Erfolgsfaktoren für die Energiewende
Swissmig-Jahrestagung, 15. November 2024, Dübendorf
Bereits zum zehnten Mal trafen sich Interessierte an der Jahrestagung von Swissmig in Dübendorf, diesmal am 15. November 2024. Obwohl Swissmig der Verein Smart Grid Industrie Schweiz ist, beschränkte sich die Tagung thematisch nicht auf Smart Grids, sondern gab – im Kontext der Energiewende – auch in anderen Bereichen Impulse.
Den Auftakt machte der Oberbürgermeister von Wuppertal, Uwe Schneidewind, mit Einblicken ins Zusammenspiel von Wissenschaft und Politik. Er erläuterte, was geschieht, «wenn ein hochrationales System auf eines trifft, das nach anderen Regeln funktioniert.» Die durch die Energiewende ausgelösten Veränderungsprozesse haben auch politische und institutionelle Seiten, die weniger dynamisch sind. Zudem gibt es eine kulturelle Ebene mit Identitätsfragen und Ängsten. Da es in der Politik primär um Einfluss geht, wird durch das Blockieren sinnvoller Vorschläge Verhandlungsmacht aufgebaut. Um Vertrauen für die Energiewende zu schaffen, so Uwe Schneidewind, brauche es urbane Experimentierräume, in denen technische Lösungen erfolgreich umgesetzt werden. Solche faktenbasierten Vertrauenssignale können gesellschaftliche Stimmungen verändern und der Energiewende die Bahn ebnen.
Nach einem Vortrag von Adrian Bolliger, dem CEO von Dätwyler IT Infra, der die Bedeutung der Digitalisierung und intelligenter Netze für die Energieinfrastruktur erläuterte, stellte Matthias Gysler, Chefökonom des BFE, Neuigkeiten vom BFE zur Umsetzung des Stromgesetzes vor. Das Messwesen, das auf 2026 umgesetzt wird, soll einen einheitlichen Messtarif erhalten, denn heute seien die Messtarife sehr unterschiedlich. An einer lokalen Schnittstelle des Smart Meters soll jeder seine Daten herauslesen können, um sie beispielsweise für den ZEV zu nutzen. Sollte dies nicht möglich sein, kann der Kunde selbst einen – vom Netzbetreiber finanzierten – Zähler installieren.
Nationalrat Jürg Grossen erläuterte die Vorteile von SmartGridready. Der gemeinsame Knotenpunkt für die Kommunikation in Gebäuden soll es künftig ermöglichen, dass 40 GW installierte PV-Leistung in ein 10-GW-Netz integriert werden können. Das Ziel sei ein von einem Energiemanager gesteuertes Energiesystem, also ein Orchester mit einem Dirigenten.
Wie eine mangelhafte Datenqualität wegen falschen Zählerwerten, einer fehlenden automatischen Ersatzwertbildung, manueller Nacherfassung oder falschen Wandlerfaktoren zur Unausgeglichenheit von 1000 MW im Übertragungsnetz führen kann, erläuterten Marc Rüede und Roland Bissig.
Patrick Bollhalder, Anapaya, und Markus Riner vom VSE zeigten auf, wie sich kritische Infrastrukturen im Cyberraum unsichtbar machen lassen. Sie stellten die Secure Swiss Energy & Utilities Networks vor, die auf dem Scion-Protokoll basieren. Abgerundet wurde die Tagung vom Energieberater Richard Widmer, der die Vorzüge und Grenzen von Low-Tech-Gebäuden aufzeigte. Und somit anregte, darüber nachzudenken, wo sich Nachhaltigkeit auch ohne Technik erreichen lässt.
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