Erneuerbare Energien massiv ausbauen
CKW plant Projekte in den Bereichen Photovoltaik, Windkraft, Biomasse sowie Wasserkraft
Die Schweiz ist beim Ausbau der erneuerbaren Energien nicht auf Kurs. Schon heute wird hierzulande im Winter zu wenig Strom produziert, die Abhängigkeit von Importen ist gross. Mit dem schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie verschärft sich die Situation massiv. Demgegenüber wird der Stromverbrauch durch den Ersatz von fossilen Energieträgern beim Heizen und der Mobilität zunehmen. Erhöht sich das Ausbautempo nicht, müsste bereits ab 2035 fast ein Drittel des Stroms importiert werden.
Die Axpo Tochter CKW hat die Ambition, bis 2030 Ausbauprojekte im Umfang von bis zu einer Milliarde Franken zu realisieren und die Dekarbonisierung voranzutreiben. «Wichtig ist eine breite Diversifizierung der Technologien: Wir haben unter anderem Pläne in den Bereichen Wasserkraft, grossflächige PV-Kraftwerke, Biomassekraftwerke und Windkraft. Damit stärken wir unsere einheimische Produktion», sagt CKW-CEO Martin Schwab. So könnte dereinst klimafreundlicher Strom für 165'000 Haushalte und Wärme für bis zu 55'000 Haushalte produziert werden.
Neue Windpärke in der Zentralschweiz
CKW verfolgt aktiv sechs Windparkprojekte in der Zentralschweiz und im Aargau. Die potenziell rund 20 Turbinen produzieren dereinst sauberen Strom für über 30'000 Haushalte. Während die Planung am Lindenberg weit fortgeschritten ist und die Bevölkerung voraussichtlich im 2023 über die Realisierung abstimmen wird, konnte CKW für drei Hügelzüge im Kanton Luzern Vereinbarungen mit lokalen Grundstückbesitzern und Behörden treffen und erste positive Abklärungen vornehmen.
Es sind dies Standorte auf der Äberdingerhöchi (Gemeinden Pfaffnau/Reiden), auf dem Salbrig (Willisau) sowie auf dem Ruswilerberg (Ruswil). Die drei Hügelzüge sind Teil der aktuellen Teilrevision des Richtplans zur Festlegung von geeigneten Gebieten für die Windenergie im Kanton Luzern. Dieser Prozess soll bis in einem Jahr abgeschlossen sein.
Windenergieanlagen produzieren etwa zwei Drittel des Stroms im Winterhalbjahr – dann, wenn Strom besonders benötigt wird. Sie ergänzen somit andere nachhaltige Produktionsformen wie Wasserkraft und Solarenergie bestens. Auch bei den übrigen Projekten sind die Planungen angelaufen. Die konkreten Standorte werden kommuniziert, sobald die Gespräche mit Grundeigentümern und Behörden fortgeschritten sind. «Wir sind zudem interessiert, weitere Windparks zu entwickeln», sagt Rafael Mesey, Leiter Neue Energien bei CKW.

Klimaneutrale Wärmeversorgung
Eine weitere Produktionsform, welche CKW ausbauen will, ist die Strom- und Wärmegewinnung durch Biomasse. Dabei werden die Vorteile von Holzheizkraftwerken genutzt. «Mit der Holznutzung generieren wir lokale Wertschöpfung und durch die Wärme-Kraft-Kopplungs-Technologie können wir wetterunabhängig Bandenergie und somit auch wertvollen Winterstrom produzieren. Weiter wird auf eine Holzvergasungstechnologie gesetzt, bei welcher kein Kohlendioxid in die Luft gelangt, sondern in der Pflanzenkohle gebunden der Erde zurückgegeben wird. So erzielt diese Technologie sogar dringend benötigte Negativemissionen», sagt Rafael Mesey. Holzheizkraftwerke produzieren sowohl Wärme zum Heizen als auch Strom. Sie fördern somit die Dekarbonisierung des Wärmesektors ohne zusätzliche Erhöhung des Strombedarfs.
