Verband Electrosuisse

Findet der Fachkräfte­mangel wirklich statt?

Eine Momentaufnahme aus der Elektrobranche

14.06.2017

Seit einiger Zeit sagen führende Köpfe aus Industrie und Wirtschaft einen Fachkräftemangel voraus. Doch was hat es damit wirklich auf sich? Wer ist betroffen? Was sind die unmittelbaren Auswirkungen? Welche Massnahmen ergreifen Unternehmen konkret, um diesem Trend entgegenzuwirken? Electrosuisse hat eine Blitzumfrage bei über 80 mittelgrossen Mitgliederfirmen in der Deutschschweiz zum Thema Fachkräftemangel und Herausforderungen in der Rekrutierung von Elektroingenieuren durchgeführt.

Die Aussagen der befragten Personalverantwortlichen ergaben ein klares Bild: Während bei Energieversorgungs­unternehmen eher eine Konsolidierung stattfindet und sich die Situation bezüglich Stellen­besetzungen etwas entspannter zeigt, gibt es im Industriesegment klare Tendenzen zu einem Fachkräftemangel: Es sei schwierig bis «beinahe unmöglich», offene Elektro­ingenieurs­stellen zu besetzen. Insbesondere in den Bereichen Automation und Steuerungstechnik gebe es praktisch keine geeigneten Kandidaten, sagt die Personal­verantwortliche eines mittelgrossen Schweizer Maschinen­bauunterneh­mens in der Nordostschweiz.

Auszug von Aussagen aus der Blitzumfrage:

  • 30 % der befragten KMU haben in den letzten sechs Monaten Elektroingenieure gesucht oder eingestellt.
  • Über 40 % der befragten Unternehmen planen, in den nächsten sechs Monaten, Elektroingenieure einzustellen.
  • Zwei Drittel der befragten Personalverantwortlichen sagen, dass Sie für eine Stellenbesetzung meist mehr als drei Monate benötigen.
  • Zwei Drittel der Befragten schätzen, dass die Suche nach Elektroingenieuren künftig eher noch schwieriger werden wird.

Die Folge daraus sind Vakanzen über mehrere Monate. Einige Unternehmen behelfen sich mit externen Dienstleistern, überbrücken Engpässe mit Mehrarbeit oder sehen sich gezwungen, Projekte oder Termine zu verschieben. Auf Dauer sei das unbefriedigend und zudem teuer, meint der Geschäftsführer eines KMU im Zürcher Oberland.

Konkrete Massnahmen und Lösungen sind gefragt

Alternativen und neue Lösungsansätze sind gefordert. Flexiblere Arbeitszeiten, die Rekrutierung älterer Fachkräfte inklusive pensionierter Ingenieure mit Teilzeitpensen, oder die Verlagerung von Tätigkeitsgebieten ins Ausland sind Möglichkeiten, die vermehrt in Betracht gezogen werden. Doch solche Überlegungen stehen bei vielen Firmen erst in den Anfängen. Wem es gelingt, Stellenangebote mit entsprechenden Rahmenbedingungen mit viel Flexibilität zu entwickeln, ist dabei bestimmt im Vorteil.

Netzwerk wird immer wichtiger                                   

Die Umfrage zeigt auch, dass ein geeignetes Fachnetzwerk an Bedeutung gewinnt. Wer gut vernetzt ist, trifft sich regelmässig mit Fachkräften und hat die Chance, Tendenzen frühzeitig zu erkennen. Dies erlaubt zum Beispiel, zusammen Strategien zu entwickeln und auch gemeinsam Lösungen zu finden. Aktuell wächst auch das Bedürfnis, die Nachwuchsarbeit, Berufs- und Frauenförderung voranzutreiben und Spezialisten gezielter auf geeigneten Plattformen anzusprechen.

Autorin
Bernadette Kohler

Marketing und Kommunikation.

  • Electrosuisse, 8320 Fehraltorf