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Energiezukunft 2021

Die Mobilität nachhaltiger gestalten

21.05.2021

Die Energiezukunft-Tagung von Electrosuisse wurde am 18. Mai online durchgeführt. Diesmal standen die nachhaltige Mobilität und die für sie benötigte Infrastruktur im Fokus. Aber nicht nur, denn auch die für die Nachhaltigkeit nötigen Erneuerbaren zogen sich wie ein roter Faden durch den Event.

Die Veranstalter wählten den Schwerpunkt bewusst: Bei Gebäuden und in der Industrie wurden in den letzten Jahren die CO2-Emissionen gesenkt, aber bei der Mobilität nicht. Gemäss dem Moderator Franz Baumgartner, Professor an der ZHAW Winterthur, genügt es nicht, den Verkehr einfach zu elektrifizieren. Man muss auch darauf achten, wie und womit man die Fahrzeuge lädt. Dieses Thema wurde an der Tagung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

Den Auftakt machte eine praktische Frage: «Wie zufrieden sind die Nutzer der Elektromobilität heute?» Emma Costa Argemi präsentierte Resultate einer Befragung von Nutzern aus Bayern. Heutige Fahrer seien Early Adapters. Sie sind bereit, einiges in Kauf zu nehmen. Die nächste Generation der Nutzer wird anspruchsvoller sein. Deshalb muss man bereits heute schauen, wo noch Optimierungsbedarf besteht, beispielsweise beim Ladeangebot auf Parkplätzen und einer transparenteren Verrechnung.

Der erste Programmteil war dem ÖV gewidmet. Simon Weiher von Hitachi ABB Power Grids stellte die komplette Flotten­elektri­fizierung vor. Drei Technologien stehen da zur Wahl: Depotladung, Opportunity und Flash-Ladung unterwegs. Ist die Wahl getroffen, kommt die Arbeit an den Details: Will man eine Anbindung ans Mittelspannungs- oder ans Niederspannungsnetz? Sollen Solarstrom und Energie­speicher genutzt werden? Mit diesen Fragen sind heute die Verkehrs­betriebe konfrontiert. Um die Implemen­tierung von elektrischen Bussen in Städten ging es im Vortrag von Michael Rietmann von Furrer + Frey. Er ging auf die Kostenoptimierung ein, u. a. durch ein aktives Lade- und Depot­management.

Im zweiten Teil ging es ums Laden. Wie sich mit einem bidirek­tionalen Ladegerät von Evtec die Elektroauto-Batterie für ein lokales Last- und Energie­manage­ment verwenden lässt, erläuterte Dominik Mock. Das bidirektionale Laden könnte künftig einen wertvollen Beitrag zur Netzstabilisierung leisten. Auf die optimale Regelung der Solar­strom­ladung für das Einfami­lienhaus ging Fabian Krämer von Senero ein. Erfahrungen mit dem Bau eines Solar-Faltdachs auf einer grossen Parkfläche der Kronberg­bahnen stellte schliesslich Andreas Hügli, DHP Technology AG, vor. Das Faltdach bietet gleich mehrere Vorteile, denn nebst dem Strom, den man direkt fürs Laden der parkierten Elektroautos nutzen kann, steigt man nach dem Ausflug im Sommer in ein deutlich kühleres Fahrzeug als vorher. Dank dem Faltprinzip kann man zudem im Winter Strom produzieren, denn bei Schneefall werden die Panels eingefahren und bei Sonnenschein wieder ausgefahren.

Am Nachmittag erläuterte Volker Dietrich, Varta, die Lage bei den stationären Heim­speichern und den Gewerbe­speichern. Langsam steigt auch der Anteil an stationären Energiespeichern. Christoph Erni von Juice Booster zeigte dann auf, worauf es bei grossen Parkflächen ankommt: auf gut dimensionierte Zuleitungen und das Last­manage­ment. Richtige Entscheidungen am Anfang von Ladeinfrastruktur-Projekten wirken sich später positiv aus. Dann stand das induktive, drahtlose Laden bei Peter Wambsganss von Witricity im Fokus. Die grosse Frage dürfte hier die Akzeptanz unter der Bevölkerung sein, auch wenn die vorgegebenen Grenzwerte eingehalten werden. Bezüglich Energieeffizienz liegt die induktive Ladung nur wenige Prozent unter der des kabelgebundenen Ladens.

Thomas Di Lorenzo, Leiter Abwasser­wirtschaft, Limeco, stellte die erste industrielle Power-to-Gas-Anlage der Schweiz vor, mit der ein Überschuss an Solarstrom zu Methan umgewandelt werden sollte. Der letzte Vortrag war der Zukunft der grünen Treibstoffe gewidmet. Franz Baumgartner präsentierte Zahlen aus Deutschland, die aufzeigen, dass wegen der geringen Effizienz die indirekte Nutzung von Elektrizität via Gas nicht in der Lage ist, die Mobilität zu versorgen. Fazit: Direktes Laden ist ökologischer und ökonomischer.

Auch an den Roundtables, die den vielseitigen Event auflockerten und Gelegenheit für Detailfragen boten, vernahm man den optimistischen Grundtenor der Tagung: Man solle heute in eine nachhaltige, durchdachte Mobilität investieren. Die anfänglichen Infrastrukturkosten sind zwar erheblich, aber die tieferen Betriebskosten sorgen schon nach wenigen Jahren für Wirtschaftlichkeit.

Autor
Radomír Novotný

ist Chefredaktor des Bulletins Electrosuisse.

  • Electrosuisse
    8320 Fehraltorf

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