Fachforum zur Transformation des Energiesystems
Die vielen Aspekte der Energiewende
Am 18. Mai 2022 trafen sich Interessierte zum zweiten Fachforum an den Powertagen, der diesmal von Electrosuisse organisiert wurde. Den Einstieg machte Kristina Orehounig, Leiterin der Abteilung Urbane Energiesysteme an der Empa, mit einer Bestandsaufnahme: Wir seien energetisch über 70% vom Ausland abhängig, wollen die Kernkraft abschalten und auf fossile Energieträger verzichten. Ohne neue Lösungen gehe dies aber nicht – Lösungen, die das Erzeugungspotenzial dorthin verschieben, wo der Verbrauch ist und umgekehrt. Die Natur könnte dabei unser Vorbild sein, denn sie präsentiere uns Vorräte und Suffizienz als Lösungen. Künftig wird es zu einer Elektrifizierung aller Bereiche kommen, wobei uns nebst der Energieerzeugung auch die Speicherung vor Herausforderungen stellt. Mit Modellierungstools für Multi-Energie-Systeme liesse sich herausfinden, welche Energieträger und welche Umwandlungs- und Speichertechnologien ins System aufgenommen werden sollen.
Suad Emrulai, Cyber Security Experte bei Siemens Smart Infrastructure, ging auf die vier Generationen der Kommunikation bei Schaltanlagen ein. Je neuer und vernetzter die Kommunikation, desto höher das Cyber-Risiko. Es verändern sich einerseits die Infrastruktur und die Prozesse, andererseits auch die Bedrohungslandschaft: Die Infiltrierung von Malware, DDOS-Attacken, Sabotage, Spionage, das Eindringen über Fernzugriff bei Homeoffice sind nur einige der Risiken. Er erläuterte, wie man die Anlagen im Unterwerk absichern kann, beispielsweise durch Aufteilung in kleine Gruppen, virtualisierte Scada-Gruppen, Zertifikatsmanager, Active Directory, Tracking der Interaktionen, automatische Updates und gehärtete Systeme. Dies allein aber genüge nicht, denn ein ganzheitlicher Ansatz sei nötig.
Felix Tresch, Geschäftsführer des Elektrizitätswerks Ursern, stellte die Stromproduktion des EW vor und präsentierte die Ausbaupläne des Windparks Gütsch. Weil im ganzen Tal verdichtet gebaut wird und das Skiresort ausgebaut wird, steigt der Bedarf an Winterenergie. Auch deshalb möchte das EW den Windpark auf dem Gütsch von heute 3,3 MW auf 11,9 MW ausbauen und dadurch die Winterenergie fast verdreifachen. Ein Problem sei, dass die auf dem Gütsch installierten Anlagen nicht mehr verfügbar sind und die nächstgrösseren Anlagen nur bis Ende 2023 bestellt werden können. Bis die Baubewilligung vorliegt, dürften auch diese Anlagen nicht mehr erhältlich sein ...
Pierre-Jean Alet, Group Leader Digital Energy Solutions CSEM, schloss das Forum mit grundlegenden Fragen ab. Er stellte eine neue Studie vor, die den kostenoptimalen Mix für die Schweiz für 2050 mit hohem Detaillierungsgrad bei Wasserkraft und Photovoltaik ermittelt hat. Sogar die Auswirkungen des Klimawandels wurden dabei berücksichtigt. Er empfiehlt, statt auf Wasserstoff zu setzen, die Stauseen zu erweitern.
Dem Forum gelang es, das Spektrum der für die Energiewende relevanten Fragen gut abzubilden.
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