«Fachkräfte müssen geplant werden»
Netzelektriker-Ausbildung
Netzelektrikerinnen und Netzelektriker sind in der Energiebranche noch immer sehr gesuchte Arbeitskräfte. Der Leitungsausschuss Berufsbildung Netzelektriker/in will seine Bemühungen, um mehr junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern, noch weiter intensivieren. Giampaolo Mameli, Vorsitzender des Leitungsausschusses, erzählt, wie das geschehen soll.
Bulletin: Die Branche ächzt unter dem Druck des Fachkräftemangels, vor allem bei den Netzelektrikern. Wie sieht die Situation in der Schweiz momentan aus.
Giampaolo Mameli: Leider beantworteten nur wenige der angeschriebenen Unternehmen die letzte Umfrage, die der Leitungsausschuss zu diesem Thema durchführte. Trotzdem lässt sich aus den vorhandenen Ergebnissen nach wie vor ein Mangel an ausgebildeten Netzelektrikerinnen und Netzelektrikern ablesen.
Was sind die Gründe für den Mangel?
Lernende zu finden, ist heute allgemein schwierig. Hinzu kommt, dass es vor allem in der Ausbildung für Netzelektrikerinnen und Netzelektriker immer schwieriger wird, Instruktoren und Ausbildungsverantwortliche bei den Betrieben zu finden. Es macht fast den Eindruck, als ob einige Arbeitgeber solche Aktivitäten ihrer Mitarbeiter für unnötig hielten.
Welche Massnahmen haben Sie im Leitungsausschuss gegen den Fachkräftemangel ergriffen?
In unserem Ausbildungssystem braucht es die Beteiligung aller. Daher betreiben wir einerseits Berufsmarketing, um junge Menschen und deren Eltern überhaupt auf den Beruf und seine vielen Vorteile, beispielsweise die Sicherheit des Arbeitsplatzes oder die möglichen Karrierechancen, aufmerksam zu machen. Andererseits müssen wir auch die Unternehmen sensibilisieren, dass Fachkräfte geplant werden müssen, weil sie nicht einfach am Arbeitsmarkt vorhanden sind.
Gibt es weitere Massnahmen, die Sie gerne umsetzen möchten?
Wir wollen das Ausbildungsangebot verstärken. Dazu braucht es aber nicht nur Lernende, sondern auch Instruktoren und Branchenvertreter, die bereit sind, in den verschiedenen Kommissionen mitzuarbeiten.
Welche Rolle spielen dabei die Unternehmen?
Die Rolle der Unternehmen ist wesentlich. Man muss mehr in die Suche nach Lernenden und in die Zusammenarbeit mit den Ausbildungsgremien investieren. Nur wenn alle in die gleiche Richtung arbeiten, können wir die Situation entspannen. Ein guter Anfang wäre, dass alle unsere Umfragen beantworten…
Was unternehmen Sie punkto Berufsmarketing?
Wir werden mit den grösseren Unternehmen, die schon viel in diesem Bereich tun, diskutieren und ein Kommunikationskonzept erarbeiten. Dieses soll anschliessend allen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden.
Wo legen Sie beim Berufsmarketing den Fokus?
Junge Menschen erreicht man heute hauptsächlich über Social Media. Aber wir dürfen dabei auch die Eltern nicht vergessen.
Die 5-Jahres-Überprüfung der beruflichen Grundbildung läuft aktuell. Wie ist der Stand der Dinge?
Dieses wichtige Projekt läuft sehr gut. Dafür muss ich mich nicht zuletzt herzlich bei unserem «Sekretariat» bedanken, das alles koordiniert. Mit dieser Überprüfung wird die Qualität der Ausbildung garantiert. Änderungen, die sich aus den bisherigen Erfahrungen ergeben haben, werden diskutiert und implementiert. Dieses Projekt ist der Beweis, dass von Seiten des Bundes viel in die Berufsbildung investiert wird. Davon sollten wir profitieren und uns alle zusammen engagieren. Aktuell werden das Berufsbild und das Qualifikationsprofil überarbeitet, bevor dann der Bildungsplan angepasst wird
Auch die höhere Berufsbildung wird momentan überarbeitet. Wie ist der Stand der Dinge?
Dieses Projekt hatte einen schwierigen Start, auch wegen seiner Komplexität mit den neuen Fachrichtungen. Auch in diesem Fall hat uns die hohe Professionalität unseres Sekretariats erlaubt, die geeignete Organisation zu planen und zielorientiert zu arbeiten. Dank dieser Überarbeitung wird die höhere Berufsbildung die Anforderungen des Arbeitsmarktes noch besser erfüllen. Ende März 2020 startete die Vernehmlassung zu den neuen Prüfungsordnungen und Wegleitungen zur Berufs- und höheren Fachprüfung.
Zur Person
Giampaolo Mameli ist Vize-Direktor der Aziende Industriali di Lugano SA und Vorsitzender des Leitungsausschusses Berufsbildung Netzelektriker/in.
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