie Beleuchtungen.

Grundsätzlich funktioniert ProKilowatt, das Förder­programm des Bundes­amts für Energie (BFE), wie ein klassisches Förder­programm, es wird jedoch um eine wett­bewerbliche Komponente ergänzt. Die Bewerber legen den Förderbeitrag, den sie für die Umsetzung ihres Projekts bzw. Programmes benötigen, selbst fest. Je kleiner der Förderbeitrag und je grösser die Stromeinsparung, desto besser sind die Chancen, im Wettbewerb Förderbeiträge zu erhalten. Den Zuschlag erhalten die kosten­wirksam­sten Projekte bzw. Programme, also jene, die pro Förderfranken am meisten Strom einsparen. So können die Fördermittel sehr effizient eingesetzt werden. Den möglichen Förderbeitrag kann man auf www.prokw.ch/de/schnellprufung schnell berechnen lassen, um die Erfolgschance einzuschätzen.

Befristete Erhöhung von Förderbeiträgen im Jahr 2021

Die Investitionen in die Energie­effizienz in den KMUs, der Industrie und den Haushalten dürfen auch durch die Coronakrise nicht gebremst werden. Trotz der momentan schwierigen Situation bleibt dieses Thema für die Schweiz und ihr Wirtschaftsgefüge auch längerfristig zentral. Deshalb hat das Bundesamt für Energie beschlossen, die Förderbeiträge für die ProKilowatt-Programme und Projekte zu erhöhen. Ein abgemildertes wettbewerbliches Auswahl­verfahren wird in den drei Eingaberunden 2021 für Projekte einmalig angewendet. Dadurch erhöhen sich die Chancen (ca. 95%), einen Förderbeitrag für ein einge­reichtes Projekt zu erhalten. Die laufenden ProKilowatt-Programme bieten den Endkunden ab sofort einen 30% höheren Beitrag an als ursprünglich vorgesehen.

Erfolgreiches Förderinstrument

Die wettbewerblichen Ausschrei­bungen haben sich über die letzten zehn Jahre zu einem erfolgreichen Förder­instrument für Strom­effizienz entwickelt. Seit dem Start im Jahre 2010 konnten über 600 Projekte und Programme mit einem Förder­volumen von rund 240 Mio. CHF unterstützt werden. Somit konnten rund 730 GWh Strom pro Jahr eingespart werden, was etwa dem jährlichen Strom­verbrauch von 160’000 Haushalten entspricht.

Projektbeispiel: Effizientere Getränkeproduktion

Als grosser Schweizer Getränkehersteller hat die Feldschlös­schen Getränke AG in ihrer Nachhal­tigkeits­strategie festgelegt, dass die Energie­effizienz der Firma jährlich um 3% gesteigert werden soll. Thomas Janssen, Leiter Technik und Umwelt, ist deshalb konstant bemüht, die Produktions­anlage in Rheinfelden zu optimieren. In den letzten Jahren wurde eine Fülle von Massnahmen zur Reduktion des Strombedarfs umgesetzt. Eine der Massnahmen beinhaltete die Erneuerung der Druckluftproduktion. Um den Wirkungsgrad der Druckluftversorgung zu erhöhen, wurden neue Kompres­soren installiert, die mit hocheffizienten Permanent­magnet­motoren ausgestattet sind. Die Leistung der neuen Motoren wird über Frequenz­umrichter von einer Zentrale gesteuert, weshalb es jetzt möglich ist, die Druckluft­versorgung der Produktion auf einem optimalen Niveau zu halten. Dank der effizienteren Motoren und der besseren Steuerung der Druckluftversorgung wird viel Strom eingespart. Janssen geht von Stromeinsparungen in der Höhe von 160 MWh pro Jahr aus. Die Investitionskosten von 210’000 CHF lassen sich also nach Abzug des ProKilowatt-Förderbeitrags über 46’000 CHF in zirka sechs Jahren amortisieren.

Auch die Antriebs­einheiten der Abfüllanlage für Mehrwegflaschen, welche Flaschen und Harassen von Station zu Station befördern, wurden rundum erneuert. Hier kommen nun ebenfalls Permanent­magnet­motoren neuster Bauart zum Einsatz, die die alten Motoren mit Kettenbetrieb und Untersetzungs­getrieben ersetzen. Zudem wurden die Antriebs­einheiten mit Sensoren versehen, damit sichergestellt werden kann, dass die Motoren nur dann in Betrieb sind, wenn Ware befördert werden soll. Während vor dem Umbau die Förder­bänder immer liefen, kann nun durch die neuen Motoren und die Sensorik der Strom­verbrauch um 90% reduziert werden – konkret um 210 MWh jährlich. ProKilowatt fördert die Umbauarbeiten mit einem Beitrag über 120’000 CHF. Die Paybackzeit der Investitionskosten von 562’000 CHF kann dadurch auf fünf Jahre reduziert werden. Eine weitere Massnahme bestand darin, die Eiswasser­versor­gung vorzeitig zu erneuern. Das System wurde neu dimensioniert und energetisch optimiert. Der offene Kreislauf der Kühl­flüssigkeit wurde durch einen geschlossenen ersetzt, um einen gleichmässigen Druck der Kühlflüssigkeit zu gewährleisten. So kann eine bedarfs­gerechte Kälte­produktion sichergestellt werden. Überdies lassen sich so Bereitstellungs- und Übertragungs­verluste wesentlich reduzieren.

In den Zirkulations­pumpen kommen nun ebenfalls neue Motoren zum Einsatz, die auch über Frequenz­umrichter gesteuert werden. Gesamthaft können so pro Jahr 166 MWh Strom eingespart werden. Nach Abzug des ProKilowatt- Förderbeitrags von 42’000 CHF können die verblei­benden Investitions­kosten von 146’000 CHF in knapp fünfeinhalb Jahren einge­fahren werden. Janssen ist begeistert von den Projekten, die mit Hilfe von ProKilowatt realisiert werden konnten. «Die Förder­beiträge von ProKilowatt sind ein wichtiger Grund, dass die Stromeffizienz­massnahmen von der Geschäftsleitung bewilligt wurden», erklärt er. Janssen ist zudem davon überzeugt, dass durch solche Innovationen die Wettbewerbs­fähigkeit von Feld­schlösschen gestärkt wird und das Unternehmen für die Zukunft gerüstet sei.

Mitmachen lohnt sich

Unternehmen, die eine Anlage mit Investitions­kosten von mehr als 70’000 CHF ersetzen möchten, können bis zum 23. April 2021 einen Projektantrag auf www.prokw.ch einreichen und einen Förderbeitrag von bis zu 30% der Investitions­kosten erhalten. Wird dieser Termin verpasst, so gibt es eine nächste Eingabefrist bis zum 3. September 2021. Technisch weniger komplexe Massnahmen mit geringen Investitions­kosten werden über Programme unterstützt, siehe www.prokw.ch/programme.

Falls es bei der Projekteingabe offene Fragen gibt, lohnt es sich, die Projektidee frühzeitig vorzustellen und sich beraten zu lassen. Antragsteller sollten einen erleichterten Einstieg in die wettbewerb­lichen Ausschrei­bungen haben, indem sie die wichtigsten Regeln sowie allfällige Stolpersteine kennen. Das ProKilowatt-Team steht dafür gerne zur Verfügung.

Autor
Grégoire Blanc

ist Leiter der Geschäfts­stelle ProKilowatt.

  • CimArk, 1950 Sitten

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