Erneuerbare – wie steuern?
Dezentrale Einheiten in virtuellen Energiepools aggregieren
Der Energiemarkt befindet sich im Umbruch: Die zentralisierte Produktion weicht zunehmend einer dezentralen, wetterabhängigen Produktion aus vielen Energiequellen. Diese Entwicklung wird durch die digitale Vernetzung von Erzeugung, Speicherung und Verbrauch gefördert und beschleunigt.
Viele EVUs sind heute als Dienstleister für Energie, Daten und Infrastruktur aktiv. In einem virtuellen Energiepool aggregieren sie ihre dezentralen technischen Einheiten. Dazu zählen Laufwasserkraftwerke, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, Industrieanlagen mit steuerbaren Lasten sowie Windkraft- und PV-Anlagen und Batteriespeicher. Solche virtuellen Kraftwerke können am Energy-only-Markt und an den Regelenergiemärkten vermarket werden.
Ein führendes Stromunternehmen hat kürzlich einen solchen Pool in Betrieb genommen, der in Echtzeitbewirtschaftung mehr als 60 produzierende und verbrauchende Einheiten verbindet – Kapazität: rund 1,1 GW. Dadurch lassen sich Einsatzplanung und Anlagensteuerung in einem Schritt durchführen. Daten zu Prognosen, Vermarktung, Abrechnung und Fahrplänen werden so mit dem Energiemanagement ausgetauscht. Der Übertragungsnetzbetreiber erhält Informationen zu Regelleistungsabrufen, die für Diagnosezwecke genutzt werden können und aus denen sich Statistiken erstellen lassen. Besonders wichtig war eine flexible, modulare Lösung, die sich von wenigen Einheiten schnell auf mehrere Tausend skalieren lässt.
Für viele kleine und mittlere Erzeugungsanlagen wird so ein Marktzugang überhaupt erst möglich. Dabei bleiben Betrieb und Kontrolle des virtuellen Energiepools in der Verantwortung des Betreibers. Neue Kunden und Anlagen können ohne Betriebsunterbruch zum Pool hinzugefügt werden.
Innert weniger Jahre haben sich erneuerbare Energien vom idealistischen Nischenprodukt zum globalen Megatrend gemausert. Viele Länder produzieren inzwischen mehr Strom aus Wasser, Wind, Sonne, Geothermie und Biomasse als aus konventionellen Energieträgern. Diese Entwicklung wird – auch dank virtueller Energiepools – weitergehen.
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