CKW betreibt seit Jahren Wärmeverbünde. Ein aktuelles Grossprojekt ist derzeit in der Luzerner Gemeinde Schüpfheim in Planung. Dort soll mit einem Holzheizkraftwerk schon bald Strom für rund 800 Haushalte und Wärme für 1000 Haushalte produziert werden. «Weitere fünf Kraftwerke sind bereits in Planung, das Potenzial ist gross», so Rafael Mesey. CKW macht Gemeinden dabei ein Angebot für die Wärmeversorgung aus einer Hand: Sie bietet individuell einen Anschluss an den lokalen Wärmeverbund oder eine Wärmepumpe im Abo-Modell an.
Photovoltaik: Alpine Grossanlagen produzieren zuverlässig Winterstrom
Enormes Potenzial für die Stromproduktion liegt im Photovoltaikbereich brach. Während CKW pro Jahr rund 450 Dach- und Fassadenanlagen installiert, sind Freiflächenanlagen in der Schweiz nach wie vor eine Seltenheit. Denn aktuell werden vor allem Projekte realisiert, bei denen die indirekte Förderung durch Eigenverbrauch ein massgeblicher Treiber ist.
CKW will dies ändern und hat hierzu einen neuen Bereich «Photovoltaik-Kraftwerke» geschaffen. Ziel ist der Bau von Grossanlagen auf Freiflächen, im alpinen Bereich sowie die vollständige Ausnutzung von grossen Industrie-, Landwirtschafts- und Gewerbeflächen. Ein Beispiel dafür ist die von CKW realisierte Freiflächenanlage mit 2500 m² auf einem Industrieareal in Baar. Eine noch grössere Anlage soll im thurgauischen Schlattingen mit einer Nennleistung von 1,4 MW dereinst Strom für rund 300 Haushalte produzieren. CKW hat sich aktuell bereits Flächen gesichert, um Anlagen für die Versorgung von bis zu 9000 Haushalten zu bauen – weitere Grundstücke kommen laufend dazu.
«Wir wollen verstärkt auch im alpinen Bereich Grossanlagen realisieren, denn diese sind effizienter und können im Winter sogar mehr Strom produzieren als im Sommer», blickt Rafael Mesey nach vorne. Im Gegensatz beispielsweise zu Frankreich, wo Grossanlagen längst sauberen Strom produzieren, ist in der Schweiz der Bau von Anlagen teilweise gar nicht erlaubt und die Bewilligungsverfahren sind lang und steinig. Für CKW-CEO Martin Schwab ist darum klar: «Wir wollen vorwärts machen und investieren, die Politik muss hierzu aber akzeptable Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehört – neben Bewilligungen für Anlagen ausserhalb der Bauzonen – auch ein Paradigmenwechsel bei der Förderung: Weg von Investitionsbeiträgen hin zu einer gleitenden Marktprämie, bei welcher sich Staat, Investor und Produzent das Risiko teilen, indem der Staat per Auktion dem Investor eine minimale Vergütung zusichert.»
Dammerhöhung auf der Göscheneralp
Um die sich abzeichnende Winterstromlücke zu reduzieren und die wetterabhängige Stromproduktion durch Photovoltaik und Wind zu kompensieren, möchte CKW den Damm auf der Göscheneralp erhöhen. Dadurch liessen sich wichtige Speicherreserven schaffen und so die Stromproduktion verstärkt vom Sommer in den Winter umlagern. Da dabei keine neue Energie erzeugt wird, ist die Wirtschaftlichkeit anspruchsvoll: Es sind Investitionsbeiträge von bis zu 80% nötig. Zudem muss mit dem Kanton Uri eine Vereinbarung zum Restwert nach Ablauf der Konzession im Jahre 2043 getroffen werden können. «Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, gehen wir in eine konkrete Ausarbeitung des Projektes», sagt Martin Schwab.
Kompromissbereitschaft gefordert
Ein Selbstläufer wird der geplante Ausbau der erneuerbaren Energien nicht, das ist sich Martin Schwab bewusst: «Die Politik muss dringend bessere Rahmenbedingungen schaffen und insbesondere die Bewilligungsverfahren beschleunigen. Und es braucht die Bereitschaft aller Seiten, Kompromisse einzugehen. Nur so schaffen wir es, die für das Klima so wichtigen Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen und mögliche Strommangellagen abzuwenden.»
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