Game Changer oder Spielverderber?
Die Batterie-Energiespeichersysteme kommen
Vom 11. bis 13. Dezember des letzten Jahres herrschte in Deutschland eine sogenannte «Dunkelflaute». Es war stark bewölkt und windstill, d. h. PV- und Windkraftanlagen produzierten nur sehr wenig Strom. In der Folge schossen die Preise auf dem Spotmarkt nach oben. Und im Netz kehrten sich die Lastflüsse um. Während drei Tagen flossen nahezu 2000 MW von Italien in die Schweiz, und bis zu 4000 MW von der Schweiz nach Deutschland.
Flexible Batterie-Energiespeichersysteme, sogenannte Battery Energy Storage Systems (BESS), könnten in solchen Situationen sowohl die Netze als auch die Marktpreise stabilisieren. Sind BESS die Game Changer in unserem elektrischen Energiesystem?
In den letzten Jahren sind die Kosten für grosse Batterie-Energiespeichersysteme kontinuierlich gesunken. Daraus ergeben sich zwei Effekte: Zum einen steigt die Anzahl der Anschlussgesuche für BESS und zum anderen nimmt die Grösse der BESS zu. Ausreichend verfügbare Speicherkapazitäten sind eine unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende. Diese Medaille hat aber auch eine Kehrseite. BESS stellen nicht nur eine zusätzliche Belastung für das Netz dar, sie beanspruchen auch zunehmend die im Netz vorhandenen freien Transportkapazitäten.
Stromnetze werden üblicherweise für einen Zeithorizont von 40 Jahren und mehr geplant und gebaut. Es wird sorgfältig abgewogen, mit wie viel Reserve das Netz gebaut bzw. ausgebaut wird, um den Kapitaleinsatz zu optimieren. Nun schiessen BESS-Projekte wie Pilze aus dem Boden. Auch wenn dem Anschluss dieser Speicher technisch und betrieblich nichts entgegenspricht, reduzieren sie doch die bestehenden Reserven und bringen die Stromnetze viel schneller an ihre technischen Grenzen als ursprünglich geplant.
Für die Netzbetreiber ist die Umsetzung der Energiewende bereits heute ein anspruchsvolles Vorhaben. Mit der zunehmenden Anzahl von Batteriespeichern kommt eine weitere Herausforderung auf sie zu. Aus der Sicht der Netze bleibt die Zukunft also im wahrsten Sinne des Wortes spannend!
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